Innenansichten: Von der Idee zur Ausstellung So kommen die Bilder an die Wände

Duisburg · Sieben Monate hat Professor Andreas Bee an der Realisierung der Fotografie-Ausstellung gearbeitet, die zurzeit im Museum Küppersmühle zu sehen ist. Das ist typisch für die Arbeit eines Kurators, der am liebsten im Museum schlafen würde.

 Andreas Bee mit einer Fotografie von Barbara Klemm, die eine Kuratorin bei der Arbeit zeigt.

Andreas Bee mit einer Fotografie von Barbara Klemm, die eine Kuratorin bei der Arbeit zeigt.

Foto: ""

Andreas Bee spricht aus Erfahrung: "Jedes Mal gibt es einen Plan, jedes Mal gibt es ein Modell. Doch niemals funktioniert der Aufbau einer Ausstellung so, wie man es gedacht hat." Natürlich kannte der Kunsthistoriker, der unter anderm jahrelang stellvertretender Leiter des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt war und nun Professor für Kunstwissenschaft an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig ist, das Museum Küppersmühle in Duisburg.

Dessen großzügige Räumlichkeiten gefallen ihm. Gerne nahm er deshalb im April das Angebot von Museumsdirektor Walter Smerling an, eine Ausstellung mit Werken der beiden international renommierten Fotografen Barbara Klemm und Stefan Moses zu kuratieren. Was macht eigentlich ein Kurator? Warum hängen die Bilder so und nicht anders an den Wänden? Diese Fragen wollten wir beantwortet haben.

 Das Aufhängen der Bilder ist Präzisionsarbeit.

Das Aufhängen der Bilder ist Präzisionsarbeit.

Foto: Edwin Juran

Dass Smerling als Kurator Andreas Bee gewinnen wollte, lag nahe: Bee (Jahrgang 1953) hat neben Dutzenden anderer gewichtiger Ausstellungen bereits zweimal Fotografien von Barbara Klemm in Museen präsentiert. Von Barbara Klemm und Stefan Moses gibt es Tausende Fotografien. Da muss eine Auswahl getroffen werden.

Beide Fotografen sind Meister der Porträtaufnahme, doch arbeiten beide ganz unterschiedlich. Andreas Bee kann das plastisch erzählen: "Barbara Klemm fotografiert so, dass die Fotografierten die Anwesenheit der Fotografin vergessen. Stefan Moses bringt die Menschen mitunter sogar mit Scherzen zum Lachen, wenn er sie fotografiert."

Nach Gesprächen mit den beiden Fotokünstlern und der Sichtung unzähliger Aufnahmen fand Andreas Bee Themengruppen, die der Ausstellung Profil geben. Insgesamt wählte Andreas Bee 400 Fotografien aus, die er von den beiden Künstlern selber bekam oder vom Historischen Museum in Berlin ausleihen konnte.

Außerdem musste sich Bee um interessante Autoren für den Ausstellungskatalog kümmern. Auch sollte der Katalog ansprechend aussehen. Bee arbeitete in diesem Fall mit den Initialen K (Klemm) und M (Moses), was gut zum Kürzel des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst mit dem Kürzel MKM passt.

Fotografien kann man nicht einfach an die Wände kleben, für die meisten müssen Rahmen gebaut werden. Barbara Klemm verwendet für ihre Fotografien ausschließlich Naturholzrahmen im Hochformat. Auch ihre querformatigen Fotografien werden im hochformatigen Rahmen präsentiert.

Stefan Moses Fotografien füllen den ganzen Rahmen fast komplett aus. Seine Werke sind hoch- und querformatig, entsprechend müssen die Rahmen an die Wände, mal horizontal, mal vertikal gehängt werden.

Und so sieht die Endphase der Kuratorenarbeit aus: In Spezialcontainern bringt eine Speditionsfirma die gerahmten Fotografien ins Museum. Zunächst werden alle Werke an den Ausstellungswänden entlang auf den Boden gestellt. Bee: "Ich gehe dann immer wieder an den Bildern vorbei; ordne sie immer wieder neu, bis ich mich entschieden haben. Dabei lege ich vermutlich mehr Kilometer zurück als bei einer mehrstündigen Wanderung. Am liebsten würde ich dann auch im Museum schlafen."

Die Bilder werden schließlich in gleicher Höhe und mit gleichem Abstand zueinander aufgehängt. Ausgangspunkt ist stets die Distanz zur Wandecke. Ein Laser hilft bei dieser Präzisionsarbeit. Dennoch liegt die Wasserwaage stets griffbereit.

Bis kurz vor der Eröffnung dauerte diese Arbeit. Ein besonderer Moment kam, als die Fotokünstlerin Barbara Klemm zum ersten Mal ihre Ausstellung sah und sie in höchsten Tönen lobte. Vorher hatte sie Bedenken, weil die Wände des Museums sehr hoch sind. Sie fürchtete, dass ihre Fotografien da nicht zur richtigen Geltung kommen könnten. Andreas Bee sorgte für einen weißen Neuanstrich im Museum. Mit dieser verbesserten Optik können die Schwarzweiß-Fotografien die erwünschte Wirkung auf den Betrachter entfalten.

Andreas Bee ist dann zufrieden, wenn die Museumsbesucher und die beteiligten Künstler der Überzeugung sind, dass die Werke genau richtig an den Wänden hängen, so, als ob es gar nicht anders hätte sein können.

Die Ausstellung Barbara Klemm/ Stefan Moses kann bis zum 18. Januar im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Philosophenweg 55, besichtigt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort