Duisburger OB-Kandidaten Stadt braucht mehr Mittelstand

Duisburg · Sollten ihn die Duisburger am 17. Juni zum Oberbürgermeister wählen, dann will Benno Lensdorf sich stark machen für die Ansiedlung von mehr mittelständischen Unternehmen, für mehr Dialog mit den Bürgern und mehr Effizienz bei den städtischen Gesellschaften.

 Ob-Kandidat Benno Lensdorf (CDU) spielte in der RP-Redaktion eine Runde "Monopoly-Duisburg".

Ob-Kandidat Benno Lensdorf (CDU) spielte in der RP-Redaktion eine Runde "Monopoly-Duisburg".

Foto: Probst, Andreas

Das "Monopoly Duisburg"-Spiel bildet eine gute Grundlage, um Duisburgs schöne Seiten, aber auch die Probleme zu thematisieren. Die RP hat die vier OB-Kandidaten Sören Link, SPD, Michael Rubinstein, FDP und Piraten, Benno Lensdorf, CDU und Ingrid Fitzek, Grüne, in die Redaktion eingeladen, um sie persönlich und ihre politischen Ziele besser kennenzulernen. Den Anfang mach Benno Lensdorf:

Eine Stadt: Der CDU-Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters ist sofort zum Mitspielen bereit. Seine Spielfigur: das Boot; kein Wunder bei einem passionierten Segler. Sein erster Zug führt ihn auf die Friedrich-Ebert-Brücke. Lensdorf freut sich: "Brücken sind toll, um Gräben zu überwinden. Aber das ist in diesem Fall ja wohl nicht nötig." Denn den links- und rechtsrheinischen Teil von Duisburg "trennt doch höchstens der Rhein. Wir haben uns angefreundet, so wie einst die Meidericher und die Duisburger." Und den Rhein, den liebe er als Ruhrorter und als Wassersportler schon sehr.

Privatisierung: Weiter geht es zum Feld "Stadtwerke Duisburg". Und wieder hat der amtierende Bürgermeister Spaß. "Ein gut aufgestelltes Unternehmen", urteilt er über den DVV-Konzern, zu dem die Stadtwerke gehören. Aktuell diskutierte Privatisierungsforderungen kann er nicht nachvollziehen: "Gegen Kooperationen mit der privaten Energiewirtschaft habe ich ja nichts. Aber wir brauchen die Stadtwerke als zuverlässigen kommunalen Partner." Privat vor Staat, so etwas müsse sehr genau durchdacht werden: "Wenn wir beispielsweise unseren städtischen Hafenanteil verkaufen würden, ginge eine Erfolgsstory zu Ende", ist der Ruhrorter überzeugt. Durch den städtischen Einfluss behalte Duisburg die Möglichkeit, strategisch zu planen, so dass rein wirtschaftliche Interessen nicht über die der Stadt gestellt werden.

Mehr Mittelstand: Als Ruhrgebietskind weiß er, welche negativen Folgen es für Duisburg hatte, dass hier über Jahrzehnte nur Stahl und Kohle eine Rolle spielten. Die Folge sei, "dass wir hier heute noch viel zu wenig mittelständische Betriebe haben." Gerade diese aber schafften Arbeitsplätze und sorgten für Steuereinnahmen. Auf beides sei Duisburg so sehr angewiesen, "Darum müssen wir für die Mittelständler mehr Flächen zur Verfügung stellen und zum Beispiel Industriebrachen restrukturieren." Entlang des Rheins zwischen der Innenstadt und Hochfeld biete sich das an. "Hauptproblem ist das komplizierte deutsche Planungsrecht", so Lensdorf. "Wir brauchen hier eine Reform."

