Schrader fährt nach Peking

Riesenjubel bei Michael Schrader: Der Homberger Zehnkämpfer hat sich mit persönlicher Bestleistung beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen als drittbester Deutscher für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert.

Geschafft! Total kaputt, aber glücklich, lag Michael Schrader im Ziel nach einem 1500 Meter-Lauf, bei dem er über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen musste. 4:20,30 Minuten waren nötig, um das Ticket zu den Olympischen Spielen zu lösen. Nach einem begeisternden Rennen blieb die Uhr für den 20-jährigen Homberger bei 4:19,32 Minuten stehen, und 8 248 Punkte waren vollbracht. Damit übertraf er deutlich die Olympia-Norm von 8 050 Zählern und wird zusammen mit dem Ulmer Arthur Abele (8 372) und dem ehemaligen Hallenweltmeister André Niklaus aus Berlin (8 273) nach Peking reisen, wo er Jürgen Hingsen, 1984 Silbermedaillen-Gewinner in Los Angeles, emsig nacheifern wird.

Weltklasse-Leistung im Weitsprung

Schrader war furios in den bisher wichtigsten Wettkampf seiner Karriere gestartet. Mit Bestleistungen über 100 Meter von 10,76 Sekunden und der weltklassereifen Weitsprungleistung von 7,74 Metern setzte sich Schrader früh an die Spitze des Teilnehmerfeldes, die er nach drei weiteren ordentlichen Leistungen auch nach Ende des ersten Tages nicht abgab.

Der zweite Tag begann mit einem Hürdenlauf von 14,58 Sekunden im Bereich seiner Möglichkeiten. Den ersten Dämpfer musste der gebürtige Homberger im Diskuswurf hinnehmen, als nach drei Versuchen „nur“ 39,71 Meter zu Buche standen. Einige seiner Konkurrenten mussten aber schon früh die Segel streichen. Dennis Leyckes, ehemaliger Vereinskamerad Schraders bei Bayer Uerdingen, sowie Pascal Behrenbruch stiegen bereits am ersten Tag verletzt aus, und auch Jakob Minah (Göttingen) und der Hallenser Norman Müller hatten nach sieben Disziplinen keine realistische Chance mehr auf die notwendigen Punktzahlen. Dafür aber waren Abele und Niklaus bereits ganz nah an Schrader herangerückt. Bei deren Fähigkeiten in den noch ausstehenden Disziplinen musste nun davon ausgegangen werden, dass Schrader sich höchstens als drittbester Deutscher das letzte Ticket ergattern könnte.

„Ich hatte noch nie so die Hosen voll vor einem Lauf“

Dazu war es von Nöten, die vom Frankfurter Behrenbruch in Bernhausen erzielte Leistung von 8 242 Punkten zu übertreffen. So durfte nach dem Stabhochsprung von 4,90 Metern und einem Speerergebnis von 58,79 Metern gerechnet werden. Mit dem Ergebnis, dass Schrader seine bisherige Bestzeit von 4:26,56 Minuten pulverisieren müsste, wollte er in China starten. „Ich hatte noch nie so die Hosen voll vor einem Lauf“, gab der Sportsoldat offen zu, „aber Arthur Abele hat mir geholfen. Er ist absprachegemäß das Tempo angelaufen, das ich brauchte. Der Rest war reiner Wille.“

(RP)
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