MSV Duisburg Reck gegen Halle schon unter Druck

MSV Duisburg · Oliver Reck kennt das Geschäft. Der Trainer des MSV Duisburg weiß, dass nach zwei Saison-Niederlagen im Pokal heute nur ein Sieg zählt, sonst könnten die Mechanismen des Fußballs ganz schnell greifen. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht ist ein Erfolg Pflicht. Ein Sieg bringt 250.000 Euro.

 Ungläubiger Blick: Oliver Reck hofft mit dem MSV in Halle auf das erste Erfolgserlebnis der Saison, sonst wird die Kritik zunehmen.

Ungläubiger Blick: Oliver Reck hofft mit dem MSV in Halle auf das erste Erfolgserlebnis der Saison, sonst wird die Kritik zunehmen.

Foto: firo

Eine Woche wie diese wollte man beim MSV Duisburg eigentlich nicht mehr haben. An der Westender Straße herrschte an allen Tagen Hochbetrieb — und zwar nicht nur auf dem Trainingsplatz. Auch abseits des Rasens hatten die Klub-Verantwortlichen an allen Ecken und Enden Brandherde zu bekämpfen, um die Stimmung vor dem heutigen, so wichtigen Pokalspiel beim Halleschen FC (ab 15.30 Uhr im Live-Ticker) nicht eskalieren zu lassen.

Anhänger schießen sich auf Reck ein

Zerkratzte Autos, Drohanrufe bei Trainer Oliver Reck und erzürnte Fans, die vor allem in den Internetforen mächtig Dampf abließen zählten zu den vorherrschenden Themen. Vor allem auf Oliver Reck und seine beiden Leitwölfe Branimir Bajic und Goran Sukalo hatten sich die Anhänger eingeschossen, denen vorgeworfen wurde, Einfluss auf die Aufstellung der Mannschaft zu nehmen. Beide dementierten das heftig — und auch Sportdirektor Ivo Grlic gab seinen beiden Spielern mehrfach Rückendeckung.

Zuletzt nutzte er die obligatorische Pressekonferenz am Donnerstag dazu, dies noch einmal zu betonen. Dort waren wie berichtet auch Präsident Andreas Rüttgers und der Fan-Beauftragte Christian Ellmann zu Gast, die ihren Teil dazu beitragen wollten, Krisenmanagement zu betreiben. Ellmann sprach für die Fans, "von denen sich der große Teil von den Vorfällen distanziert". Das ist sonst nicht üblich bei einer Pressekonferenz, die an normalen Tagen rein sportliche Inhalte hat.

250.000 Euro fürs Weiterkommen

Die Mannschaft ließ sich von all den Nebengeräuschen jedoch nicht beeinflussen — wenngleich der Druck, gewinnen zu müssen, enorm groß ist. Auch Trainer Oliver Reck kennt das Fußball-Geschäft und weiß, dass eine weitere Niederlage personelle Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

"Ich habe das schon öfter gesagt: Ich habe letztes Jahr in einer schwierigen Situation das Traineramt übernommen, weil man mich gebeten hat und ich dem Klub helfen wollte. Daran hat sich nichts geändert", sagte Reck. "Wir fahren nach Halle, um zu gewinnen. Der Pokal kann eine Chance sein, einen positiven Lauf einzuleiten, und ich bin mir sicher, dass uns das gelingt."

Brandy reist mit nach Halle

Gestern Nachmittag flog das Team bereits nach Leizpig/Halle — mit an Bord auch Sören Brandy, der sich unter der Woche am Oberschenkel verletzt hatte, und Dzemal Berberovic, der seine Wadenverletzung inzwischen auskuriert hat.

Dabei gerät fast in den Hintergrund, dass dieses Pokalspiel auch aus wirtschaftlichen gesichtspunkten extreme Bedeutung für den Verein besitzt. Die Gelder sind knapp — insofern gewinnt der Pokalwettbewerb für die Zebras um so größere Bedeutung. Mit einer Einnahme kann Geschäftsführer Roland Kentsch bereits kalkulieren: Etwas mehr als 100 000 Euro erhält der MSV für die heutige Erstrunden-Partie beim Halleschen FC.

So wird das Geld verteilt

Diesen Betrag schüttet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) an jeden der 32 Gastvereine aus. Die 32 Gastgeber erhalten knapp 110.000 Euro. Der Topf, aus dem der Verband die Gelder verteilt, speist sich aus den von ihm zentral vermarkteten Rechten für TV-Übertragungen, Bandenwerbung und — neu ab dieser Saison — Ärmelwerbung (VW).

Zuletzt kamen knapp 60 Millionen Euro für die insgesamt 63 Spiele zusammen. Ungefähr so viel sollen es auch in der neuen Saison sein. Insofern können sich die Vereine weiter grob nach folgenden Verdienstmöglichkeiten richten (der Übersicht halber keine Unterscheidung zwischen Heim- und Gastverein): 250 000 Euro in Runde zwei, 530.000 Euro im Achtelfinale, 1,125 Millionen Euro im Viertelfinale, 1,75 Millionen Euro im Halbfinale, zwei Millionen Euro für den Verlierer des Endspiels und 2,5 Millionen Euro für den Pokalsieger.

Die Einnahmen von Eintritts- und Fernsehgeldern bei Live-Spielen in den öffentlich-rechtlichen Sendern sind da nicht eingerechnet. Das macht um so mehr deutlich, warum ein Weiterkommen für den MSV zu wichtig ist.

(RP/rl/spol)
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