Duisburg Schwadrosophieren mit Karl Lagerfeld

Duisburg · John von Düffel las in der neuen Stadtbibliothek aus seinem Buch "KL - Gespräch über die Unsterblichkeit".

John von Düffel, in Duisburg stets gern gesehener Schriftsteller, versteht von Mode, wie er selber gesteht, überhaupt nichts. "Ich trage eigentlich immer nur Poloshirts und Jeans", sagte er zum Auftakt der neuen Literaturabende des Vereins für Literatur und Kunst. John von Düffels Lesung aus seinem jüngsten Buch "KL - Gespräch über die Unsterblichkeit" war zudem eine Premiere. Es war die erste Veranstaltung des Vereins für Literatur und Kunst in der neuen Zentralbibliothek. Der Eindruck: Die Atmosphäre im umfunktionierten Café stimmt; allerdings ist das Platzangebot begrenzt.

Hinter dem Kürzel "KL" steckt natürlich Karl Lagerfeld. Der Name fällt im Buch zwar nicht, aber "Ähnlichkeiten mit lebenden Ikonen sind nicht zufällig, sondern beabsichtigt", wie es im Vorspann des Buches heißt.

Auf die Idee, mit Karl Lagerfeld ein fiktives Interview zu führen, sei er beim Zahnarzt gekommen, erzählte John von Düffel. Im Wartezimmer habe eine "Gala" gelegen, in der er geblättert habe, um die Angst vor dem Bohren abzumildern. Dort sei er auf ein Interview mit Karl Lagerfeld gestoßen.

Leibhaftig getroffen hat John von Düffel Karl Lagerfeld bislang nicht, aber er habe sich ausführlich mit ihm beschäftigt. Das Interview ist zwar frei erfunden, aber das, was KL in dem Buch dahersagt, wirkt authentisch. Der Ich-Erzähler, fast ein Alter Ego des Autors, lässt KL zu Wort kommen, in der Hoffnung, aus dem Gespräch ein philosophisches Werk entwickeln zu können.

Dieses literarische Gerüst erweist sich als höchst geeignet, die seelisch-geistige Welt des KL zu beleuchten, wobei gerade das Negieren jeder tieferen Bedeutung zu immer neuen überraschenden geistreichen Wendungen führt wie etwa: "Ein früher Tod macht sich gut im Lebenslauf." Er "schwadroniere" doch nur, sagt KL, worauf der Ich-Erzähler mit Philosophie-Impuls das Wort "Schwadrosophieren" vorschlägt.

Es ist ein Vergnügen, John von Düffel zuzuhören. Wie er den schüchternen und bescheidenen Ich-Erzähler gibt und den über den Welten stehenden KL: das ist famos.

Im Buch kommen noch zwei weitere Menschen aus dem wirklichen Leben vor, die der Ich-Erzähler im Zug trifft: Zum einen ist das BS, gemeint ist Barbara Schöneberger, und zum anderen, namentlich genannt, aber im Buch nur durch eine Schauspielerin verkörpert: Heide Simonis, die Politikerin, deren Lebensleistung nach einer katastrophalen Wahlniederlage unwirklich geworden ist. Bei allen drei Menschen geht es um Bilder, die "man" sich macht, um Schein, der über das Sein triumphiert.

John von Düffel hat das Thema mit erstaunlich leichter Hand behandelt. Die Lektüre des 160-Seiten-Buches macht Spaß!

(pk)
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