MSV Duisburg Der Familienmensch

Wenn Bernard Dietz am Samstag 60 Jahre alt wird, dann bleibt sein Platz in der Arena frei beim wichtigen Spiel gegen Hannover 96. Den runden Geburtstag widmet der 53-malige Nationalspieler seinen Lieben daheim.

Die Bilanz: MSV gegen Hanover 96
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Foto: AP

An jedem ersten Mittwoch im Monat hocken sie zusammen in der Vereinsgaststätte an der Westender Straße in Meiderich, die MSV-Oldies, die eine wahrscheinlich einmalige Kameradschaft pflegen. Ob "Michel" Bella, "Lulu" Nolden, "Pitter" Danzberg, "Hatte" Heidemann, Günter Preuß, Heinz van Haaren oder "Eia" Krämer — für alle ist dieser Mittwoch ein Pflichttermin. Dann sitzen sie zusammen, lassen sich ein Pilsken schmecken und von Vereinswirt Horst kulinarisch verwöhnen. Bernard Dietz ist dann auch immer dabei. Mit Frau Petra selbstverständlich. Die über 300 Kilometer Fahrtstrecke vom Heimatort Drentwede in den Duisburger Norden schrecken "Ennatz" nicht ab. "Das ist eine einmalige Gemeinschaft, wir freuen uns immer darauf", sagt Dietz. Am Samstag wird er runde 60 Jahre alt.

Wenn die Zebras gegen Hannover 96 kicken, bleibt der Platz von Bernard Dietz allerdings diesmal frei. "Die Familie fordert ihr Recht", sagt der Familienmensch Dietz, "also feiern wir diesen Geburtstag unter uns, einmal muss das ja auch mal sein." Am 30. März gibt‘s dann eine große Fete im Businessbereich der Arena. Rund 500 Gäste werden dem Jubilar dann ihre Aufwartung machen.

Die Stadt ehrt einen ihrer bekanntesten "Söhne"

Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat das so gewollt. "Die Stadt und der Verein müssen doch einem ihrer bekanntesten Söhne die Ehre erweisen", sagte Sauerland. Wenn auch Bernard Dietz im beschaulichen Drentwede zu Hause ist, Duisburg ist seine zweite Heimat, der MSV seine zweite große Liebe, neben Gattin Petra und den Kindern Nicole und Christian, versteht sich.

Als Bernard Dietz am 10. Mai 1988 sein Abschiedsspiel machte mit der DFB-Auswahl von 1980, die damals Europameister geworden war mit ihm als Kapitän, ging eine schillernde Karriere zu Ende. Von Toni Schumacher bis hin zu Kalle Rummenigge — die Stars der 80er-Jahre versammelten sich im Wedaustadion, und 25 000 Zuschauer spendeten prasselnden Beifall, als Dietz seine Ehrenrunde drehte. Sogar Fritz Walter gehörte zu den Ehrengästen, und er war gerne gekommen, wie er versicherte. Dietz verspürte damals eine "Gänsehaut von Kopf bis Fuß", wie er mal erzählte.

"Gegner" war die seinerzeit aktuelle Nationalmannschaft des Teamchefs Franz Beckenbauer, mit der der "Kaiser" zwei Jahre später in Rom Weltmeister wurde. Für Beckenbauer war die Zusage zur Abschiedsparty ein Muss. "Der Bernard", sagte er, "ist einer der ganz Großen im deutschen Fußball, der hat ein solches Spiel verdient." 53 Länderspiele hat der Mann bestritten. Und Kapitän der Nationalmannschaft wird schließlich auch nicht jeder. "Eine besondere Auszeichnung", fand Dietz, der kantige Westfale mit der Geradeaus-Mentalität, die Beförderung durch den damaligen Bundestrainer Jupp Derwall.

Als Spieler, Kämpfer und Vorbild war er einmalig, als Trainer machte er seinen Weg. Im Nachwuchsbereich des VfL Bochum leistete "Ennatz" hervorragende Arbeit. Als Cheftrainer beim VfL und MSV-Interimscoach zwischen dem entlassenen Pierre Littbarski und Norbert Meier, später als "Amateur"-Trainer an der Westender Straße — Dietz, die ehrliche Haut, engagierte sich bis zu 14 Stunden am Tag für seine Arbeit. Seit dem zweiten Heimspiel der Saison 2005/06 ist übrigens das Zebra-Maskottchen nach seinem Spitznamen "Ennatz" benannt. Seit dem 19. Februar 2002 ist Dietz Ehrenmitglied "seines" MSV. Sein Herz schlägt für die Zebras, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Übermorgen wird der Mann mit dem starken linken Fuß also runde 60. Gratulationen aus dem ganzen Land werden ihn dann erreichen. "Bleib gesund", das ist ein besonderer Wunsch, auch von dieser Stelle.

(RP)
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