Eishockey KEV-Torwart beschenkt Duisburger Jungen

Duisburg · Eishockey-Goalie Lukas Lang erfüllt dem schwerbehinderten sechsjährigen Jonas Thevissen einen Weihnachtswunsch.

 Auch wenn die Torwartmaske von Lukas Lang noch nass vom Trainingsschweiß war, was der Nase vom kleinen Hund Mimmi nicht entging, wollte Jonas das gute Stück unbedingt ausprobieren. Mit im Bild die Eltern Alexandra und Moritz Thevissen.

Auch wenn die Torwartmaske von Lukas Lang noch nass vom Trainingsschweiß war, was der Nase vom kleinen Hund Mimmi nicht entging, wollte Jonas das gute Stück unbedingt ausprobieren. Mit im Bild die Eltern Alexandra und Moritz Thevissen.

Foto: Nn

Jonas kann es kaum erwarten. Auf den Armen seines Papas steht er in Duisburg-Hochfeld an der Heerstraße und freut sich, als Lukas Lang aus dem Auto aussteigt. Die Augen des sechsjährigen Jungen leuchten vor Freude, denn der Torwart des Eishockey-Erstligisten Krefeld Pinguine erfüllt ihm kurz vor Weihnachten einen lang ersehnten Herzenswunsch. Jonas wollte schon immer mal zu Hause mit einem echten Torwart Eishockey spielen.

Die Geschichte des kleinen Jonas ist gleichermaßen traurig und beeindruckend. Als er zehn Monate alt und gesund war, änderte sich sein Leben urplötzlich. "Jonas konnte sich innerhalb weniger Wochen immer weniger bewegen und schon bald auch nichts mehr essen", erinnert sich sein Vater Moritz Thevissen an die ersten alarmierenden Anzeichen.

Nach zahlreichen Untersuchungen, die sich über ein halbes Jahr in verschiedenen Krankenhäusern hinzogen, kam die erschütternde Diagnose ans Tageslicht. Jonas leidet an dem Aicardi-Goutières-Syndrom (AGS). Das ist ein Gen-Defekt, von dem es bisher auf der Welt nur etwa 150 nachgewiesene Fälle gibt. Die Krankheit wird durch Schübe wie eine Art Fieber ausgelöst.

Zwei, drei oder vier Jahre betrug damals die Lebenserwartung des kleinen Jonas. Jetzt ist er sechs Jahre alt und macht weiter Fortschritte. Bis vor eineinhalb Jahren musste er über eine Magensonde ernährt werden. Mittlerweile kann er wieder eigenständig essen und trinken. Seine Finger werden immer beweglicher. Auf seinem I-Pad beschäftigt er sich mit Computerspielen oder komponiert per Schlagzeug den "Jonas Beat". Obwohl er nicht sprechen kann, macht er sich mit Zeichensprache oder Lauten gut verständlich. Er ist sehr intelligent und bekommt mit, was in seinem Umfeld abläuft.

Wenn Jonas im König Palast in Krefeld die Spiele der Pinguine verfolgt, versprüht er jede Menge Lebensfreude. "Der geht in seinem Rollstuhl so laut mit, dass die Spieler das auf dem Eis eigentlich hören müssen. Wenn ich mal nicht mit beim Spiel war, erzählt er mir hinterher zu Hause, dass er das Maskottchen Kevin gesehen hat und wie das Spiel gelaufen ist", sagt Mama Alexandra. Papa Moritz ist in Krefeld aufgewachsen, hat in der Schulmannschaft Eishockey gespielt und ist KEV-Fan, seitdem er mit 13 in der Rheinlandhalle auf der Nordtribüne stand.

Für Lukas Lang, der selbst stolzer Vater zweier kleiner Jungen ist, war es selbstverständlich, Jonas zu besuchen: "Das öffnet einem wieder so richtig die Augen. Da weiß man, wie glücklich man sein kann, wenn man gesunde Kinder hat." Dann wird Eishockey gespielt. Im kleinen Flur der Wohnung jagen Jonas, der seine Beine nicht bewegen kann und von seiner Mama an den Armen festgehalten wird, Papa, die achtjährige Amina und der Reporter unserer Zeitung mit Plastikschlägern einem kleinen Ball nach. Die Eingänge zur Küche und zum Wohnzimmer dienen als Tore. Lukas Lang streift seine Torwartmaske über und greift zur Torwartkelle. Klar, dass er kaum zu bezwingen ist und mit seinem Partner Jonas das Spielchen deutlich gewinnt. Nach jedem Treffer klatschen sich die beiden Cracks freudig ab.

Es waren zwei unvergessliche und schöne Stunden für Jonas, die Eltern und den Besuch. Die Art und Weise, wie die sehr gläubige Familie mit ihrem Schicksal umgeht und welche Lebensfreude sie entwickelt, ist beeindruckend. Die Eltern genießen jeden Tag mit ihrem Jonas. Ihre Kraft schöpfen sie aus ihrem Glauben an Gott. Entlastet werden sie von ihren schweren Pflegeaufgaben bei Aufenthalten in verschiedenen Kinder-Hospizen. 28 Tage pro Jahr genehmigt die Krankenkasse. Für den nächsten Sommer plant die Familie einen Urlaub auf dem Bauernhof. Denn je mehr Jonas erlebt, umso besser geht es ihm. Warum Jonas weiter Fortschritte macht, obwohl es keine nachgewiesene Therapiemöglichkeit gibt, ist für Alexandra Thevissen klar: "Das macht Gott."

(RP)
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