Duisburg Selbstbewusst in der Tradition

Duisburg · Der Brucknerchor der Wiener Sängerknaben gastierte auf seiner derzeitigen Deutschland-Tournee auch in der gut gefüllten Duisburger Salvatorkirche. Es gab mehr Klassisches und natürlich auch mehr Weihnachtliches.

 Die Wiener Sängerknaben sind ein weltbekannter Traditionschor, wobei die Mitglieder keineswegs allesamt aus Wien stammen. Das Duisburger Gastspiel war ein Höhepunkt des weihnachtlichen Musiklebens in Duisburg. t

Die Wiener Sängerknaben sind ein weltbekannter Traditionschor, wobei die Mitglieder keineswegs allesamt aus Wien stammen. Das Duisburger Gastspiel war ein Höhepunkt des weihnachtlichen Musiklebens in Duisburg. t

Foto: andreas probs

Die Jungs treten selbstbewusst auf, haben aber auch in dem selbst noch recht jungen Dirigenten und Klavierbegleiter Manolo Cagnin, geboren in Venedig und ausgebildet in Leipzig, einen idealen Leiter, mit der passenden Mischung aus Disziplin und Humor: Die Wiener Sängerknaben sind ein weltbekannter Knabenchor und eine Institution des Wiener Musiklebens. Gegründet wurden die Hofsängerknaben (damals "Hofcapell-Singknaben") 1498, und bis 1918 musizierte die Hofmusikkapelle ausschließlich für den Hof: bei Messen, privaten Festen und zu Staatsanlässen. 1920 wurde die Wiener Hofmusikkapelle aufgelöst, aber 1924 wurden die Wiener Sängerknaben offiziell als Verein gegründet und bis heute zu einem professionellen Musikbetrieb ausgebaut. Neben den traditionellen Diensten in der Wiener Hofburgkapelle geben die Wiener Sängerknaben, die sich zum größten Teil selbst durch Auftritte und Tonträger finanzieren, jährlich um die 300 Konzerte in aller Welt. Das ist möglich, weil die etwa 100 Wiener Sängerknaben aufgeteilt sind auf vier Chöre, benannt nach den österreichischen Komponisten Anton Bruckner, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. Zu jedem Chor gehören 24 Mitglieder im Alter von 10 bis 14 Jahren. Jeder der vier Chöre studiert sein Repertoire unabhängig von den anderen ein, und auf Reisen ist immer nur einer von den vieren, so der Brucknerchor seit September auf einer Welttournee, die seit November durch Deutschland geht und am 18. Dezember in der Hamburger Laieszhalle enden wird. Zwischen der Historischen Stadthalle Wuppertal und der Kölner Flora freuten sich jetzt alle über die gut gefüllte Duisburger Salvatorkirche.

Im ersten Teil gab es mehr Klassisches, von dem Beginn des "Gloria" RV 589 von Antonio Vivaldi (mit dem berühmten Solo "Laudamus te") bis zu dem Walzer "Wo die Zitronen blüh'n" op. 364 von Johann Strauss II. Darunter waren auch die Tierstimmen im "Contrappunto bestiale alle mente" (1608) von Adriano Banchieri die Polka schnell "Auf Ferienreisen" op. 133 von Josef Strauss in jener von Tina Breckwoldt textierten Fassung ("noch ein Selfie mit der schönen Elfi"), welche die Wiener Sängerknaben erst im diesjährigen Neujahrskonzert uraufgeführt hatten. "Nella Fantasia" von Ennio Morricone war den Knaben für Duisburg zu langweilig (Cagnin: "Da gab es heute in der Probe Widerstand, fast eine Revolution - nun gut, zu Weihnachten haben Kinder immer Recht"), stattdessen kam Astor Piazzollas "Libertango", aber auch das "Ave Maria" von Schubert, der selbst Wiener Sängerknabe gewesen war.

Während vor der Pause manches Tempo zu hastig und mancher Spitzenton zu scharf genommen wurde, wirkte der der weihnachtliche zweite Teil wirklich besinnlich. Da gab es entsprechende Lieder aus aller Welt, sogar das vor 100 Jahren uraufgeführte ukrainische "Shchedryk" von Mykola Leontovich, aber auch das besonders beklatschte "Pueri concinite", das Johann Ritter von Herbeck im 19. Jahrhundert für die Wiener Hofmusikkapelle komponierte. Das entspricht der inzwischen internationalen Zusammensetzung der Wiener Sängerknaben - Manolo Cagnin ließ jeden sagen, wo er herkommt, darunter waren China, Frankreich, Gambia, Kambodscha, Kanada, Kolumbien, Island, Japan und die Philippinen, auch vier aus Österreich - und vier aus Deutschland.

Am Ausgang sanmelte UNICEF für Kinder in Krisengebieten. Allein in Syrien gehen rund zwei Millionen Kinder nicht zur Schule - weil die Schule zerstört wurde, weil Lehrer fehlen oder der Schulweg zu gefährlich ist.

(hod)
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