MSV Duisburg Stadionkauf - Pest oder Cholera

Duisburg · Die Stadt will sich die Mehrheit an der Stadiongesellschaft sichern und muss dafür in die Kasse greifen. Wie sie sich das Geschäft mit der Schauinslandreisen-Arena vorstellt, will sie dem Rat am kommenden Montag erörtern.

Das ist die Schauinslandreisen-Arena
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Duisburg hat für die Beseitigung von vielen Baustellen in der Stadt kein Geld. Davon können die Vereine und Verbände ein Lied singen, deren Zuschüsse gekürzt wurden. Das wissen die Autofahrer, die auf den Schlaglochpisten unterwegs sind. Das kann tagtäglich jeder Bürger erfahren. Dass ausgerechnet diese schuldengeplagte Stadt sich nun die Stadionmehrheit sichern will, wird bei vielen auf Unverständnis und Verärgerung stoßen. Auch bei den Kommunalpolitikern, die bislang keine Fakten kennen, aber bereits am kommenden Montag in der Ratssitzung entscheiden sollen.

Wie bereits in unserer Samstagausgabe erläutert, will sich die Stadt die Mehrheit an der Stadiongesellschaft sichern. Bereits heute gehört ihr beziehungsweise der Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft ein Drittel. Der Anteil soll nun auf 50,1 Prozent erweitert werden. Möglich machen soll dies Gerald Kassner (Schauinsland Reisen), der den bisherigen Eigentümer Hellmich/Hövelmann einen Anteil für (geschätzt) rund 2,5 Millionen Euro abkauft und der Stadt für angeblich eine halbe Millionen Euro den Teil abgibt, den sie benötigt, um sich die Mehrheit an der Gesellschaft zu sichern. Die Stadt wird dabei vermutlich nicht direkt auftreten, sondern sich der Hilfe der Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft bedienen. Diese ist zwar gerade erst an der Insolvenz haarscharf vorbeigeschlittert, könnte aber bei entsprechend finanzieller Ausstattung durch die Stadt die neue Last stemmen.

Zu diesem Geschäft hat sich die Stadt offenbar durchgerungen, weil die Alternative — der MSV geht in die Insolvenz — sehr viel teurer wird. Als Erbpachtgeberin für das Stadiongelände fiel ihr in einem solchen Fall die Arena zu, ohne dass sie noch auf einen — dann insolventen — Profi-Verein zugreifen könnte, der dort spielt.

In einer Presseerklärung der Stadt heißt es, dass ein Konzept gesucht würde, bei dem das Land NRW (bürgt für die Kreditverbindlichkeiten der Stadiongesellschaft), die finanzierende Bank (HSH Nordbank) und die Stadt zur Vermeidung größerer Nachteile bereit seien, an einer Restrukturierung der Stadiongesellschaft mitzuwirken. Die Übernahme der Mehrheit an der Stadiongesellschaft sei eine "zwingende politische Forderung des Landes NRW", das sich "durch einen bestimmenden Einfluss der Stadt Duisburg insbesondere eine vom Fußballspielbetrieb unabhängige Verwaltung des Stadions verspricht.

Zu den Bedingungen, die die Stadt an dieses Geschäft knüpft, gehört ein Sanierungsgutachten durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Festgestellt werden soll, ob der Spielbetrieb eine "positive Fortbestehungsprognose" hat. Sprich: Ist die Mannschaft dem Abstieg geweiht, klappt das Geschäft nicht. Die Gläubiger der Spielbetriebsgesellschaft müssen sich auf einen Schuldenschnitt verständigen und ein tragfähiges Finanzierungskonzept für die laufende und die nächste Spielsaison vorlegen. Die Stadiongesellschaft muss wiederum einem Schuldenschnitt zustimmen, an dem das Land NRW mit seiner Bürgerschaft, die finanzierende Bank und die Stadt mitwirken. "Ziel ist es, die Schuldenlast so weit zu reduzieren, dass ein dauerhafter Erhalt des Stadions, einer für die Stadt Duisburg wichtigen Sportstätte, erreicht werden kann, Gleichzeitig wird eine langfristig für die Spielbetriebsgesellschaft bezahlbare und angemessene Stadionmiete vereinbart", heißt es in der Erklärung der Stadt.

CDU-Ratsfraktionschef Rainer Enzweiler forderte am Montagabend bereits, dass unter keinen Umständen städtische Vermögen "verbrannt" werden dürfe und das Konzept zum Ziel haben müsse "dass wir damit besser dastehen als bei einer Insolvenz".

(RP)
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