Duisburg Spektakuläre Werbung fürs Studium

Duisburg · Bei der "Engineers Night" der Universität zeigen die Ingenieure, was sie drauf haben.

Wenn sich elektrische Spannungen in der Luft entladen, Menschen mit Kopfhörern merkwürdige Bewegungen machen, Kinder wie alte Männer mit verträumten Blicken ein virtuelles Schiff durch den genauso virtuellen Ruhorter Hafen steuern, die Gänge voller Gemurmel und in Laboren und Versuchsanlagen "Ahs" und "Ohs" zu hören sind — dann ist "Engineers Night" in der Universität: Die Ingenieure zeigen, was sie drauf haben. Es ist eine Werbeveranstaltung für das Studium, die jetzt zum zehnten Mal stattfand und wieder zahlreiche Menschen in die Neudorfer Universitätsgebäude lockte. Dr. Wolfgang Brockerhoff sagt, warum: "Das Problem ist nach wie vor, dass wir zu wenig junge Leute in den Studiengängen haben. Wir könnten wesentlich mehr in den gesamten Ingenieurstudiengängen brauchen."

Maschinenbau, Elektrotechnik, Material-, Bauwissenschaften und angewandte Kognitionswissenschaften — die Universität Duisburg-Essen hat eine der wenigen Fakultäten in Deutschland, die mit ihren 74 Fachgebieten zeigen, wie verzahnt Ingenieurwissenschaften sind.

An Informationsständen und in den Laboren ging es weniger um die Theorie als um Praxis: Von der regenerativen Energieversorgung über den Einsatz nachrichtentechnischer Systeme zur Brandbekämpfung, von Hirndruck-Regulierung durch Implantate und die Möglichkeiten von 3-D-Druckern bis zum Einsatz von technischen Textilien und Folien in der Architektur — den Besuchern wurde viel geboten. Im großen Hörsaal wurde zudem gezeigt, dass Wissenschaft auch Spaß machen kann: Spektakuläre Experimente, entwickelt von Theo Schmitz und seinem Team, zeigten auf unterhaltsame Weise unter anderem, wie und warum man mit Hilfe einer Stichsäge und einer Metallplatte an einem Holzbalken frei schweben kann. Wer den Wissenschaftlern zuhörte, fand Einblicke in Themen, über man nur staunen könnte. So arbeiten sie zur Zeit an Lösungen, die Haltbarkeit von Windkraftanlagen auf offener See zu verbessern, weil sie 20 Prozent ihrer Lebensdauer allein durch den Transport zum Standort einbüßen: Wasserströmung und Windkräfte setzten ihnen bereits zu, bevor sich das Windrad zum ersten Mal dreht. Im benachbarten Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme befindet sich ein 200 Meter langer Schlepptank, in dem Schiffsmodelle und Offshore-Anlagen im Modell getestet werden können. Zwei Etagen darüber lernen Matrosen und angehende Binnenschifffahrtskapitäne am Simulator, wie man einen 270 Meter langen Schubverband sicher in den Ruhrorter Hafen bugsiert.

Begeisterung für seine Forschungsabteilung schwingt bei Joachim Zöllner (Fachbereichsleiter Schiffsentwicklung) mit, wenn er erzählt, wie Schiffskapitäne am Duisburger Simulator Manöver ausprobieren, die sie sich ohne diesen Test vermutlich niemals getraut hätten: Zum Beispiel mit Hilfe der Sogwirkung eine 300 Meter lange aber enge Kanalpassage zu durchfahren, die das Schiff quasi wie von Geisterhand gesteuert geradeaus fahren lässt. Zöllner: "Es war das Ergebnis einer Simulation, die wir für ein Kanalbauprojekt in Frankreich und Belgien durchgeführt haben."

Was die Ingenieure für Menschen tun können, die unter Schwindelanfällen leiden, zeigt ein Projekt, das gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut entwickelt wurde. Dr. Reinhard Viga: "Ein Auftrag aus HNO-Ärzteschaft, die uns bat, eine Therapiemöglichkeit zu entwickeln, um Menschen zu helfen, die unter Schwindel leiden." Herausgekommen ist nun ein kombinierter Diagnose- und Therapieprototyp: Mittels eines Kopfhörers, der gleichzeitig misst, ob man sich grade hält oder nicht, wird über einen angeschlossenen Computer ein Geräusch - in diesen Fall von plätscherndem Wasser - über die Kopfhörer gesendet. Hält man sich grade, ist das Geräusch ganz leise, neigt man den Kopf, wird es aus dieser Richtung lauter. "So können Patienten zu Hause trainieren und etwas gegen ihr Leiden tun."

Etwas für Studierende tun, die Probleme mit ihrem Studium haben, soll ein neues Projekt, das aus dem "Qualitätspakt Lehre" entstanden ist. "Unser Ziel ist, es Abbrecherquote zu verringern", erklärt Torben Gebhardt. Mit Hilfe von individueller Beratung und Kursangeboten soll Studierenden die Kompetenz vermittelt werden, die sie für ihr Studium benötigen.

Wer sich für ein Ingenieurstudium interessiert, findet Informationen auf der Internetseite: "http://www.uni-due.de"/iw. Wer Fragen zum begleitenden Coaching für Studierende hat, wendet sich per E-Mail an: Thorben.Gebhardt@uni-due.de

(awi)
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