Analyse Trainer Lettieri formt den neuen MSV

Duisburg · Die taktische Ausrichtung des MSV Duisburg für die neue Saison in der Dritten Liga verspricht Offensivfußball.

 Trainer Gino Lettieri dirigiert seine Mannschaft von außen - hier beim Test gegen den VfB Homberg.

Trainer Gino Lettieri dirigiert seine Mannschaft von außen - hier beim Test gegen den VfB Homberg.

Foto: C. Reichwein

Allzu lange sind die Drittligafußballer des MSV Duisburg noch nicht im gruppentaktischen Sinne zusammen - zunächst stand ja das "Athletik-Trainingslager" in Eisenach auf dem Programm, dass die Grundlagen für die lange Saison legen sollte. Taktik und Technik standen da nicht im Vordergrund. Doch nun, nach den ersten beiden Testspielen am vergangenen Wochenende, dem späten 1:0-Sieg beim Oberligisten VfB Homberg und dem 1:1 beim Regionalligisten KFC Uerdingen, lässt sich eine erste Richtung absehen, in die der neue Trainer Gino Lettieri seine Mannschaft führen will. Insgesamt soll das Spiel des MSV schneller, kombinationsfreudiger und damit gefährlicher werden - die Idee des Fußballlehrers verspricht Offensivfußball.

Sowohl gegen Homberg als auch gegen Uerdingen ersetzte Lettieri zeitweise die klassischen Außenverteidiger durch Mittelfeldspieler. Dadurch sicherten bei Ballbesitz nur noch zwei Innenverteidiger ab, die Außen - Kevin Wolze beziehungsweise Dennis Grote auf links, Deniz Aycicek auf rechts - schalteten sich in das Offensivspiel mit ein. Dazu standen die Innenverteidiger sehr hoch, also an der Mittellinie. Gegen Homberg führte das dazu, dass sich bis auf Torwart Michael Ratajczak alle Spieler in der Hälfte des Gegners aufhielten. Das erhöht den Druck und sorgt beim Kontrahenten für Fehler. Die spielerische Qualität ist mit den als Außen eingesetzten Mittelfeldakteuren zudem hoch genug, um sich auf diesem dann sehr engen Raum durchzuspielen und Torchancen zu kreieren. Das hilft auch den etatmäßigen Stürmern: Wo Kingsley Onuegbu in der Vorsaison oft gegen zwei, drei Gegenspieler auf sich allein gestellt war, stoßen nun immer wieder Mittelfeldspieler in die dadurch entstehenden Lücken vor. Gegen Uerdingen kamen so beispielsweise Pierre De Wit, Testspieler Eric Klotz oder der verkappte Außenverteidiger Grote immer wieder im Strafraum zu gefährlichen Abschlüssen.

Ob das das Modell für die Zukunft des MSV ist, wird sich zeigen, in jedem Fall ist es eine Variante, die noch mehr Druck erzeugen kann, aber natürlich auch nicht ungefährlich ist. Mittelfeldspieler wie Aycicek sind eben nicht so zweikampfstark wie etatmäßige Außenverteidiger, zudem bietet das sehr hohe Verteidigen Raum für gegnerische Konter. Dementsprechend betont Lettieri auch, dass noch lange nichts entschieden sei: "Taktisch geschieht so viel. Ich habe vor, offensiv zu spielen, auch im Aufbau, aber wir müssen komplett sein, um das Ganze zu verwirklichen." Derzeit sind noch zu viele Spieler nicht an Bord (siehe Info-Kasten), zudem hätte Lettieri gerne noch einen neuen, robusten Mann für die "Sechs", des Abräumers vor der Abwehr, der zur Not auch in der Innenverteidigung spielen kann, denn: "Mir fehlen Dreiviertel der Abwehr." Nachlegen in der Verteidigung will der MSV nicht, erklärt Sportdirektor Ivica Grlic, denn wenn die Erkrankten wieder an Bord sind, hätte er zu viele Innenverteidiger. Deswegen soll es ein flexibler "Sechser" sein.

Diese Position ist gerade dann als Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld wichtig, wenn der MSV so offensiv spielt wie zuletzt. Auch das zeigte sich in den Testspielen: Wird der Ball verloren, kommt der Gegner relativ schnell durchs Mittelfeld, weil alle Spieler aufgerückt sind. Die ordnende Hand eines "Sechsers" ist da gefragt. Lettieri erklärt: "Taktisch ist es schon extrem. Das ist noch nicht so gut strukturiert, wie es sein soll. Wir haben das Handicap, dass zwei Innenverteidiger fehlen. Da muss ich zu viele Positionen verschieben. Das ist nicht so gut für das Ganze. Die Zeit ist kurz. Wir müssen noch einiges machen."

Den nächsten Fortschritt im gruppentaktischen Bereich kann man eventuell schon heute Abend beim Test beim Oberligisten Schwarz-Weiß Essen (18.30 Uhr, Stadion am Uhlenkrug) sehen, auch wenn immer noch einige Spieler fehlen.

(RP)
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