Hintergrund Spektakuläre Fälle aus der Region bei "Aktenzeichen XY"
"Aktenzeichen XY ...ungelöst" beschäftigt sich mit ungelösten Fällen und stellt diese in kurzen Filmen nach. Zuschauer können ihre Hinweise daraufhin per Telefon oder im Internet abgeben. In den vergangenen Jahrzehnten tauchten auch etliche Kriminalfälle aus der Region in der Sendung auf. Ein Überblick über die spektakulärsten Fälle.
Die damals achtjährige Deborah Sassen verschwindet am 13. Februar 1996 spurlos, in Düsseldorf. Sie wurde zuletzt vor ihrer Grundschule „Rheindorferweg“ am Hinterausgang zur Wiesdorfer Straße von einer Mitschülerin gesehen. Nach dem Schwimmunterricht, in der letzten Stunde kehrt Deborah, Spitzname „Debbie“ nicht nach Hause. Über 200 Polizeibeamten sind im Einsatz und begeben sich auf die Suche nach ihr. Mutter Dagmar, die heute mit ihren zwei Kindern an der Ostsee lebt und sich von ihrem Mann getrennt hat, kommt bei Aktenzeichen XY zu Wort. Die Sendung rekonstruiert detailliert das Verschwinden im Film und bittet Millionen Zuschauer um Hinweise. Bis heute bleibt ihr Schicksal ungewiss.
Die damals 17 Jahre alte Regina Neudorf aus Wülfrath verschwand am 24. Mai 1979 auf dem Nachhauseweg von einer Diskothek. Zwei Tage später fand ein Reiter auf einem Feld zwischen den Velberter Ortsteilen Neviges und Langenberg ihre zerstückelte Leiche. Arme und Beine der Toten lagen abgetrennt neben dem Torso. Der Fall ist bis heute ungeklärt und war mehrfach Thema bei "Aktenzeichen XY". Die Ermittler haben Hinweise, dass es eine Verbindung geben könnte zwischen dem Fall von Regina Neudorf und einem späteren Tötungsdelikt aus dem Jahr 1984 in Bornheim (Rhein-Sieg-Kreis). Dort wurde in den frühen Abendstunden des 19. August 1984 an der Landstraße 192 zwischen Wesseling und Bornheim die damals 20-jährige Psychologiestudentin Ulrike Hingkeldey aus Bonn tot aufgefunden.
Als Netto-Räuber wurde Marius L. bekannt. Zusammen mit einem befreundeten Netto-Gebietsleiter überfiel er 34 Netto-Filialen in ganz Deutschland. Er gab sich dabei als Revisor aus und erklärte den Angestellten, eine Überfallübung durchzuführen. Insgesamt 750.000 Euro erbeuteten die Täter. Dieser Fall lief 2009 bei "Aktenzeichen XY". In der Folge kam die Polizei durch Auswertung von Telefondaten auf den Haupttäter. Vor dem Kölner Landgericht wurde er zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
Im Oktober 2009 überfiel ein ehemaliger Mitarbeiter aus Duisburg eine Starbucks-Filiale am Düsseldorfer Flughafen. Zusammen mit seinem Kumpanen fesselten sie die Filialleiterin und raubten Geld aus dem Tresor. Nachdem der Fall bei "Aktenzeichen XY" lief, erkannten Zeugen den Mittäter und brachten die Polizei dadurch auf die Spur des Duisburgers. Im November 2010 wurden die Täter zu Haftstrafen verurteilt.
Anfang September 2010 kam Mirco aus Grefrath nicht mehr vom Spielen zurück. Eine monatelange Suche begann. Am 15. September kam der Fall bei "Aktenzeichen XY". Aufgrund der Sendung und der medialen Berichterstattung gingen tausende Hinweise aus der Bevölkerung ein. Das Auto des Täters brachte die Beamten auf die Spur von Olaf H., der Mirco missbraucht und getötet hatte. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Nach dem Krefelder Schwerverbecher Thomas F. wurde 2011 monatelang gefahndet. Immer wieder entwischte er der Polizei. Überfälle auf Banken, Tankstellen und Hotels gehen auf sein Konto, er stahl Autos, um sich die Flucht zu ermöglichen. In Krefeld kesselte die Polizei ihn ein, errichtete eine Straßensperre. Thomas F. gab Gas und entkam dem Kugelhagel der Polizei. Er setzte seinen Raubzug durch ganz Deutschland fort, kaperte einen Linienbus in Hessen und beraubte die Fahrgäste. Die Suchaktion über "Aktenzeichen XY" blieb ergebnislos. Im Februar 2012 konnte die Polizei Thomas F. nach einer Verfolgungsjagd in Norddeutschland festnehmen, im Oktober wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Am 2. April 2013 brachen zwei Unbekannte in die Geschäftsräume eines Juweliers an der Friedrichstraße in Velbert-Mitte ein. Anwohner wurden aus dem Schlaf gerissen, als die Täter mit einem blauen Seat Alhambra die Eingangstüre des Geschäftes rammten.
