Duisburg Stadt sagt Rasern den Kampf an

Duisburg · Beim Blitzmarathon der Polizei heißen sie "Wutpunkte", das Ordnungsamt nennt sie "potenzielle Gefahrenstellen": Die Duisburger haben jetzt die Möglichkeit, Stellen, an denen ihrer Meinung nach öfter geblitzt werden soll, zu benennen.

 Erst im März des vergangenen Jahres stellte die Stadt einen neuen Radarwagen vor.

Erst im März des vergangenen Jahres stellte die Stadt einen neuen Radarwagen vor.

Foto: Reichwein

Seit dem Sommer vergangenen Jahres dürfen Kommunen Geschwindigkeitsmessungen überall da durchführen, wo schwächere Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Radfahrer) gefährdet werden könnten - und eben nicht mehr nur vor Kindertagesstätten, Seniorenheimen, Krankenhäusern oder sonstigen Unfallschwerpunkten. Das will die Stadt Duisburg ausnutzen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Und sie will die Bürger mit ins Boot holen: Über ein neues Internetportal oder über die städtische Telefonhotline Call Duisburg können sie ab sofort Stellen, an denen gerast wird, melden. Das Ordnungsamt wird sich diese Stellen ansehen und entscheiden, ob hier künftig verstärkt geblitzt wird.

"Rasen ist der Killer im Straßenverkehr", sagt Oberbürgermeister Sören Link. 2013 habe es in Duisburg vier Tote, 140 verletzte Kinder und 200 verletzte Senioren gegeben. "Jeder Tote, jeder Verletzte ist einer zu viel", so Link. Gemeinsam mit den Bürgern wolle man deshalb Punkte identifizieren, an denen gerast werde, um die Zahl der Verkehrsopfer zu senken. "Die Stadt Duisburg soll eine sichere Stadt werden", so der OB.

Rainer Krambröckers vom Ordnungsamt erklärt das Prozedere: Auf der Internetseite der Stadt gebe es ab sofort ein "Onlineformular zur Beteiligung an der Bestimmung von Messpunkten zur Geschwindigkeitsüberwachung". Jeder Bürger, so Krambröckers, könne hier eine Stelle benennen, an der seiner Meinung nach geblitzt werden soll. Auch könne er näher definieren, zu welchen Zeiten hier besonders gerast und wer dadurch besonders gefährdet wird - Kinder, Senioren, Radfahrer oder Fußgänger.

Der Bürger kann für eventuelle Rückfragen gerne seine eigene Adresse und eine Kontaktnummer angeben. "Wir prüfen ja dann in enger Zusammenarbeit mit der Polizei und Verkehrsexperten, ob das wirklich eine Stelle ist, die zum Blitzen geeignet ist", so Krambröckers' Kollege Jörg Merten. "Und dann wäre es gut, wenn wir Rückfragen stellen und vielleicht sogar mit dem Bürger vor Ort sprechen können."

Gegen den Vorwurf der "Abzocke", den sie immer wieder zu hören bekommen, wehren sich sowohl Oberbürgermeister Link als auch die Männer vom Ordnungsamt. "Wir wollen Transparenz in der Verkehrsüberwachung schaffen", betont Merten. Und Oberbürgermeister Sören Link sagt: "Es ist ohne Zweifel ein Haushaltseffekt vorhanden. Aber das steht für uns nicht im Vordergrund. Hier geht es um die Verkehrssicherheit in der Stadt. Das steht für mich ganz oben." Von "Abzocke" könne vielleicht die Rede sein, wenn ständig unangekündigt geblitzt werde. "Aber wir veröffentlichen die Stellen ja, an denen geblitzt wird. Ich denke, das ist ein guter Mittelweg, der meines Erachtens zum Erfolg, eben zu mehr Sicherheit, führt."

(RP)
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