Duisburg Schmetterlinge erobern den Angerpark

Duisburg · Die ehemalige Deponie der Firma MHD ist zu einem kleinen Paradies geworden. Da die Natur dort überwiegend sich selbst überlassen wird, haben sicch auch zahlreiche Schmetterlinge angesiedelt, die Willi Wiewel erfasst.

 Auf Augenhöhe mit dem Großen Ochsenauge. Willi Wiewel hat gelernt, sich den Schmetterlingen ganz vorsichtig zu näheren, um sie so zu beobachten und zu fotografieren.

Auf Augenhöhe mit dem Großen Ochsenauge. Willi Wiewel hat gelernt, sich den Schmetterlingen ganz vorsichtig zu näheren, um sie so zu beobachten und zu fotografieren.

Foto: Jörg Schimmel

Jeder kennt ihn und hat schon nach ihm geschlagen. Dabei sieht er nur aus wie eine Wespe, ist aber ein Schmetterling. Die Rede ist vom Glasflügler. Zehn verschiedene Arten davon gibt es allein im Duisburger Süden. Das hat Willi Wiewel herausgefunden. Der pensionierte Polizeibeamte hält seit sieben Jahren die Bestände hier und im Düsseldorfer Norden fest. Über 500 verschiedene Arten von Schmetterlingen hat er bislang ermittelt.

Angefangen hat alles, als er in Pension ging. "Ich hatte Fotos von Schmetterlingen gemacht, konnte sie aber nicht zuordnen", erzählt er. In einem Internet-Forum gab es Hilfe. Wiewel stellte fest, wie vielfältig dieser Insektentyp ist und dass man aus seiner Verbreitung Rückschlüsse auf den jeweiligen Lebensraum ziehen kann.

Bald machte er Bekanntschaft mit einem Spezialisten aus Haan, der ihn bat, doch für das so genannte Messtischblatt Duisburg-Süd/Kaiserswerth, eine Landkarte, die Bestandsaufnahme zu übernehmen. Seitdem ist der 66-Jährige viel mit dem Fahrrad unterwegs.

Bei vielen der Falter kann er sich mittlerweile aufs bloße Auge verlassen. Etliche muss er aber fotografieren und manche dazu auch einfangen. Aber danach lässt er sie wieder frei.

Wir treffen uns mit ihm im Angerpark, am Fuß der Heinrich-Hildebrand-Höhe. Der Lepidopterologe, wie sich die Schmetterlingskundler nennen, hat zwei typische Utensilien mitgebracht: eine Kamera und eine Falle. An diesem Tag hat er es auf den Hornklee-Glasflügler abgesehen. Benannt ist er nach der Pflanze, dem Hornklee, an der das Weibchen seine Eier ablegt. Die Falle strömt künstliches Pheromon aus, das Lockmittel der Weibchen. Wir sind keine Minute dort und schon umschwirren zwei Männchen die Falle, verirren sich bald darin. Willi Wiewel schraubt vorsichtig den Deckel der Falle ab, justiert die um den Hals hängende Kamera und zoomt ein Männchen heran, um es abzulichten. Dann lässt er es wieder fliegen.

Ganz so einfach, wie es den Anschein hat, ist die Schmetterlingskunde nicht. Denn den Hornklee-Glasflügler trifft man nur von Mitte Juni bis Ende August an und das auch nur zur Tagespaarungszeit von 11 bis 12.30 Uhr - bei Sonnenschein, versteht sich.

Das Weibchen legt unmittelbar nach der Befruchtung im Bereich des Hornklee-Krauts seine Eier ab. "Wie viele es sind", sagt der Experte, "ließe sich nur mikroskopisch feststellen." Schon nach einer Woche schlüpfen daraus Raupen, die im Wurzelstock der Pflanze überwintern, sich dort verpuppen und im Juni des Folgejahres als Falter daraus schlüpfen.

Ähnlich verhält es sich auch bei anderen Faltern. Den Apfelbaum-Glasflügler trifft man nur von Mai bis Juni, überwiegend vormittags, den Himbeer-Glasflügler von Juli bis August, aber am späten Nachmittag. Der Graszünsler dagegen, von dem es auch wieder zig Unterarten gibt, ist von April bis Oktober unterwegs - und das zu jeder Tageszeit. Auf den Pflanzen legt er die Flügel an und ist dort kaum zu erkennen.

Das Große Ochsenauge dagegen, mit seinen rostbraunen Flügeln ein "richtiger" Schmetterling, ist von Mai bis September auf trockenen Wiesen zu sehen. Auch für es gilt: "Die Sonne macht sie mobil, wirkt wie eine Art Flugbenzin", sagt Wiewel. Weil zu den Schmetterlingen aber auch die Motten gehören, die Nachtfalter, spürt der Wanheimer ihnen auch bei Dunkelheit nach.

(RP)
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