Rudern Altmeister gehen an die Riemen

Rudern · Mehr als 3000 Ruderer aus 46 Nationen starten ab heute in Duisburg bei der größten Ruder-Regatta der Welt. Mit dabei Größen wie Vaclav Chalupa. In elf Altersklassen fahren die Masters mehr als 600 Rennen.

Tone Phale sagte der Stadt Duisburg bereits gestern auf ihre ganz eigene Art "Danke". "Es ist schön, dass sie so viele Ruderer auf der Welt glücklich machen", sagte die Vorsitzende der internationalen Masterskomission am Morgen im Rathaus. Um sie herum standen die Organisatoren der 39. FISA World Rowing Masters, der größten Masters-Regatta der Welt, versammelt. Dazu Oberbürgermeister Sören Link und Vertreter des internationalen Verbandes, die seit Monaten auf den heutigen Tag hinarbeiteten.

Um 13 Uhr gehen die Ruderer erstmals an die Riemen. Mehr als 3000 rudern bis Sonntag im Wasser der Regattabahn und verlangen vom ausrichtenden "International Wedau Regatta" mit Chef Michael Weller an der Spitze logistische Meisterleistungen. Denn mehr als 1200 Boote müssen bis Sonntag im Sportpark gelagert werden. Mehr als das Dreifache, was die Duisburger sonst bei Regatten unterbringen müssen. Das erfordert detaillierte Planung. Schon beim Anliefern. Deshalb sind Regattaleiter Otto Schulte und sein Team bereits seit Sonntag jeweils mit sechs Helfern in zwei Schichten mit dem Einweisen der Boote beschäftigt. Jeder Ankömmling muss sich in der sogenannten Auffangstation am Stadion-Parkplatz P 3 melden, wo Aufkleber und die jeweiligen Boots-Lagerplätze verteilt werden.

Die dafür erforderlichen Stellagen wurden angemietet oder sogar neu angefertigt. Jedes Boot hat entlang der Bertaallee seinen Platz. "Dadurch können wir überprüfen, wer schon da ist oder noch fehlt", erklärt Schulte. Immerhin gilt es, Boote in Millionenhöhe unterzubringen. Noch fehlen aber eine Vielzahl von Booten, was die Organisation und die Abläufe nicht unbedingt erleichtert. "Ich habe den Sportlern empfohlen, möglichst früh anzureisen", sagte Schulte. "Bis Dienstag war aber nicht mal ein Viertel der Teilnehmer vor Ort. Das wird sich dann leider bis zum Starttag ballen."

Doch die Duisburger sind bestens vorbereitet auf die Wettfahrten der Altmeister, an denen auch Tone Phale teilnimmt. "Duisburg ist für mich ein besonderer Ort. Ich hänge an diesem Ort und kenne die Regattabahn, weil ich hier schon mal gewonnen habe", sagte sie. "Hier habe ich mich 1976 für die Olympischen Spiele qualifiziert."

Zum Teilnehmerfeld gehören viele großen Namen vergangener Tage. Vaclav Chalupa beispielsweise ist so einer (45) – eine schillernde Figur auf der internationalen Ruderbühne. Beim Internationalen Ruderverband (FISA) herrschte große Zufriedenheit und breite Zustimmung, als feststand, dass die höchste Auszeichnung des internationalen Rudersports im vergangenen Mai in Luzern, die Thomas-Keller-Medaille, an einen Athleten der außergewöhnlichen Art vergeben wurde. Sie wird jährlich verliehen, um große internationale Karrieren zu würdigen. Chalupa hat nach Auskunft von Michael Weller nicht lange gezögert und seine Teilnahme früh signalisiert. Und auch Otto Schulte ist glücklich, dass ein Altmeister wie er zugesagt hat. "Mit seiner Persönlichkeit und seiner sportlichen Vergangenheit kann er der Regatta Glanz verleihen."

Der Veteran mit sechs Olympischen Spielen in der persönlichen Erfolgsbilanz, versilbert mit dem zweiten Platz in Barcelona 1992, ausgestattet mit vier WM-Silbermedaillen (1990, 1991, 1993 und 2009) und drei WM-Bronzemedaillen (von 1995, 1998 und 2001), war stets der "Gentleman" an den Ruderriemen. Thomas Lange, Nachfolger des großen Peter-Michael Kolbe, hatte sich mit dem Tschechen manche Einer-Schlacht geliefert und attestierte ihm außergewöhnliches sportliches Talent und menschliche Größe. "Wir haben uns immer gut verstanden, trotz der großen Rivalität", meinte er. Chalupa war Teil einiger der aufregendsten und mutigsten Rennen, die das Rudern erlebte. Obwohl er viele Weltcup-Rennen gewonnen hat, so auch mal auf der Duisburger Strecke, ist er immer bescheiden geblieben. Als es 1983 bei der Duisburger Weltmeisterschaft für Kolbe, den Doppelvierer und den Achter Gold regnete, träumte Chalupa Junior noch von den Erfolgen, die er später errang.

Dass er immer noch ehrgeizig genug ist, sich auch beim Masters erfolgreich in Szene setzen kann, darf man getrost annehmen.

(bem)
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