Duisburg Schwärzer kann Humor kaum sein

Duisburg · Als Uraufführung zeigte der "Spieltrieb"- Jugendclub im Theater Duisburg am Samstag abend das Stück "Die hütte im Wald" des gebürtigen Duisburgers Simon Paul Schneider im ausverkauften Foyer III unter dem Dach des Hauses.

 Szene aus dem Stück "Die Hütte im Wald" von Simon Paul Schneider, das jetzt vom "Spieltrieb" uraufgeführt wurde.

Szene aus dem Stück "Die Hütte im Wald" von Simon Paul Schneider, das jetzt vom "Spieltrieb" uraufgeführt wurde.

Foto: sascha kreklau

"Spieltrieb", der Jugendclub im Theater Duisburg, gibt Jugendlichen zwischen 17 und 23 Jahren die Möglichkeit, sich unter professioneller Anleitung mit dem Medium "Theater" auseinander zu setzen: vor, auf und hinter der Bühne (die RP berichtete). Die 44. Premiere am Samstag abend im ausverkauften Foyer III unter dem Dach des Hauses war nun etwas ganz Besonderes, denn uraufgeführt wurde ein Auftragswerk eines etablierten Autors, der seine ersten Theater-Schritte beim "Spieltrieb" gemacht hatte.

Simon Paul Schneider, geboren 1980 in Duisburg, war Krankenpfleger, Graffitisprayer, Maler und Lackierer sowie Kurzfilmregisseur, bevor er erste Theatererfahrungen eben beim "Spieltrieb" und als Hospitant am Schauspiel Essen sammelte. Am Mozarteum in Salzburg studierte er Bühnen- und Kostümbild. Nach einem Wechsel in den dortigen Regiestudiengang und mehreren Inszenierungen schloss er sein Studium 2010 mit Lothar Trolles "Hermes in der Stadt" ab. Bis 2013 inszenierte er dann als Regieassistent am Staatstheater Braunschweig Werner Schwabs "Die Präsidentinnen" Carlos Eugenio López' Roman "Abgesoffen" in seiner eigenen Bühnenadaption und Bernard-Marie Koltès' "Kampf des Negers und der Hunde". In der Spielzeit 2014/15 war er Mitglied im Frankfurter Autorenstudio. Dort entstand sein Flüchtlingsstück "Vom Fischer und seiner Frau", das 2015 sehr erfolgreich von Laura Linnenbaum am Schauspiel Frankfurt inszeniert wurde und dort zwei Spielzeiten im Programm blieb. Am Theater Duisburg war er seitdem als Bühnenbildner an den Produktionen "Der kaukasische Kreidekreis", "Bin nebenan" und "Eigengrau" beteiligt (die RP berichtete). Auch jetzt bei "Die Hütte im Wald" zeichnet er selbst für die turbulente Regie und das unheimliche Bühnenbild verantwortlich. "A German Horror Story" lautet der Untertitel des fast anderhalbstündigen Stücks, und tatsächlich wandelt sich darin eine Klassenfahrt allmählich in einen Auschwitz-Alptraum. Die Jugendlichen werden nach und nach in Abgründe hereingezogen, denen sie mit ihrem Sprachwitz und ihrer scheinbaren Abgeklärtheit nicht beikommen. Die Frage, ob man über den Holocaust lachen darf, beantwortet Simon Paul Schneider auf eine ganz eigene Weise. Da gibt es kalauernde Wortspiele der Güteklasse "Heidegger - Hey Digger" und fast kabarettistische Dialoge wie den folgenden: "Weißt du, wie man mit der Knarre umgeht?" - "Ich komm aus Duisburg, du Vogel!" Das ist ein gefundenes Fressen für die 14 jungen Darsteller, die einen großen Bogen über die schillerenden Szenen und ihre nicht immer ganz schlüssige Dramaturgie ziehen. Das beginnt gleich mit Anna Lina Rohrbach, Emma Stratmann und Jule Pichler als "Die drei gelben Bällchen".

Den tieferen Sinn des Abends muss sich jeder selbst erschließen. Wir wollen aber auch diesmal nicht alles verraten, sondern empfehlen den Besuch einer der folgenden Vorstellungen am 22., 24. und 30., Mai, 5., 8., 12., 20. und 25. Juni sowie am 7. Juli, jeweils um 20 Uhr. Karten zu 11 Euro gibt es am einfachsten unter der Telefon-Nummer 0203 283 62 100.

(RP)
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