Duisburg Spitzensozialwissenschaftlerin an der Uni

Duisburg · Als Gewinnerin des Anneliese Maier-Forschungspreises lehrt die Soziologin Sylvia Walby nun in Duisburg und Essen.

 Prof. Sylvia Walby gehört zu den acht internationalen Spitzenkräften aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung 250.000 Euro für eine fünfjährige Forschungskooperation erhalten.

Prof. Sylvia Walby gehört zu den acht internationalen Spitzenkräften aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung 250.000 Euro für eine fünfjährige Forschungskooperation erhalten.

Foto: lancester university

Wenn es um soziale Ungleichheit in der Gesellschaft geht, hat ihre Stimme Gewicht: Seit 25 Jahren erforscht Prof. Dr. Sylvia Walby Geschlechterverhältnisse und sozialen Wandel in Gegenwartsgesellschaften - künftig auch an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Als diesjährige Gewinnerin des Anneliese Maier-Forschungspreises kommt die britische Soziologin als Kooperationspartnerin von UDE-Professorin Karen Shire ins Ruhrgebiet.

Prof. Sylvia Walby gehört zu den acht internationalen Spitzenkräften aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung 250.000 Euro für eine fünfjährige Forschungskooperation erhalten. Pro Jahr wird Walby drei Monate am Kolleg für Geschlechterforschung und am Institut für Soziologie der UDE zu Gast sein. Workshops mit deutschen Sozialwissenschaftlern sind bereits geplant, der erste findet im April in Duisburg statt.

Was sie gemeinsam untersuchen wollen, wissen die Wissenschaftlerinnen schon genau. "Uns interessiert zum einen die Tatsache, dass Geschlechterverhältnisse sich hier nicht so rasch gewandelt haben, wie in andere europäischen Ländern. Warum stockt es in Deutschland bei der Lohngerechtigkeit und der Aufstiegschancen für Frauen? Warum haben mehr Italienerinnen und Französinnen Führungspositionen in der Wirtschaft als deutsche Frauen? Wir wollen den Wandel der Geschlechterbeziehungen hierzulande im europäischen Vergleich analysieren und Antworten finden", erklärt Prof. Shire.

Zum anderen wollen sich die Soziologinnen mit dem Zusammenhang von Geschlecht und Gewalt auseinandersetzen. In Deutschland sieht Prof. Shire noch Aufholbedarf, auch wenn das Thema aktuell viel diskutiert wird: "Häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung wird hier in der Geschlechterforschung wenig untersucht. In Großbritannien sieht das inzwischen anders aus." Das ist auch Prof. Walby zu verdanken. Die Spitzenforscherin deckte die systematische Unterzählung von häuslicher Gewalt gegen Frauen in der UK-Crime-Statistik auf.

Menschenhandel ist ebenfalls ein Thema, das beide Wissenschaftlerinnen stärker in die Öffentlichkeit bringen wollen. "Wir haben in den letzten Jahren EU-Berichte zur Geschlechterdimension von Menschenhandel und Zwangsprostitution verfasst und schreiben aktuell an einem Buch dazu", so Prof. Shire. Was schätzt sie an ihrer britischen Kollegin besonders? "Sie betreibt Spitzenwissenschaft, aber nicht als Selbstzweck, sondern um die Gesellschaft und die Situation von Frauen zu verbessern", so Prof. Shire. Das sehen auch die Britischen Regierungsagenturen, EU-Kommission und -Parlament sowie UNESCO und UN WOMEN so, für die Walby als Expertin und Beraterin arbeitet.

Die Preisträgerin ist Distinguished Professor für Soziologie an der britischen Lancaster University, wo sie den einzigen UNESCO-Lehrstuhl für Gender Research in Europa innehat und Direktorin des Violence and Society UNESCO Centre ist. Walby ist unter anderem Mitglied der National Academy of Sciences und der Royal Society for the Arts in Großbritannien. Sylvia Walby war die erste Präsidentin der European Sociological Association. Für dieses Jahr liegt bereits eine Einladung als Hauptrednerin bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie vor.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort