MSV Duisburg MSV holt den ersten Titel nach 27 Jahren

Duisburg · Mit 5:2 schlägt der Drittligist den Oberligisten Hiesfeld im Niederrheinpokalfinale. Erst nach der Pause wurde es lebendig.

MSV feiert Finalsieg
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Als die Drittliga-Profis des MSV Duisburg am Donnerstagabend den Niederrheinpokal in die Höhe reckten, lag ein hartes Stück Arbeit gegen den Oberligisten TV Jahn Hiesfeld hinter ihnen. Das Ergebnis von 5:2 klingt deutlicher, als es das Spiel lange Zeit war. Aber der Reihe nach.

Die 24.002 Zuschauer bedeuteten Saisonrekordkulisse in einem Pflichtspiel und die Stimmung war vor dem Anpfiff sensationell. Zunächst stimmten die Duisburger Fans ihren aktuellen Lieblingssong an: "Champions League kann jeder, sch... auf erste Liga, Niederrheinpokalsieger MSV". Dann zogen sie eine riesige Choreografie mit einem stilisierten Zebra-Kopf über die Tribüne, dazu Banner mit den Aufschriften "Vizemeister '64", "Amateurmeister '87" und "Come on Zebras, let's do the twist again". Passend zu dieser Gänsehautatmosphäre wurden dann die bereits zuvor angekündigten zwölf Akteure verabschiedet — sie bekamen allerdings nicht wie erwartet Blumensträuße, sondern Aktionsbilder von sich im Dress der Zebras.

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Grlic dankt den Fans

Karsten Baumann wurde vor seinem letzten Spiel als MSV-Trainer von den Fans mit einem warmen Applaus verabschiedet, der nur von dem für Teammanager Tobias Willi übertroffen wurde. Beklatscht wurde auch ein Ersatzspieler: Sascha Dum durfte nach seiner Bandscheiben-Operation wie angekündigt umgezogen auf der Bank sitzen. Dann sagte Sportdirektor Ivica Grlic noch ein paar warme Worte: "Ich möchte mich bei allen bedanken, für die der MSV mehr ist als nur ein Verein, besonders bei den Fans. Ohne euch hätte die Geschichte des MSV nicht weitergeschrieben werden können."

Durch all das — und den massenhaften Andrang — verzögerte sich der Spielbeginn um 14 Minuten, um 18.44 Uhr ging es aber los. Baumann hatte auf Experimente verzichtet und gegen den Fünftligisten die wohl stärkste Formation auf den Rasen geschickt. Allerdings war es eine extrem offensive Aufstellung, bei Ballbesitz standen die Außenverteidiger sehr hoch, so dass acht Duisburger in der Hiesfelder Hälfte waren. Neben einem offensiv ausgerichteten Mittelfeld setzte Baumann zudem auf die Doppelspitze Kingsley Onuegbu und Gerrit Wegkamp, der in seinem vermutlich letzten Pflichtspiel unbedingt sein erstes Tor erzielen wollte.

Zunächst holte der Stürmer aber erst einmal einen Freistoß heraus, als er vor dem Strafraum "gelegt" wurde. Pierre De Wit trat zum auf 16 Metern ruhenden Ball, diesen aber auch in die Mauer (14. Spielminute). Fast im Gegenzug gab es den ersten Schreckmoment für die Hausherren: Nach einem Abstimmungsproblem zwischen Torwart Michael Ratajczak und Innenverteidiger Branimir Bajic kam Fabian Gombarek aus 18 Metern zum Schuss, Ratajczak war schon geschlagen, aber Bajic klärte den Ball mit dem Kopf über der Grasnabe (17.). Und wenig später schoss Oliver Rademacher nach einer Ecke über das Tor (23.).

"Wir können nur schlecht aussehen", hatte Baumann vorher gesagt — er behielt wie so oft recht. Zwar prüften De Wit (24.) und Matthias Kühne Hiesfelds Torwart Sören Stauder, aber der Außenseiter hatte nun Spaß am Offensivfußball gefunden: Danny Rankl vergab die beste Gelegenheit der Gäste, seinen Kopfball musste Ratajczak über die Latte pritschen (29.). Etliche Standardsituationen schlossen sich an, der MSV kam nicht mehr konstruktiv nach vorne. Dass Tanju Öztürk fünf Minuten vor der Pause aus 25 Metern abzog — der Schuss war leichte Beute für Stauder — sagt eigentlich alles. Nur böse Zungen würden behaupten, dass die Unterhaltung im Circus Krone vor der Arena besser gewesen wäre.

Pfeifkonzert zur Pause

In die Pause wurden die MSV-Profis mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet, wieder zurück auf dem Rasen sahen sie das nächste Fan-Banner: "Wenn Träume fliegen lernen". Das beflügelte aber erst mal nur den Gegner, nach einer Duisburger Ecke konterte Hiesfeld, Phil Ofosu-Ayeh rutschte als letzter Mann aus und Dennis Hecht ließ Ratajczak mit einem platzierten Schuss keine Chance. (48.)

Die Fans pfiffen und riefen: "Wir wollen euch kämpfen sehen", und das zeigte Wirkung: Nach einem De-Wit-Freistoß war Markus Bollmann in seinem vermutlich letzten Spiel für den MSV mit dem Kopf zur Stelle und erzielte den Ausgleich (50.). Und nur vier Minuten später wurde Kühne im Strafraum gefoult, Kapitän Bajic verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1, der ersten Führung der Profis (55.).

Und diese hatten nun endgültig ins Spiel gefunden, einen Konter über Kevin Wolze verwertete Michael Gardawski zum 3:1 (59.). Und nur vier Minuten später bereitete Wolze mit einem Traumpass das 4:1 des eingewechselten Gökan Lekesiz vor, der in beiden Oberliga-Partien mit der MSV-Reserve leer ausgegangen war. Solche Pässe wie den von Wolze bekommt man aber auch nicht oft. Der Mittelfeldwirbler belohnte sich dann noch mit dem 5:1 (65.), das er mit einem herrlichen Außenristschuss erzielte. Da waren dann auch die Fans versöhnt und feierten. Sie spendeten auch Bajic einen warmen Applaus, als er nach einem Laufduell wegen eine Notbremse eine (überharte) Rote Karte sah. Einmal in Feierlaune beklatschten auch die Duisburger den zweiten Treffer der Hiesfelder, den Danny Rankl nach einer Unaufmerksamkeit der MSV-Abwehr erzielte (78.).

Danach durften alle feiern und den goldenen Pokal in Meidericher Händen sehen. Der bedeutet die Qualifikation für den DFB-Pokal in der neuen Saison und damit dringend nötige Einnahmen von mindestens 100.000 Euro.

(seeg)
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