Weniger hilfreich seien hingegen die jetzt vorgeschlagenen Steuererhöhungen. Sie seien das falsche Signal an die Wirtschaft, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Bahnhofsplatte: Lensdorf hat beim Monopolyspiel das Feld "Hauptbahnhof" erreicht und schaut nun recht ernst drein. "Dort liegt die Visitenkarte unserer Stadt in Form einer Betonplatte. Hier muss was passieren." Er habe Verständnis für die Probleme, die eine Gestaltung bislang verzögert haben. Aber als Oberbürgermeister würde er hier Dampf machen. Leider gäbe es nur wenige Unternehmen, die sich die Gestaltung einer solchen Fläche zutrauen. Und die hätten leider ganz andere Preisvorstellungen als die Gutachter, die im Vorfeld in Aktion waren. Aufpassen müsse man jedoch, dass hier nicht allein ein möglichst niedriger Preis allein entscheide. "Wir erleben ja bei der neuen Berufsschule in Neudorf, was so alles schief gehen kann." Dort sei die Stadt nur Mieter, so dass zum Glück für die Kosten der Überarbeitung der fehlerhaften Gebäude-Elektronik der Eigentümer gerade stehen muss.

Bürgerbeteiligung: Auf dem Monopoly-Spielbrett findet Lensdorf reichlich Gelegenheit, um ins Schwärmen zu geraten. Zum Beispiel über die lebenswerten Stadtteile und Bezirke, die mit Hilfe der Bürger, die entsprechende Anregungen geben sollten, weiterentwicklet und gestärkt werden könnten. "Der Dialog mit den Duisburgern ist mir hier ganz wichtig. Denn sie wissen in der Regel ganz genau, wo es in ihrem Umfeld noch Schwachstellen gibt."

Planungsgegner: Nicht wegen des Anwohnerprotestes, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen sei er beispielsweise gegen das geplante Factory Outlet Center in Marxloh. "Es kann nicht sein, dass für Duisburg erst zwei Zentren ausgewiesen werden mussten, um diese Planungen zu ermöglichen", sagt er. Und ebenfalls kritisch sieht er die Entwicklungen auf dem Gelände der Duisburger Freiheit: "Gegen das Möbelzentrum des Investors Krieger habe er nichts, "wohl aber gegen 8500 Quadratmeter Randsortiment". Bei der entscheidenden Ratssitzung habe er sich bei der Abstimmung anders als seine CDU-.Fraktion darum enthalten. Zudem sorge er sich, "dass unsere guten Pläne für die "Duisburger Freiheit" nicht umgesetzt werden" und die Krieger-Bebauung nicht hochwertig genug sein wird. Ganz anders ist seine Haltung zur Ansiedlung des Möbelunternehmens Ostermann im Norden. "Diese Vorhaben finde ich sehr gut. Eine Investition an der richtigen Stelle, von der die Nordbezirke profitieren werden."

Schwachstellen: Beim nächsten Zug landet Lensdorf auf einem "Ereignisfeld" , liest den Text und stöhnt. "Sie sind in den MSV-Aufsichtsrat gewählt worden", steht dort. "Ach nee, bitte nicht", sagt der OB-Kandidat. "Ich bin zwar ein leidenschaftlicher Fan der Zebras, aber von der MSV-Vereinsmaterie verstehe ich viel zu wenig." Er habe überhaupt keine Probleme, diese oder andere "Schwachstellen" öffentlich einzugestehen. Man müsse doch nicht alles selber können, man sollte aber wissen, wer den nötigen Fach- und Sachverstand besitzt, um um Rat und Hilfe bitten zu können.

Zöpfe abschneiden: Lensdorf hat noch gut die Idee des pensionierten Baudezernenten Dressler zum Thema Stadthaus in Erinnerung. Der Sozialdemokrat hatte bekanntlich vorgeschlagen, aus dem Verwaltungsgebäude ein Hotel zu machen. "Das war ein guter Vorschlag. Denn die Immobilie liegt ideal für die vielen auswärtigen Besucher unserer Innenstadt." Die Aufgabe dieser Immobilie ("Wir haben genug alternative Bürostandorte") mache Sinn. "Überhaupt müssen wir uns viel mehr von alten Zöpfen trennen." So erscheine es ihm wenig sinnvoll, "dass wir allein vier Stellen haben, die sich mit städtischen Immobilien befassen." Sollte er Oberbürgermeister werden, dann werde er sich das Geflecht der zahlreichen städtischen Gesellschaften sehr genau anschauen und bei Bedarf entwirren. "Ich bin überzeugt, dass sich hier noch sehr viel Geld sparen lässt."

(RP/rl/top/jco)
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