Zwischenbericht zur Loveparade-Katastrophe Stadt Duisburg weist Verantwortung von sich

Die Stadt Duisburg weist die Verantwortung für die Katastrophe von der Loveparade, bei der 21 Menschen starben, von sich. In einem Zwischenbericht zum Handeln der Verwaltung, der unserer Redaktion vorliegt, verweist die Stadt darauf, dass sie für die Besucherströme auf dem Veranstaltungsgelände nicht zuständig war. Zudem werden neue Vorwürfe gegen die Polizei laut.

Loveparade-Unglück 2010 - Bilder der Zugangsrampe
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Die Zugangsrampe - der Unglücksort

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Das Gutachten verweist auf Pressebilder, die nach der Loveparade veröffentlicht wurden. Dabei sei zu erkennen, dass am Veranstaltungstag mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei auf der Rampe geparkt hätten, die zudem durch einen Zaun gesichert worden seien. "Die Fläche war in dem der Baugenemigung zugrundeliegenden Plan als Fluchtweg 15 gekennzeichnet und damit nicht als Abstellfläche für Fahrzeuge vorgesehen", heißt es in dem Bericht.

Auch der Zaun sei nicht Bestandteil der Baugenehmigung gewesen, "vielmehr war die Rampe als Fluchtweg freizuhalten". Die Breite der Rampe sei durch die Polizeiautos und den Zaun deutlich reduziert worden.

Arbeitsgruppe Sicherheit tagte 16-mal

In dem Gutachten heißt es, am 8. Juli habe von neun bis 14 Uhr in der Duisburger Feuer- und Rettungswache 1 ein "Szenarien-Workshop", also eine Art Simulation stattgefunden. Daran nahmen die Berufsfeuerwehr Duisburg, die Stadt, die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin und die Polizei Duisburg und der Veranstalter teil.

Bei diesem Workshop seien die klaren Zuständigkeiten für einzelne Gefahrensituationen definiert worden. "Der Stadt Duisburg waren darin keine Zuständigkeiten für Besucherströme innerhalb des Veranstaltungsgeländes oder in der Karl-Lehr-Straße zugewiesen."

Zudem haben laut Bericht ab dem 12. März jeden Freitag Sitzungen der Arbeitsgruppe Sicherheit stattgefunden. Diese Arbeitsgruppe tagte demnach 16-mal. An ihr waren alle notwendigen Bereiche beteiligt. Der Bericht nennt das Ordnungsamt, die Feuerwehr, die Bundespolizei, das Polizeipräsidium Düsseldorf den Veranstalter, aber auch die Deutsche Bahn und andere.

15 Szenarien mit Maßnahmen und Entscheidungskompetenzen sind nach dem Bericht in der Arbeitsgruppe durchgespielt worden. Eines davon hat demnach auch die drohende Überfüllung des Veranstaltungsgeländes betroffen. In diesem Fall sei der Veranstalter als Verantwortlicher gekennzeichnet worden. Dabei sollten sich Veranstalter, Polizei, Feuerwehr, Stadt und Bundesbehörde - wie in anderen Szenarien auch - in einer Telefonkonferenz abstimmen.

Auf Sicherheitskonzept verwiesen

Zudem verweist die Stadt auf den Entwurf des Sicherheitskonzeptes vom 20. Mai, auf das sich die Stadt verlassen hatte. Darin heißt es, dass schon beim Eintreffen der Besucher am Veranstaltungsgelände "Späh"-Ordner eingesetzt würden, die einen regelmäßigen Bericht an das Lagezentrum abgeben würden.

Und in der Veranstaltungsbeschreibung von Lopavent steht: "Durch die ständige Überwachung des Veranstaltungsgeländes ist es der Veranstaltungsleitung im Lagezentrum jederzeit möglich, die Gesamtauslastung des Geländes zu bewerten und je nach Bedarf entsprechende Maßnahmen einzuleiten."

Das Sicherheitskonzept ist im Anschluss von Stauforscher Michael Schreckenberg geprüft worden. Sein Ergebnis lautete nach dem Bericht, dass er die Ergebnisse der Simulationen für nachvollziehbar hält und die beschriebenen Szenarien als realistisch dargestellt einschätzt. Laut seinem Gutachten seien "die Vorkehrungen zur Entfluchtung des Veranstaltungsgeländes bei vertretbarem Risiko ausreichend.

Am Tag des Geschehens, so stellt der Bericht fest, habe der Veranstalter das Gelände für die Besucher erst geöffnet, als er von der Stadt um 11.53 Uhr dazu aufgefordert wurde. Um 12.05 Uhr war dies dann umgesetzt. Um 14.58 Uhr habe dann die Polizei eine Vorsperre an der Karl-Jarres-Straße, Ecke Düsseldorfer Straße eingerichtet, damit der Zustrom zum Veranstaltungsgelände unterbrochen werde.

Nach einer Telefonkonferenz um 17 Uhr, in der es um die Überfüllung ging, sei schließlich beschlossen worden, den Notausgang Nord für abwandernde Besucher zu öffnen. Als schließlich um 17.02 Uhr die ersten Todesfälle bestätigt wurden, seien die Notausgänge über die A52 und über einen Ausgang im Norden des Geländes geöffnet worden.

Biesenbach: Entlastung für Stadt

Der Innenexperte der CDU-Fraktion, Peter Biesenbach, erklärte in einer ersten Reaktion, dass das Gutachten die Stadt Duisburg entlaste. Wie Biesenbach sagte, habe es offenbar Hinweise darauf gegeben, dass der Polizeiführer, der vor Ort für die Polizeikette zuständig gewesen sei, die Einsatzleitung gebeten hatte, Schlagstöcke einsetzen zu dürfen, weil die Kette nicht haltbar gewesen sei. Dies habe die Einsatzleitung aber verboten.

Außerdem, so Biesenbach, müsse man sich fragen, warum die Polizei die Veranstaltung nicht abgebrochen hatte, nachdem klar war, dass zu wenig Ordner vor Ort waren. Zudem hätte man schauen sollen, ob die Rundfahrten der Floats so zu steuern gewesen wären, dass kein Propfen gebildet hätte werden können.

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