Duisburg Schläpfer-Uraufführung in Duisburg
Duisburg · Am Freitag, 23. Januar, bringt die Deutsche Oper am Rhein in ihrem Duisburger Haus ihren jüngsten, Ballettabend "b.22" heraus. Er beginnt mit einer Uraufführung von Ballettdirektor Martin Schläpfer.
Martin Schläpfer, erfolgreicher Ballettdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, wollte unbedingt für Duisburg eine Uraufführung kreieren. Das Ergebnis "verwundert zu seyn - zu sehn" eröffnet mit der Premiere am kommenden Freitag, 23. Januar, um 19.30 Uhr, die Duisburger Ballettsaison und den jüngsten, dreiteiligen Ballettabend "b.22", diesmal ganz ohne Orchester.
Inspirieren ließ sich Schläpfer dabei von Texten des Philosophen Arthur Schopenhauer und von den schließlich verwendeten Kompositionen: die sechste und die zehnte Klaviersonate von dem vor 100 Jahren gestorbenen mystisch-exzentrischen Komponisten Alexander Skrjabin rahmen den "Grande Valse di bravura ,Le bal de Berne'" von Franz Liszt. Live am Flügel spielt der renommierte Pianist Denys Proshayev, in dessen "magischen Anschlag" sich Schläpfer "gleich verknallte", als dieser hier vor drei Jahren in "b.10" der Solist im Klavierkonzert von Alfred Schnittke war (die RP berichtete). In der neuen Choreographie treten die Kräfte der Nacht (mit der Musik von Skrjabin) gegen die Kräfte des Tags (Liszt) an. Schläpfer legte "verwundert zu seyn - zu sehn" für insgesamt 15 Tänzerinnen und Tänzer als "inneren Dialog" für einen einzigen Akteur an: "Marcos Menha führt uns tief in die emotionale Gedankenwelt eines Menschen, den die Sehnsucht nach Vergangenheit genauso umtreibt wie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft", verspricht die Rheinoper. Auch der Bühnen- und Kostümbildner Keso Dekker ließ sich von Skrjabin und seiner Musik inspirieren.
Es folgt mit "Moves" von Jerome Robbins ein Stück ohne Musik - aber alles andere als ein stilles Stück. Die einzigen Klänge, die zu hören sind, erzeugen die Tanzenden selbst. Mit dem Knallen und Schleifen der Spitzenschuhe auf dem Bühnenboden und dem Klatschen der Handflächen auf den Oberschenkeln erschaffen sie ihren eigenen, streng durchkomponierten Soundtrack. Der Grund für diese scheinbare Beschränkung in diesem Schlüsselwerk der Neoklassik (Schläpfer: "Das ist gut für die klassische akademische Technik unserer Compagnie") war 1959 ein eher banaler: Der Komponist Aaron Copland hatte die bestellte Musik nicht rechtzeitig geliefert.
Danach passt perfekt "ein Wald, ein See", das Martin Schlüpfer schon 2006 für seine damalige Wirkungsstätte Mainz schuf. Der Musiker, Komponist und Performer Paul Pavey bedient im Orchestergraben ein reichhaltiges Instrumentarium plus Obertongesang und elektronische Zuspielungen, beschwört mit geheimnisvollen nächtlichen Klängen einen psychischen Dschungel. Für 19 Tänzerinnen und Tänzern wird die Atmosphäre laut Rheinoper "erotisch aufgeladen mit einer fremden Kraft zwischen Zärtlichkeit und Brutalität, Kuss und Erwürgen. Man blickt in eine durchaus reale Welt, aber von Menschen bevölkert, die nicht nur uns, sondern auch sich selbst fremd sind - ein unbekannter Stamm vielleicht, mit seinen ganz eigenen Riten. Archaisch, kraftvoll, extrem."