Duisburg Sohn erinnert an seinen gefallenen Vater

Duisburg · Ein ambitioniertes Veranstaltungsprogramm im Gemeindehaus Ruhrort steht unter dem Motto "Krieg, Flucht und Elend - gestern wie heute". Hans-Hermann Paulsen jr. liest aus Briefen seines Vaters, den er nie lebend gesehen hat.

Mit einer Ausstellung, zwei Konzerten und einer Buchvorstellung will das Kreativquartier Ruhrort in der Zeit vom 28. April bis zum 13. Mai auf das Thema: "Krieg, Flucht und Elend - gestern wie heute" aufmerksam machen. Anlass ist der 70. Jahrestag vom Ende des Zweiten Weltkriegs und die daraus verpflichtende Erblast für die nachgeborene Generation. Ebenso gehört die Beschäftigung mit der derzeitigen dramatischen Flüchtlingswelle aus Kriegsgebieten und ihren menschenunwürdigen Begleiterscheinungen dazu. Bei allen Präsentationsformen steht immer wieder auch der Hafenstadtteil selbst im Fokus. Veranstaltungsort für das ambitionierte Gesamtprogramm ist das Gemeindehaus Ruhrort.

Los geht es am Dienstag, 28. April, um 19.30 Uhr mit einer Vernissage zur Wanderausstellung "Nirgendwo ist hier", einem Projekt des Flüchtlingsrat NRW, das seit Anfang 2014 landesweit unterwegs ist. Elf Studierende verschiedener Kunsthochschulen in Nordrhein-Westfalen haben sich dabei in 112 Fotoarbeiten mit dem Thema Flucht und Asyl auseinandergesetzt. Zur Eröffnung der Ausstellung in Ruhrort werden die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas, der Ehrenvorsitzende der ökumenischen "Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche", Dr. Wolf-Dieter Just, und der Moderator des Kreativquartiers Ruhrort, Heiner Heseding, sprechen. Zu sehen sind die Fotoarbeiten dort bis zum 13. Mai.

Als Finissage gibt es dann in Kooperation mit dem Ruhrorter Bürgerverein eine Buchvorstellung der dieser Tage im Helios Verlag erscheinenden Dokumentation "Besinnung - Belebte Vergangenheit". In Form eines bildgestützten Vortrags wird der Verfasser und Herausgeber der Publikation, der Historiker Dr. Wingolf Scherer, eine zeitgeschichtliche Einordnung der letzten Kriegsjahre an der Westfront vornehmen.

Diese erlebte auch der am 3. April 1920 in Ruhrort geborene Unteroffizier Hans Hermann Paulsen, der am 15. Januar 1945 von einer Artilleriegranate tödlich getroffen im belgischen Waldgebiet Hasselpath bei Rocherath gefallen war. Sein Sohn, Hans-Hermann Paulsen Junior, kam fünf Monate später, am 17. Juni 1945, ebenfalls in Ruhrort, zur Welt. Er wird bei der Buchvorstellung Auszüge aus Briefen lesen, die sein verzweifelter Vater während der Ardennen-Offensive der Alliierten seinerzeit an seine Mutter Berti schrieb, die wiederum 2006 verstarb und deren Grabstelle sich auf dem Ruhrorter Friedhof befindet. Ein anderer Bericht im Zusammenhang mit der Buchvorstellung handelt von einem Gedenkkreuz in der Erinnerungsstätte Hasselpath, das in Erinnerung an den fast zeitgleich mit Paulsen verstorbenen US-Soldaten David Read und den besagten Wehrmachtssoldaten Ende letzten Jahres dort errichtet wurde.

In die Fotoausstellung integriert werden zwei Konzertabende: So gastiert am 3. Mai das Junge Ensemble Ruhr "Neuland" mit einem Musikprogramm, das zeigen will, "wie Unbekanntes entdeckt und Fremde zu Freunden werden", wie es heißt. Und am 9. Mai gibt es in Kooperation mit der Christengemeinde Duisburg ein Konzert mit dem Gitarristen Uwe Schäfer, alias "Uwe X.". Begleitet wird er von Jojo Wolter am Bass. Ein Thema, das dem engagierten Musiker und Pastor besonders am Herzen liegt, ist der Kampf gegen Kinderprostitution.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Es wird jedoch um eine freiwillige Spende gebeten. Veranstaltungsort ist das Gemeindehaus Ruhrort, Dr.-Hammacher-Straße 6, 47119 Duisburg. Weitere Informationen unter "http://www.kreativquartier-ruhrort.de"

(RP)
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