Ein Schuss ins Glück

Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei den Heimspielen gab es gestern eine andere Fügung: Der MSV erkämpfte sich gegen Bayer Leverkusen einen wichtigen 3:2-Erfolg und hatte endlich auch mal die Dame Fortuna im Rücken.

Der Fußball-Gott ist doch gerecht. Wie oft haben die Zebras in dieser Saison in der Nachspielzeit verloren, wie oft waren sie danach am Boden zerstört, wie oft beherrschte Resignation die Szene nach den krachenden Nackenschlägen immer derselben bitteren Art. Gestern war alles anders. Als sich abzeichnete, dass Bayer Leverkusen, immerhin aussichtsreicher UEFA-Cup-Aspirant, mit mehr Luft zum entscheidenden Schlag ausholen würde ab der 80. Minute, als Barnetta kurz vor dem Ende per Kopf nur den Pfosten anvisierte, schlug der Bulgare im Duisburger Team zu. Blagoy Georgiev, der schon die feine Vorlage zum 2:1 durch Manasseh Ishiaku präsentiert hatte, fasste sich ein Herz und war mit einem trockenen Schuss unter die Latte nach gehörigem Pech des Nationalspieler Rolfes erfolgreich zum viel umjubelten 3:2-Sieg, der auf seiner Flugbahn auch eine Portion Verzweiflung mit sich trug.

Vor dem Tor nicht gerade der eiskalte Vollstrecker

Ausgerechnet Georgiev, der vor dem gegnerischen Tor nicht gerade zu den eiskalten Vollstreckern zählt, ausgerechnet er, der gern beim MSV bleiben würde über diese Saison hinaus. Das geht aber nur, wenn die Zebras dann weiter erstklassig sind. Der von Roter Stern Belgrad ausgeliehene Mittelfeldspieler könnte dann wohl locker bezahlt werden. Er gehe vom Klassenerhalt aus, stellte er gestern nach dem Sieg fest, und: „Dann werden es drei weitere Jahre beim MSV.“ Das Wort vom Abstieg wollte er nicht hören. Gestern machte „Blago“ einen Schritt mit der Mannschaft hin zum rettenden Ufer, das zwar immer noch weit entfernt ist, durch den Sieg über die am Ende konsternierten Leverkusener aber in etwas nähere Reichweite gelangt ist.

Seit gestern schon im zweistelligen Bereich

Manasseh Ishiaku – was wären die Zebras ohne diesen Vollblutstürmer. Seit gestern ist der Nigerianer im zweistelligen Bereich angekommen. Tor Nummer neun war mit ein wenig Glück behaftet durch den Leverkusener Dum, der dem Ball eine andere Richtung gab und so Bayer-Torwart Adler nicht die Spur einer Chance ließ. Tor Nummer zehn freilich hatte großes Format. Die Hereingabe von Georgiev versenkte Ishiaku per Kopf gegen die Laufrichtung Adlers im Bayer-Kasten und krönte damit eine Leistung von beachtlichem Niveau.

Schon in Bochum war „Mana“ bei seinem Comeback nach dreiwöchiger Verletzungspause eine Bereicherung fürs Duisburger Spiel gewesen. Da hatte er kurz vor der Pause allerdings eine tolle Möglichkeit ausgelassen, gestern schlug er dafür doppelt zu. „Ich gebe immer mein Bestes für die Mannschaft“, zeigte sich Ishiaku bescheiden nach seinem Gala-Auftritt, der dem MSV einen kleinen Funken Hoffnung lässt, doch noch an den Klassenerhalt zu glauben. Bei 24 Spielen stand sein Namen auf dem Aufstellungsbogen, bei drei Partien wurde er früh ausgewechselt nach Verletzungen. Da nehmen sich die zehn Treffer schon als sehr beachtliche Quote aus. Nebenbei bemerkt: Der Afrikaner war an drei Treffern beteiligt. An seinen beiden erzielten naturgemäß und bei jenem 1:1-Ausgleich durch den Kopfball von Sinkiewicz – Ishiaku war dem Torschützen zugeteilt, war aber viel zu weit weg vom Geschehen.

Wesentlichen Anteil am Erfolg hatte aber auch Tom Starke. Der in der ersten Hälfte dieser Saison schon mal gescholtene und kritisierte Torhüter wuchs gestern in einigen Szenen über sich hinaus, rettete schon nach 40 Sekunden gegen den frei durchgebrochenen Kießling und bewahrte seine Arbeitskollegen und sich selbst später mit einigen Paraden von feinster Art. Wie er den Kießling-Kopfball kurz vor Schluss per Reflex mit dem linken Arm abwehrte, war beeindruckend. Dass ein guter Mann zwischen den Pfosten auch Glück braucht, wurde in der 89. Minute deutlich, als Barnettas Kopfball gegen den linken Pfosten krachte. Da wäre selbst Starke machtlos gewesen.

(RP)
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