Msv Duisburg Trainingsauftakt im türkischen Side

Duisburg · Der MSV-Tross ist an der türkischen Riviera angekommen. Bajic, Onuegbu und Wolze sorgen für gute Stimmung.

Das Trio Hunde, das um die Hotelanlage im türkischen Side streicht und vorbeifahrende Autos jagt, hat es auch den Profis des MSV Duisburg bereits angetan. Als Branimir Bajic hinter Maximilian Güll läuft, lässt der Kapitän des Fußball-Drittligisten ein tiefes "Wauwauwauwau" los, doch Güll kommt trotzdem nicht aus dem Tritt. Bajic hat in dieser Trainingseinheit aber noch lange nicht sein gesamtes komödiantisches Talent verschossen: Im Sprint mit den Kollegen Michael Gardawski und Patrick Zoundi kommt Bajic als letzter über die Ziellinie, reißt die Arme hoch und schreit jubelnd: "Dritter!" Und als Deniz Aycicek starten soll, schiebt Bajic ihn an - Aycicek kann sich nicht halten und rettet sich in einem Purzelbaum. "Zu hart?", fragt Bajic und grinst.

Der Kapitän ist nicht der Einzige, der gute Laune versprüht. Auch seinen Mit-Kickern tun die Sonnenstrahlen und die angenehmen Temperaturen an der türkischen Riviera sichtlich gut. Kingsley Onuegbu gibt nach einem leichten Zusammenprall mit Zoundi den "sterbenden Schwan", Kevin Wolze steht daneben und signalisiert in den leeren Raum, der "King" müsse ausgewechselt werden. Lachend geht es aber für beide weiter. Szenen wie diese bestärken Trainer Karsten Baumann in seiner Einschätzung: "Die Stimmung im Trainingslager ist wie in der ganzen Saison sehr gut. Wir haben viele positive Typen in der Mannschaft. Okay, am Samstag waren sie ein bisschen knatschig, weil die Anreise so lange gedauert hat, aber jetzt geht es schon wieder."

Tag eins hatte sich die MSV-Delegation ein bisschen anders vorgestellt. Zunächst ging es nicht von Eindhoven morgens um 10 Uhr in die Türkei, sondern von Amsterdam und erst um 14 Uhr. In Antalya landete der Flug mit der Nummer CAI 040 um 20.10 Uhr Ortszeit - in Deutschland ist es eine Stunde früher. Nachdem alle ihre Koffer hatten, war die Mannschaft erst um 22.30 Uhr im Hotel in Side, bekam noch einen Mitternachts-Happen und verzog sich dann auf die Zimmer. "Die Anreise war sicher suboptimal", sagt Baumann am Tag danach. "Wir wollten eigentlich abends noch ein bisschen was machen, dann wären die Jungs am nächsten Morgen etwas gelenkiger gewesen. Wir hatten uns das etwas anders vorgestellt, aber es sind alle heile da und es ist nichts, was uns in der täglichen Trainingsarbeit behindern würde." Und diese sieht zwei Einheiten pro Tag vor. "Die Jungs haben gut gearbeitet in der Pause und ihr Programm durchgezogen, so dass wir gut in die Vorbereitung starten können und für das erste Spiel in knapp 14 Tagen gegen Regensburg gut präpariert sein dürften", meint Baumann, der Michael Gardawski nach seinem Muskelfaserriss nun wieder voll im Training belasten kann, während er Sascha Dum, der die gleiche Verletzung erlitten hatte, noch ein wenig schonen muss: "Wir müssen bei Sascha noch ein bisschen vorsichtig sein und gucken, wie sich das bis Regensburg entwickelt. Aber er ist ja ein Typ, der eigentlich aus dem Stand fit für ein Spiel ist", sagt Baumann.

Im Vergleich zum Sommer, als es nur zehn Tage Vorbereitung auf die Saison gab, sieht der Trainer sein Team nun ein ganzes Stück weiter: "Jetzt fangen wir nicht bei 30 Prozent an. Die Jungs haben ein paar Spiele in den Knochen, konnten aber vor dem Trainingslager ein wenig regenerieren. Wir fangen jetzt bei 80 Prozent an. Das ist eine andere Grundlage, auf der wir starten. Im Sommer haben wir in die paar Tage alles reingepackt, was ging. Das war auch ein Experiment, bei dem aber nichts schiefgehen konnte. Wir hatten keine Erfahrungswerte mit so einer Situation. Aber alle haben alles gegeben und wir können zufrieden sein. Manche Mannschaften würden sich den Tabellenplatz auf dem wir stehen, wünschen." Die Zielsetzung für die weitere Saison lautet unverändert: "Wir wollen uns verbessern, konstanter werden, mehr Punkte als in der Hinrunde holen und dann sehen, wohin das führt", sagt Baumann, der die Dritte Liga als "unglaublich eng" erlebt: "Die beiden da oben, Heidenheim und Leipzig, sind sehr konstant, der Rest spielt um Platz drei und gegen den Abstieg - alles auf einmal." Einen echten Härtetest gibt es da schon mal morgen mit dem Test gegen den FC Zürich. "Ich freue mich, gegen so einen Gegner zu spielen", betont Baumann. "Da können sich die Jungs beweisen, das ist ein Gradmesser. Wir wollen so auftreten wie in den letzten Saisonspielen und das noch ein bisschen verfeinern. Heißt: Wir wollen uns weiter nach vorne schieben und den Gegner zu Fehlern zwingen." Dass die Partie gegen Zürich auf der eigenen Hotelanlage stattfindet, ist für den MSV natürlich angenehm. "Ich finde die Destination hier super", sagt Baumann. "Wenn du den Trainingsplatz direkt auf der Anlage hast, ist das natürlich perfekt. In der Türkei haben sie gemerkt, dass sie ihre Hotels auch im Winter vollkriegen, wenn sie auf Golf und Fußball setzen." Schon als Spieler sei er gerne ins Trainingslager gefahren: "Du brauchst dich um nichts zu kümmern, gehst zu Training, bekommst Essen, nachmittags kannst du schlafen. Für die Spieler ist das gut, denn sie lernen sich noch besser kennen, wenn sie sich 24 Stunden am Tag auf der Pelle hocken." Mit solchen positiven Typen wie Bajic, Onuegbu und Wolze kommt sicher auch keine miese Stimmung auf.

(RP)
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