Lokalsport Das Siegen doch noch nicht verlernt

Duisburg · Der MSV Duisburg kann nach dem 3:1-Erfolg bei Erzgebirge Aue im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga ein wenig durchatmen, darf sich allerdings überhaupt nicht sicher sein, das Saisonziel damit erreicht zu haben.

 Borys Tashchy (l) jubelt nach seinem Tor zum 0:2 mit seinen Mitspielern.

Borys Tashchy (l) jubelt nach seinem Tor zum 0:2 mit seinen Mitspielern.

Foto: Robert Michael/dpa

Aue Beim Nachklapp in der Mixed-Zone des Erzgebirge-Stadions in Aue schaute Kevin Wolze auf den Fernsehschirm. Da lief gerade die Szene, als Calogero Rizutto dem flinken Cauly Sauza von hinten an die Schulter fasste. Das hob erst die Stimmung bei den MSV-Fans. Später kam zudem noch Freude über den 3:1 (0:0)-Sieg des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg vor 11 950 Zuschauern beim FC Erzgebirge Aue auf.

Schiedsrichter Lasse Koslowski zeigte nämlich in der 53. Minute auf den Elfmeterpunkt und fand dafür die Zustimmung des MSV-Kapitäns: "Den hätte ich auch gegeben", sagte Wolze ganz spontan über den Moment kurz vor dem 1:0. Die Fans der Hausherren hatten da natürlich eine ganz andere Meinung. Aber die hatten außerdem auch missverstanden, dass ihr Verein die Partnerschaft mit dem Biersponsor verlängert hat. Kurzerhand überschüttete einer von ihnen den Unparteiischen mit einem vollen Becher des Getränks. So sollten die Mittel von Sponsoren keineswegs eingesetzt werden.

Der Ärger über den Berliner Berufsmusiker mit Pfeife hatte wiederum viel mit Kevin Wolze zu tun. Der Linksverteidiger bestrafte den Zupfer mit einem cool verwandelten Elfmeter zum 1:0, dem Grundstein des Erfolges. Einfach entspannt in die Mitte rein. Sein Elfmeter zum 3:1 beendete alles Zittern um einen "sehr, sehr wichtigen Sieg", wie MSV-Trainer Ilia Gruev ohne ein Lächeln den Erfolg in der Fremde nannte. Wolze fand den Dreier übrigens "einfach überragend."

Das trifft die Dinge viel eher als die zurückhaltende Einschätzung des Trainers. Der MSV hat endlich den so lange ersehnten "Lucky Punch" gelandet. Nach sechs Spielen ohne Sieg, nach zwei Spielen ohne Tor, nach einer Woche, die die Fans in Abstiegsangst versetzt hatte, hüpfte das Zebra über die 40-Punkte-Marke. Auf Platz zehn steht der Neuling in der Tabelle drei Spieltage vor der Schlussabrechnung. Nach den Tagen des Feueralarms heißt es jetzt: "Das war nur eine Übung."

Gerrit Nauber beantwortet die Frage, ob das der erhoffte Befreiungsschlag war, positiv: "Auf jeden Fall." Ilia Gruev wollte so weit genau nicht gehen: "Wir haben in dieser sehr engen Liga noch drei Spiele vor uns." Auch Gerrit Nauber vermutete, dass am Ende die jetzt erreichten 41 Punkte nicht genug sein können. Gruev fügte jedoch hinzu, dass man nach dem Sieg "noch ruhiger" an einem guten Saisonende arbeiten könne.

Ein Sonderlob verteilte er an seinen Kapitän Kevin Wolze, der mit dem vierten und fünften verwandelten Elfmeter in dieser Saison die wichtigen Wegzeichen gesetzt hatte. Präsident Ingo Wald sagte sogar über den Kapitän, der die Verantwortung im Angesicht des Eisbergs übernahm: "Ich bin sehr, sehr stolz auf Kevin."

Der Linksverteidiger, mit neun Saisontoren zweitbester MSV-Schütze, war in der Tat der Mann des Spiels. Auch deshalb, weil er trotz einiger Probleme mit seinem Kerngeschäft, der Abwehrarbeit, keine Nerven zeigte. Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, der seinem Sohn Pascal bei der Arbeit für Aue zusah, hätte dem Nachwuchs um ein Haar Beifall geklatscht.

Kevin Wolze hatte sich bei einer Aktion in der fünften Minute verschätzt und so die Tür für einen Konter über Pascal Köpke geöffnet. Gerrit Nauber heilte schließlich den tödlichen Pass. Eine Minute später brannte es erneut auf der linken Seite. Dann aber hatte der MSV seine sieben Sachen geordnet und gönnte Aue lediglich, per Fernglas den Duisburger Strafraum zu inspizieren.

Trainer Gruev hatte an der Taktik heftig gefeilt. Moritz Stoppelkamp rückte er mehr ins Zentrum. Damit gelang es, bereits in der Hälfte des Gegners gefährliche Lücken zu schließen. Die Hausherren bekamen in ihrer Defensive Probleme mit dem Rollenwechsel. Aues Coach Drews wechselte bereits nach 30 Minuten als Reaktion auf den zentralen Stoppelkamp.

Zudem gab Mittelfeldspieler Cauly Oliveira Souza sein Startelf-Debüt in diesem Jahr. Der Mann auf der linken Seite wirkte mit seinen Dribblings ausgesprochen umstößlich für Belebung im MSV-Spiel. Er öffnete stürzend die Tür zur Führung. Den zweiten Treffer legte der MSV zum besten Zeitpunkt nach. Gerade als die Hausherren wütend werden wollten, verlängerte Moritz Stoppelkamp eine Ecke von Fabian Schnellhardt. Borys Tashchy (64.) sorgte mit seinem zehnten Saisontor für die Vorentscheidung. Die MSV-Abwehr räumte danach alles ab, bis den Hausherren durch den Kunstschuss von Dimitri Nazarov (83.) der Anschluss gelang.

Gerade wollte man sich fragen, ob sich womöglich auch Zebras vor Apotheken übergeben müssen, da traf Moritz Stoppelkamp im Strafraum ein Fuß. Kevin Wolze hätte diesen Elfer vermutlich auch gegeben. In jedem Fall hat er ihn reingemacht. Mehr will man ja gar nicht.

(kew)
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