MSV Duisburg Ein Jahr mit Höhen und Tiefen

Duisburg · MSV-Trainer Karsten Baumann hat es nett umschrieben: "Es ist wie mit dem ersten Besuch bei den Schwiegereltern. Der erste Eindruck muss gut sein. Und der letzte." Wenn es zur Tür herausgeht. Keine Frage, die Zebras haben in der vergangenen Saison den Schwiegermutter-Test mit Glanz und Gloria bestanden.

 Einer der wichtigstenTreffer dieser Saison: Markus Bollmann jubelt nach seinem 1:1 Ausgleich im Niederrheinpokal-Finale gegen Jahn Hiesfeld. Am Ende gewannen die Zebras das Spiel mit 5:2 und stehen nun im DFB-Pokal.

Einer der wichtigstenTreffer dieser Saison: Markus Bollmann jubelt nach seinem 1:1 Ausgleich im Niederrheinpokal-Finale gegen Jahn Hiesfeld. Am Ende gewannen die Zebras das Spiel mit 5:2 und stehen nun im DFB-Pokal.

Foto: rei

Zum Auftakt am 20. Juli verlor die gerade erst zusammengewürfelte Truppe gegen den Ligaprimus zwar mit 0:1. Das Spiel aber bleibt als einer der Höhepunkte der Saison in Erinnerung. 18.100 Zuschauer kamen zur Premiere in der Dritten Liga und feuerten die so tief Gefallenen bedingungslos an. Die Mannschaft, gerade mal zehn Tage im Training, spielte mit Leidenschaft. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Marbach sagte nachher: "Bis auf das Ergebnis war heute alles toll."

Der Kehraus des Fußball-Jahres bescherte dem MSV noch einmal einen großen Abend: Über 24.000 Fans sahen das Finale im Niederrhein-Pokal gegen Jahn Hiesfeld. Das 5:2 machte den Weg in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals frei. Die Fans feierten ausgelassen, aber friedlich den ersten "Titel" seit der Deutschen Amateurmeisterschaft von 1987. MSV-Präsident Ingo Wald resümierte: "Da weiß man wieder, warum man sich all diese Arbeit antut."

Wenige Minuten zuvor hatte Karsten Baumann jedoch auch einen anderen Satz gesagt: "Zwischenzeitlich haben wir mit ein bisschen mehr geliebäugelt, aber schnell gemerkt, dass es nicht reicht." So wenig wie der MSV in den Abstiegskampf verstrickt war, so wenig war die Mannschaft mit im Aufstiegsrennen. Nach der Winterpause setzte das 2:1 über den späteren Aufsteiger RB Leipzig einen Lichtpunkt, dann aber folgten sechs Spiele mit nur einem Sieg (3:2 über Erfurt).

Es war noch nicht wirklich Frühjahr, da waren alle Blütenträume geplatzt. Die fahle Bilanz kostete wohl auch Baumann den Job. In der Winterpause sollte die Mannschaft den Trainingsrückstand aufholen. Nikolas Ledgerwood, Gerrit Wegkamp und Christian Eichner kamen als Verstärkungen. Doch der Vortrag blieb grau, der MSV eine Maus in der Liga, gefangen im Niemandsland der Tabelle.

Im Mannschaftskreis überwogen freilich die bunten Momente. Pierre de Wit sagte noch schweißnass nach dem Pokalspiel: "Es hat über weite Strecken sehr, sehr viel Spaß gemacht mit der Truppe." Phil Ofosu-Ayeh, einer der Gewinner der Spieljahres, bilanzierte: "Es war eine absolut positive Saison. Ich werde mich an dieses Jahr immer gern erinnern."

Und es gab ja auch große Momente zwischen Premiere und Finale. Sportlich überzeugte die Mannschaft vor allem in der von Euphorie getragenen Anfangsphase der Saison. Nach dem 0:1 gegen Heidenheim blieb man sechs Spiele ohne Niederlage und stand auf Rang sieben nur drei Punkte vom Relegationsrang entfernt. Ausgerechnet das Stimmungsspiel gegen Dortmund II versetzte dem Team einen Schlag. Nach dem 1:2 folgten zwei weitere Niederlagen, darunter das 0:4 gegen Darmstadt. Auf die sommerliche Euphorie folgte der Herbstblues. Nie wieder gelang eine Serie, die größere Hoffnungen weckte.

Geht es um Einzelnachweise, dann darf man das 2:2 in Heidenheim, drei Tage vor Weihnachten, und das 3:1 in Erfurt als die wohl besten Spiele der Saison ansehen. Tiefpunkte waren das 0:4 gegen Darmstadt und das 0:0 gegen Wehen Wiesbaden. Das Heimspiel gegen die Zweite von Borussia Dortmund, als 21.243 Zuschauer die Schauinsland-Reisen-Arena füllten, ist mit Licht und Schatten zu bewerten. Die Atmosphäre war erstklassig, das Spiel der Zebras beim 1:2 keineswegs.

Abschließend ist an einige Wiedersehen zu erinnern: Milan Sasic, Coach im Jahr des Pokalfinaleinzugs, stibitzte am 19. Oktober beim 3:3 gegen Saarbrücken einen Punkt. Horst Steffen, einst Trainer der Zweiten, sicherte sich als Coach der Stuttgarter Kickers sogar vier Zähler gegen seinen Ex-Klub. Dietmar Hirsch, der in Bundesliga-Jahren beim MSV kickte, gewann einmal als Trainer des SV Elversberg gegen den MSV und verlor im Rückspiel mit 0:3. "Hat man schon mal eine so ungerechte Niederlage gesehen?", fragte er nachher in der Pressekonferenz.

Der Auftritt war eine der lustigsten Szenen des Spieljahres, zumal Karsten Baumann, der den zweifachen Torschützen Patrick Zoundi zur 57. Minute gebracht hatte, konterte: "Haben sie schon mal eine solch gelungene Einwechslung gesehen?"

(kew)
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