Götz George schimpft über Duisburg Schimanskis Kritik: OB verteidigt seine Stadt

Duisburg · Götz George findet Duisburg inzwischen als Drehort offenbar uninteressant: Zu abgewrackt, zu austauschbar. Oberbürgermeister Sören Link (SPD) kann Georges Aussagen zum Teil nachvollziehen, schlägt aber neue Drehorte in der Stadt vor.

Als Hauptkommissar Horst Schimanski nimmt Götz George kein Blatt vor den Mund. Eines seiner ersten Worte im "Tatort"-Krimi war "Scheiße". So ähnlich findet George offenbar auch die Stadt Duisburg, in der die meisten Folgen der Krimireihe spielen. In einem Interview mit "Spiegel Online" spricht er nun von traurig verwahrlosten Gegenden, "wo kein Mensch zu sehen ist und alle Häuser vernagelt sind. Es wäre blanker Voyeurismus, sich daran zu weiden. "

Zudem kritisierte George, der am Sonntag in der ARD in einer weiteren Schimanski-Episode zu sehen sein wird, nicht nur einzelne Straßenzüge, sondern auch ganze Stadtteile, in denen der Niedergang sichtbar wird. So gebe es "in der Stadt inzwischen Orte, die sind so heruntergekommen, da willst du wirklich nicht mit dem Filmteam anrücken."

Seit den Dreharbeiten für seinen ersten "Tatort" "Duisburg-Ruhrort", der am 28. Juni 1981 ausgestrahlt wurde, hat George die Entwicklung der Ruhrgebietsstadt miterlebt. Auf die Frage, ob er bei einem Dreh in Duisburg noch ein Heimatgefühl empfinde, antwortete er mit einem entschiedenen Nein. "Immer wenn ich da wieder auftauche, fragt mich der Bürgermeister: ,Na, ist unsere Stadt nicht schön geworden?'"

OB Link: Duisburg ist nicht glattpoliert

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) kann die Kritik an seiner Stadt zu einem gewissen Teil nachvollziehen, wehrt sich jedoch dagegen, dass Duisburg sich ausschließlich zum Negativen hin entwickelt habe. "Ich bin mit ganzem Herzen Duisburger und liebe meine Stadt. Gerade auch, weil sie nicht glatt poliert ist, sondern weil sie Ecken, Kanten und auch ihre Probleme hat", betonte Link. "Damit gehen wir Duisburger selbstbewusst, offen und ehrlich um, so wie die Menschen hier nun mal sind."

Der Oberbürgermeister hätte sich gewünscht, dass George auch die schönen Seiten der Stadt genannt hätte — wie zum Beispiel den Landschaftspark und die Sechs-Seen-Platte. "Das wären doch mal Kulissen für den nächsten Schimanski", schlägt der Duisburger OB vor. Teile der neuen Folge "Loverboy" (siehe Infokasten) wurden in Duisburg unter anderem im Ruhrorter Binnenhafen und im modernen Innenhafen der Stadt gedreht.

Arbeitslosigkeit, Schrotthaufen, runtergekommene Ecken

Zugleich kritisierte Götz George einen Hang zu einer seelenlosen Sanierung von Innenstädten und stellte Duisburg dabei in eine Reihe mit Düsseldorf und Köln. "Aber Duisburg ist inzwischen von keiner anderen deutschen Stadt mehr zu unterscheiden, es sieht aus wie in Köln oder Düsseldorf", sagte er.

In einem anderen Interview hatte sich der Schauspieler noch vor wenigen Monaten ganz anders über die vermeintlich heruntergekommenen Duisburger Stadtteile geäußert. Damals gefielen ihm diese Gegenden offenbar noch. "Das war es doch: der Hafen, der runterkommt, Arbeitslosigkeit, die Schrotthaufen da, die runtergekommenen Ecken — das interessierte uns doch."

Das alte Duisburg vom Anfang der 80er Jahre mit seinen Rissen und Narben, aber auch seiner Lebendigkeit und Gemeinschaft, in dem die Figur des Schimanski entstanden sei, existiere nicht mehr, bedauerte George. "Aber da gehört Schimanski hin. Der sieht ja selber aus wie ein halb abgerissenes Haus."

Die Fernsehzuschauer wussten 1981 sofort, woran sie bei dem Duisburger Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski waren. Das Publikum liebte diesen Ruhrpott-Proll mit Schnauzbart und zerknautschter Windjacke — nach anfänglichem Entsetzen. Bei der ersten Folge schalteten damals 15,4 Millionen Zuschauer ein. Der Erfolg war so groß, dass es später sogar noch zwei Kinofilme mit Schimanski gab und die Reihe bis heute im Fernsehen läuft.

(RP)
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