Schrottimmobilien in Duisburg Stadt bekämpft gezielt den Sozialmissbrauch

Duisburg · Die Stadt lässt nach wie vor bei Gefahr für Leib und Leben die sogenannten Schrottimmobilien räumen, die sich zum weitaus überwiegenden Teil in Hochfeld und Marxloh befinden.

 Zuwanderer aus Südosteuropa haben es häufig schwer, hier Fuß zu fassen. Oft leben sie in menschenunwürdigen Schrottimmobilien.

Zuwanderer aus Südosteuropa haben es häufig schwer, hier Fuß zu fassen. Oft leben sie in menschenunwürdigen Schrottimmobilien.

Foto: Christoph Reichwein

Für die Mieter ist der Zwangsauszug eine große Belastung, für den Vermieter hingegen allenfalls nur in Ausnahmen. Arbeitsagentur, Ordnungssamt, Zoll und Polizei sind bekanntlich seit geraumer Zeit gemeinsam unterwegs, unter anderem, um Sozialmissbrauch zu bekämpfen. Das geschieht abseits der Öffentlichkeit und offizielle Zahlen und Angaben gibt es daher auch nicht. Aber Fakt ist offenbar, dass Flüchtlinge, vermehrt aber Zugewanderte aus Südosteuropa in einer Spirale festhängen, aus der sie nur schwer herauskommen und in der Kriminalität in all ihren Facetten auftritt.

Das beginnt schon mit den Wohnorten in den sogenannten Schrottimmobilien. Längst wissen die Behörden, wie die Eigentümer bevorzugt an diese maroden Buden kommen, und zwar für sehr kleines Geld. Angenommen, ein Mehrfamilienhaus in Marxloh mit einem Verkaufswert von 200.000 Euro wird zu einem sehr viel niedrigeren Preis zwangsversteigert. Beim Termin muss der Bieter, der den Zuschlag bekommt, sofort zehn Prozent als Sicherheitsleistung hinterlegen. Den Rest kann er später überweisen, was er allerdings über Monate unterlässt. Währenddessen kassiert er ordentlich (und oftmals schwarz) Miete, bis das Haus erneut zwangsversteigert wird.

 Klingelschilder an einer Schrottimmobilie in Marxloh. Solche Häuser werden häufig zwangsversteigert.

Klingelschilder an einer Schrottimmobilie in Marxloh. Solche Häuser werden häufig zwangsversteigert.

Foto: Christoph Reichwein

Dann beginnt das Spiel von vorne. Immer wieder kommt es vor, dass der neue Käufer ein naher Verwandter oder ein Mittelmann des alten ist, so dass das Haus "in der Familie" bleibt. Diesen kriminellen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben ist eines der Ziele der gemeinsamen Aktionen von Arbeitsamt, Ordnungsbehörden, Zoll und Polizei.

Auf der Strecke bleiben dabei die Bewohner, die zum Teil horrende Mieten bezahlen müssen und von heute auf morgen auf der Straße landen, wenn es den kriminellen Vermietern in den Sinn kommt oder auch, wenn eine Schrottimmobilie zwangsgeräumt werden muss.

Unter diesen Bewohnern sind allerdings selbst "schwarze Schafe". Den Polizeistatistiken ist zu entnehmen, dass vor allem Rumänen, Bulgaren, Libanesen und Zugewanderte aus den Magrebstaaten überproportional zu ihrem Bevölkerungsanteil in Duisburg durch kriminelles Verhalten auffallen.

Daneben ist gerade unter den Südosteuropäern, die zur Gruppe der Roma gehören, der Anteil derjenigen, die weder eine schul- noch eine Berufsausbildung genossen haben, hoch. Wollen sie arbeiten, geraten sie mehr als andere an skrupellose Arbeitgeber. Diese stellen Minijobber in hoher Zahl ein und kassieren beim Arbeitnehmer noch ab, wenn er beispielsweise aufstockende Sozialhilfe bekommt. Andere Arbeitswillige bieten sich auf den sogenannten "Arbeiterstrichs" an, malochen mal hier, mal dort für geringsten Lohn - ohne versichert zu sein, ohne weitere Ansprüche zu haben.

Dieses System aus kriminellen Vermietern und Arbeitgebern auf der einen Seite und ausgebeuteten Zugewanderten auf der anderen Seite zu durchbrechen, ist wegen der Abhängigkeitsverhältnisse äußerst schwierig, ebenso, wie gegen die teilweise bandenmäßige Kriminalität vorzugehen. Als ein Grund wird angenommen, dass Opfer wie Täter bevorzugt in einem Stadtteil dicht beieinander wohnen und sich damit einer allgemeinen gesellschaftlichen Kontrolle leichter entziehen können.

(RP)
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