Handball Logistische Meisterleistung

Männer, die Frauen-Mannschaften trainieren gibt es zuhauf. Doch der umgekehrte Weg ist nach wie vor eher ungewöhnlich. Carmen Feldmann, Leistungsträgerin der Handballerinnen des TV Aldenrade, geht diesen Weg nun.

Andere Menschen bezeichnen Carmen Feldmann gerne als Workaholic, und auch der Spitzname "Flummi" kommt nicht von ungefähr. Doch eigentlich kommt die 34-Jährige in diesen schönen Sommertagen ganz entspannt daher, trotz der vielen Belastungen, die sie zu schultern hat. Schließlich ist sie beruflich stark eingespannt, studiert berufsbegleitend, ist Leistungsträgerin der Regionalliga-Handballerinnen des TV Aldenrade, deren weibliche B-Jugend sie trainiert – und ganz nebenbei noch passionierte Extremsportlerin.

All' dies würde dem Gros der Bevölkerung schon zu viel werden, doch Irrwisch Feldmann wäre nicht sie selbst, würde sie nicht nach weiteren Zielen streben. Und so kam es, dass sie auf einer Vorstandssitzung ihres Stammvereins ETuS Wedau – bei der sie zur Assistentin des Vorstands gewählt wurde – ein interessantes Angebot vorgelegt bekam: Die Kreisliga-Herren der Wedauer waren auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter, als Männerwart Ralf Blasitzke die Idee kam, die mit Fachwissen zuhauf ausgestattete Feldmann anzusprechen.

Männer, die Frauenmannschaften trainieren, sind in allen Sportarten Usus. Aber Frauen, die den umgekehrten Weg gehen, sind nach wie vor Mangelware. Allein dieser Punkt wäre für Feldmann sicher Anreiz genug gewesen, doch da sie auch in der Zukunft gerne als Trainerin arbeiten möchte – sie "baut" gerade ihre C-Lizenz – kam ihr dieses Angebot gerade recht.

Nach vier Kennenlern-Trainingseinheiten wussten die ETuS-Herren, worauf sie sich einstellen müssen, dass sie harte Einheiten erwarten. "Aber das Feedback war sehr positiv, da wusste ich, dass es was wird", erinnert sich Feldmann. Vergangenen Montag begann sie dann mit der Saisonvorbereitung. Zirkeltraining stand auf dem Programm, und Feldmann wäre nicht Feldmann, würde sie nicht einen Parcours aufbauen, dem sie sich auch selber stellen würde. Für ihre Herren indes waren die ersten zwei der drei angepeilten Runden schon das Limit. "Ein Spieler musste die Halle verlassen, weil ihm schwarz vor Augen wurde", schmunzelt Feldmann.

Als sie dann noch ankündigte, bei der abschließenden Runde im Freien selbst mitlaufen zu wollen, stöhnten die Herren. "Das haben wir befürchtet", schallte es aus der Runde. Feldmann ist eben ein echter Schleifer.

Trotz all der Belastungen gefällt "Flummi" ihr neues Aufgabengebiet bestens. "Es ist natürlich eine Menge Arbeit, aber ich muss den Jungs das positive Feedback auch zurückgeben – sie haben alle super mitgezogen", freut sich Feldmann. Klar formuliert sie auch ihre Ziele: "Vom Aufstieg kann ich nicht sprechen, auch wenn die Mannschaft, die ja am Ende Siebter wurde, in der Rückrunde acht Spiele in Folge gewann. Aber ich möchte die Mannschaft nach vorne bringen, sie weiterentwickeln. Und auch dieser Rollentausch, dass eine Frau eine Herrenmannschaft trainiert, ist eine echte Herausforderung – aber ich liebe ja bekanntlich herausforderungen", erklärt Feldmann abschließend.

(RP)
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