Lebenshilfe Duisburg (letzter Teil) Selbstständig leben

Duisburg · Das Team des Ambulant Betreuten Wohnens der Lebenshilfe sorgt dafür, dass behinderte Menschen trotz ihrer Einschränkungen in ihren eigenen vier Wänden leben können und im Alltag klarkommen.

 Markus Alexander (l.) und Stephan Firlus bei der gemeinsamen Küchenarbeit.

Markus Alexander (l.) und Stephan Firlus bei der gemeinsamen Küchenarbeit.

Foto: Christoph Reichwein

Markus Alexander kann gut alleine leben. Aber ein wenig Hilfe hier und da braucht der 32-Jährige wegen seiner kognitiven Beeinträchtigung und des diagnostizierten Asperger-Autismus dann doch. Und das gibt er auch offen zu: "Ich muss immer angetrieben werden", sagt er. "Alleine habe ich immer so wenig Lust." Und mit dem Zeitmanagement hat er auch so seine Probleme. Wann muss ich aufstehen, um genau den Bus zu bekommen, der mich rechtzeitig zur Arbeit bringt? Oder die Bahn, die mich pünktlich zum vereinbarten Termin vor meiner Arztpraxis absetzt?

Bei all diesen Dingen helfen ihm die Mitarbeiter des Ambulant Betreuten Wohnens der Lebenshilfe Duisburg. "Unsere Klienten leben alle selbstverantwortet in der eigenen Wohnung. Sie sind alle dazu fähig, selbstständig zu leben, brauchen aber punktuelle Hilfe. Die einen mehr, die anderen weniger - je nach Grad der Behinderung", sagt Stephan Firlus, Leiter der Einrichtung.

Primär gehe es darum, die hauswirtschaftliche Versorgung sicherzustellen. "Wir sind kein Putzdienst", stellt er klar. "Vielmehr geben wir Hilfe zur Selbsthilfe." Manche Klienten seien sehr fit und könnten viele Dinge alleine erledigen, nachdem es ihnen einmal gezeigt wurde. "Bei anderen dauert es länger, sie brauchen wiederkehrende Anleitung."

Nicht nur beim Saubermachen der Wohnung, auch beim Wäschewaschen und beim Einkaufen helfen die Betreuer. "Wir zeigen den Klienten, wo sie was am günstigsten bekommen. Und wir überlegen mit ihnen zusammen, was sie überhaupt brauchen, um sich versorgen zu können", erläutert Firlus. Auch bei finanziellen Fragen und Ämterangelegenheiten helfen die Mitarbeiter des Ambulant Betreuten Wohnens - immer in enger Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Betreuern ihrer Klienten. Und sie begleiten ihre Klienten, wenn nötig, zu Arztbesuchen und studieren mit ihnen bestimmte Wegstrecken ein. "Viele", so Firlus, "haben Schwierigkeiten, sich von A nach B zu bewegen, wenn die Wege nicht eintrainiert werden. Wir helfen ihnen dabei."

Dafür ist Markus Alexander auch sehr dankbar. Er hatte zwar, bevor er vor rund dreieinhalb Jahren seine erste eigene Wohnung bezog, schon einiges von seiner Freundin Ramona gelernt. "Sie hat das Down-Syndrom", sagt er. "Sie lebte da schon in ihrer eigenen Wohnung. Und da hat sie mir viel beigebracht, zum Beispiel Kochen." Aber so ganz ohne fremde Hilfe kommt er dann doch nicht klar. "Die Lebenshilfe hilft mir dreimal in der Woche", sagt er. "Wir gehen einkaufen, machen die Wohnung sauber."

Er ist hoch zufrieden damit. Nur ein wenig mehr unternehmen würde der 32-Jährige gerne. Zum Beispiel mal einen Tag nach Holland fahren oder einen Flohmarkt besuchen. Das ist nicht so ohne Weiteres möglich. Denn ihm und auch den übrigen Klienten steht, je nach Grad der Behinderung, nur ein bestimmtes Kontingent an Stunden zu, für die der Landschaftsverband Rheinland (LVR) aufkommt. Das kleine Team des Ambulant Betreuten Wohnens der Lebenshilfe Duisburg, das insgesamt 17 Klienten betreut, würde diese Wünsche zwar gerne erfüllen, stößt aber irgendwann an seine Grenzen.

Genau für diesen Fall sucht es Ehrenamtler: Menschen, die sich vorstellen können, Zeit mit den Klienten zu verbringen. Vielleicht einen Ausflug mit ihnen zu unternehmen, ins Kino zu gehen oder in den Park. "Für die pädagogische Anleitung sorgen wir", sagt Firlus. "Unsere Ehrenamtler würden vor allem niederschwellig helfen. Damit würden sie uns und unseren Klienten sehr helfen."

(RP)
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