Duisburg Schreiben wie Goethe

Duisburg · Am Wochenende begann ein Anfängerkurs in Kurrent- und Sütterlin im Friemersheimer Lehrerhaus. Zwölf (erwachsene) Schüler unterrichtet die 81-jährige Brigitta Wenke in den altdeutschen Schriftarten. Am Anfang steht das Erlernen der verschnörkelten Buchstaben.

friemersheim Wie Oma und Opa und die großen deutschen Dichter vergangener Jahrhunderte wie Goethe, Schiller und Heine geschrieben haben, ist in Vergessenheit geraten. Sütterlin oder Deutsche Kurrentschrift sind Begriffe, die kaum noch jemand kennt. Alte vergilbte Briefe und Postkarten, von Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern geschrieben, sind heute kaum noch zu entziffern. Das wollen, unter Anleitung von Brigitta Wenke, zwölf Zeitgenossen ändern und nehmen an einem Anfängerkurs „deutsche Schreibschrift“ der rüstigen 81-jährigen Dame im Friemersheimer Lehrerhaus teil.

Wie die I-Dötzchen mussten sie zunächst einmal das Alphabet büffeln. „Die einzelnen Buchstaben sind die Bausteine jeder Schrift“, meinte Brigitta Wenke und malte die verschnörkelten Sütterlin-Buchstaben von A bis Z einzeln an die Tafel. Ihre Schüler durften alles fein säuberlich in die Schreibhefte übertragen. Da bekanntlich Übung den Meister macht, bat sie die Kursteilnehmer in der ersten Sitzung, hinter jedem Buchstaben in der Heftzeile Platz zu lassen und zu Hause fleißig zu üben.

Als Ziel hat sie sich gesetzt, dass alle Teilnehmer in den sechs Übungsnachmittagen des Anfängerkurses so weit kommen, dass sie selbst kleine Aufsätze zu Papier bringen können. Gern lässt sie sich von ihren Schülern Briefe in Sütterlin schreiben, die sie auch alle beantworten will. Nur so, meint sie, bekomme man genug Übung und Routine, Texte in altdeutscher Schreibschrift flüssig lesen und verstehen zu können.

Frakturdruckbuchstaben

Dabei beschränkt sie sich in ihren Unterrichtsinhalten nicht allein auf das bloße Schreiben und Lesen. Sie möchte mehr Wissen über die alten deutschen Schreibschriften vermitteln. So seien Sütterlin und Kurrentschrift bei Leibe nicht dasselbe. Ausgangspunkt für die Schreibschriften waren demnach die früher gebräuchlichen Frakturdruckbuchstaben. Aus diesen entwickelte sich die Kanzlei- oder Kurrentschrift, wie sie in Amtsstuben, Büros oder eben Kanzleien gebräuchlich war. Diese Schrift, erklärte Brigitta Wenke, war jedoch für zunächst ungelenke Kinderhände nur schwer zu erlernen. So wurde daraus die Sütterlinschrift entwickelt, die an Schulen in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Gebrauch war.

Brigitta Wenke freut sich immer wieder über das große Interesse, das ihre Kurse vor allem auch bei vielen Hobby-Historikern hervorrufen.

Nicht nur im Lehrerhaus

Sie gibt nicht allein im Friemersheimer Lehrerhaus Unterricht, sondern auch in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt und im rechtsrheinischen Duissern.

(RP)
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