Dazu hatten sie zuvor ein mitgebrachtes Kantholz über zwei herbeigeschafften Ziegelsteinen und einem Kunststoffhocker platziert, um diese ungewöhnliche Gesamtvorrichtung als Rammbock zu nutzen. Videoaufzeichnungen einer Überwachungsanlage zeigten dann die zwei in dunklen Kapuzenjacken gekleideten Straftäter, die mit Hämmern bewaffnet in den Geschäftsraum stürzten, Ausstellungsvitrinen zerstörten und in kürzester Zeit Uhren und Schmuck im Gesamtwert von rund 70 000 Euro zusammenrafften. Die Fahndung blieb erfolglos trotz Erkennung des Kennzeichens. Der Fall ist seit 2013 ungelöst.
Im April 2015 verschwand die damals 35 Jahre alte Hanna S. in Solingen spurlos. Ermittler einer Sonderkommission durchsuchten mehrere Wohnungen in Köln, Solingen, Düsseldorf und Niedersachsen. Der Fall war auch Thema bei "Aktenzeichen XY". Noch während der Ausstrahlung, die sechs Millionen Zuschauer verfolgten, gingen zahlreiche Hinweise zur Solingerin ein. Schließlich kamen die Fahnder zu dem Verdacht, dass die 35-Jährige einem "Ehrenmord" zum Opfer fiel und dass die Leiche der Frau in einem Wald nahe Kronau in Baden-Württemberg beseitigt wurde. Im Juni 2017 gestand der angeklagte Schwager von Hanaa S. den Mord an der Solingerin. Er sagt, er wolle die Ermittler zur Leiche von Hanaa S. in Baden-Württemberg führen. Einen Monat später finden Ermittler die Leiche in einem Waldstück an der Autobahn 5 in Kronau, unweit der Stelle, an der die Ermittler schon vor Monaten gesucht hatten.
Über ein Jahr lang wurde die 14-jährige Luljeta T. aus Mechernich bei Bonn von ihren Eltern vermisst. Nach einem Familienstreit war sie aus dem Fenster geklettert und verschwunden. Offenbar hatte das Mädchen im Internet einen sieben Jahre älteren Mann kennengelernt, der sie heiraten wollte. Als sich die Eltern in ihrer Verzweiflung über die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Öffentlichkeit wandten, sahen Millionen Menschen zu. Eine davon war Luljeta. Sie kehrte zu ihrer Familie zurück.
In dieser stillgelegten Kiesgrube im Kreis Kleve ist im Dezember 1996 eine furchtbar malträtierte nackte Leiche gefunden worden. Lange konnte die Identität des Opfers nicht geklärt werden, erst Recht nicht die Täterfrage. Am 28. August 2019 brachte ein Zuschauer aus Aachen mit seinem Anruf bei „Aktenzeichen XY“ den entscheidenden Hinweis. „Ich kann Ihnen sagen, wie der heißt und wo er wohnt“, sagt die Stimme am Telefon. Der Bruder des Anrufers war darin verwickelt sowie auch ein anderer Mann, Achim K., dem im Jahr 2021, nach all der Zeit im großen Saal des Aachener Landgerichts der Prozess gemacht wird. Dort ist er letztendlich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ein Anruf bei der Sendung brachte demnach einen schuldigen Mann ins Gefängnis.
Am 1. November 2020 wurde beim Hauptzollamt am Parkring in Emmerich eingebrochen. Bei dem spektakulären Einbruch in den Tresorraum, zu dem sich Unbekannte mit einem Kernbohrer verschafft haben, sind satte 6,5 Millionen Euro gestohlen worden. Nachdem der Millionen-Coup von Emmerich, wie er später genannt wurde, bei „Aktenzeichen XY“ lief, sind zehn Hinweise bei den Ermittlern eingegangen, jedoch kein wirklich brauchbarer. Dennoch konnte der Raub im Mai 2022 aufgeklärt werden. Bei den vier festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen deutschen Zollbeamten, der Tippgeber gewesen sein soll und zugleich die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, eine Polin, die vor allem als Vermittlerin fungiert haben soll, und zwei mutmaßliche Täter aus Polen, die die Tat ausgeführt haben sollen.
Am Mittwoch, 21. Mai 1986, wurde die damals 10 Jahre alte Martina Möller in Neukirchen-Vluyn in der Nähe der A 40 tot aufgefunden. Der damals 21-jährige Bruder fand Martina schließlich am darauffolgenden Mittwoch in einem Gebüsch in unmittelbarer Nähe der Autobahn. Wahrscheinlich lebte sie noch, als sie vom Täter in das Gebüsch gebracht wurde. Dort wurde sie sexuell missbraucht und mit einem Seil erdrosselt. Im November 2020 rollte die Duisburger Polizei den Fall wieder auf und zeigte diesen auch bei „Aktenzeichen XY“. Doch es gab keine Hinweise und bis heute ist der Fall Martina ein Cold Case.
Die 24-jährige Alexandra Belhaj aus Düsseldorf wird brutal getötet, ihre Leiche auf einem Feld bei Randerath im Kreis Heinsberg gefunden. Der Fall aus dem Jahr 2008 ist immer noch ungeklärt. Die Polizei erhoffte sich von der Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY“ im September 2020 neue Hinweise auf bislang unbekannte Kontaktpersonen des Opfers sowie auf den unbekannten Täter. Doch das ist bis heute nicht passiert.