Duisburg Spaß haben und Deutsch lernen

Duisburg · Die Feriensprachcamps des städtischen Jungendamts sollen keine Deutsch-Nachhilfestunden für Kinder mit Einwanderungsgeschichte sein. Vielmehr geht es darum, ihnen sprachliches Selbstbewusstsein zu vermitteln.

 Sozialpädagogin Denise Kriesten unterrichtet Kinder im Städtischen Regionalzentrum-Nord in Deutsch. Die meisten von ihnen sprechen zu Hause mit ihren Eltern eine andere Sprache.

Sozialpädagogin Denise Kriesten unterrichtet Kinder im Städtischen Regionalzentrum-Nord in Deutsch. Die meisten von ihnen sprechen zu Hause mit ihren Eltern eine andere Sprache.

Foto: Christoph Reichwein

Nicht alle Kinder haben Lust, wie ein Flummi zu hüpfen. Aber das macht nichts - das Flummi-Lied ist nur eine Auflockerungsübung für die 35 Schüler im Sprachcamp des Städtischen Regionalzentrum-Nord (RIZ) in Marxloh. Nach dem Lied teilen sich die Kinder in fünf Gruppen auf und werden von je einem Betreuer begleitet.

"Der Betreuungsschlüssel ist mit einem Pädagogen für vier bis fünf Kinder bei uns ideal", sagt Uwe Bauer, verantwortlich für die Sprachcamps beim Jungendamt. Unter den Betreuern sind Sozial-, Theater- und Musikpädagogen. In der ganzen Stadt gibt es sieben Sprachcamps dieser Art, allerdings nur in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil: Alt-Hamborn, Bruckhausen, Hochfeld, Marxloh, Obermarxloh und Hüttenheim. 150 Kinder haben in den Herbstferien daran teilgenommen. Das Programm kostet knapp 42.000 Euro im Jahr, 33.600 davon bezahlt der Landschaftsverband Rheinland. Die Stadt Duisburg muss 8400 Euro zuschießen.

Das Angebot richtet sich an Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, von denen viele zu Hause kein Deutsch sprechen. Sie kommen in den Ferien aus der Übung, erklärt Jugendamtsleiter Holger Pethke. Ziel ist es, in der Übung zu bleiben und die kommunikative Kompetenz der Kinder zu schulen. Aber ganz spielerisch, so dass die Kinder Lust haben mitzumachen. "Hier gibt es keinen Noten- oder Leistungsdruck", sagt Bauer. "Die Kinder kehren mit einem ganz neuen Sprachbewusstsein in die Klasse zurück." Das zeigt auch die Resonanz aus den Schulen. Denn das RIZ und die anderen freien Träger, die Sprachcamps anbieten, gehen erst auf die Grundschulen zu, die Eltern und Kinder auf die Sprachcamps hinweisen. Und die Lehrer spüren nach den Ferien auch, dass die Kinder nicht aus der Übung gekommen sind.

Seit 2006 gibt es die Sprachcamps, damals fing man mit drei Angeboten an. Bisher finden sie nur in den Herbstferien für Grundschulkinder der Klassen zwei bis vier statt. Eine Voraussetzung sei, dass die Kinder schon lesen und schreiben können, sagt Bauer. Deswegen gelte das Angebot nicht für I-Dötzchen. Er betont, dass es nicht darum gehe, Sprachdefizite auszugleichen, sondern sich auf spielerische Weise mit der deutschen Sprache zu beschäftigen - und ganz nebenbei auch etwas über Bewegung und gesunde Ernährung zu lernen.

Für das kommende Jahr ist geplant, das Angebot zu erweitern. Denn dann sollen auch die Kinder aus Flüchtlingsfamilien einbezogen werden. Das stellt Jugendamtsleiter Pethke in Aussicht. Die Erfahrungen sind durchweg positiv. "Das Angebot wird von Eltern und Kindern gleichermaßen angenommen", erzählt Hatice Teymur. Sie leitet das RIZ. Das diesjährige Sprachcamp steht unter dem Motto "Gut drauf".

Die meisten Kinder bedauern, dass die Zeit im RIZ zu Ende geht. "Ich bin gekommen, um Deutsch zu lernen und Spaß zu haben", erzählt die neunjährige Dilem. Sie geht in die Grundschule am Park, genau wie ihre Tischnachbarin Maria (10). Sie basteln aus Papier ein Netz mit einer Spinne für Halloween. Dilem spricht zu Hause mit ihren Eltern türkisch, erzählt sie, obwohl ihre Eltern Deutsch sprechen. Sie fänden es sehr gut, dass sie am Camp teilnehme. "Ich will meine Lehrerin fragen, ob ich in jeden Ferien eine Einladung bekomme."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort