Schwerpunkt Hochhausquartier Hochheide Stadtplaner ziehen vernichtendes Fazit

Duisburg · Die Verwaltung hat einen Zwischenbericht zu den "vorbereitenden Untersuchungen" im geplanten Sanierungsverfahren veröffentlicht.

 Skizze des Untersuchungsgebietes: Der Bereich rund um die Hochheider Hochhäuser ist rot umrandet.

Skizze des Untersuchungsgebietes: Der Bereich rund um die Hochheider Hochhäuser ist rot umrandet.

Foto: Stadt Duisburg

Das Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement hat einen ersten Zwischenbericht zu den "vorbereitenden Untersuchungen" im Hochhausquartier Hochheide fertiggestellt. Er wird der Bezirksvertretung Homberg / Ruhrort / Baerl in ihrer nächsten Sitzung am 16. Januar vorgelegt.

"Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass sich [...] keine Stabilisierung der schwierigen demographischen und sozioökonomischen Situation erkennen lässt", heißt es dort. Im Gegenteil: Die Analyse der Leerstandsentwicklung im Einzelhandel dokumentiere eine deutliche Zunahme von Geschäftsaufgaben im Verlauf des Jahres 2013. Die bereits eingetretene gravierende Schwächung des zentralörtlichen Versorgungsbereiches des Ortsteils Hochheide und die dokumentierten städtebaulichen Missstände untermauerten die Notwendigkeit, "der Abwärtsspirale durch den gezielten Einsatz von Sanierungsmaßnahmen entgegenzuwirken".

 Blick von oben auf das Untersuchungsgebiet. Das Dreieck, in dessen Mitte die Hochhäuser stehen, ist deutlich zu erkennen.

Blick von oben auf das Untersuchungsgebiet. Das Dreieck, in dessen Mitte die Hochhäuser stehen, ist deutlich zu erkennen.

Foto: Stadt Duisburg

Um was geht es?

Planungsdezernent Carsten Tum will das gesamte Gebiet rund um die Hochhäuser sanieren. Dies soll mit Hilfe von Mitteln aus dem Stadterneuerungsprogramm des Landes NRW geschehen. Am 8. Juli 2013 hatte der Rat der Stadt das "Integrierte Handlungskonzept" beschlossen. Auch hatte die Politik beschlossen, dass so genannte "vorbereitende Untersuchungen" nach Paragraf 141 Baugesetzbuch eingeleitet werden. Hierbei soll geprüft werden, ob die Voraussetzungen für ein förmlich festgelegtes Sanierungsverfahren im Hochhausquartier vorliegen. Auch sollen sich aus diesen Untersuchungen konkrete Sanierungsmaßnahmen ergeben.

Mit diesen Beschlüssen des Rates wurde das Gebiet für das Förderprogramm "Stadtumbau West" angemeldet. Zum Stadterneuerungsprogramm für 2013 waren zur Unterstützung der vorbereitenden Untersuchungen und Planungsvorbereitung 80 000 Euro beantragt worden. Der Bewilligungsbescheid liegt seit dem 13. Dezember 2013 vor. Die städtischen Eigenmittel in Höhe von 20 Prozent sind im Haushalt 2014 eingestellt.

Was bislang getan wurde

Unmittelbar nach den Ratsbeschlüssen im Sommer 2013 begann die Verwaltung mit den vorbereitenden Untersuchungen. Zunächst wurden die aktuellen demographischen und sozioökonomischen Indikatoren mit dem Ziel analysiert, Veränderungen in dem Gebiet detailliert zu erfassen und zu bewerten. Zusätzlich wurde eine Analyse der vorhandenen Einzelhandelsstruktur angefertigt. Schließlich erfolgte eine Aktualisierung der Wohnlagebewertung im Untersuchungsgebiet.

Der Zwischenbericht nennt vorläufige Ergebnisse. Auch werden bereits Ansätze genannt, wie mit den massiven Problemen umgegangen werden sollte:

Einwohner und Sozialstruktur

Durch den fortschreitenden Bevölkerungsrückgang gebe es ein erhebliches Überangebot an Wohnungen. "Aktuell sind viele Leerstände in den Hochhäusern, aber auch in nicht oder nur wenig sanierten / modernisierten Gebäuden insbesondere in der Kirchstraße zu beobachten", heißt es. Eine weitere Zunahme an Leerständen sei wahrscheinlich. Es müsse eine städtebauliche Lösung gefunden werden, wie mit dem Überhang an Wohnraum umgegangen werden kann. Und: "Der zunehmenden auswärtigen Zuwanderung in das Hochhausquartier Hochheide ist mit sozialflankierenden Maßnahmen zu begegnen, die eine Integration in das Quartiersleben ermöglichen."

Einzelhandelsstruktur

Wichtige Geschäfte mit einer Magnetwirkung seien derzeit Kaufland, Kik, dm und Kodi — alles Filialen mit einem Warensortiment des kurzfristigen Bedarfs. Darüber hinaus seien im gesamten Untersuchungsbereich größtenteils Geschäfte angesiedelt, die Waren aus dem normalen bis niedrigen Qualitäts- und Preissegment anbieten. Seit 2008 hat sich laut Bericht die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe um 15 Geschäfte (-24 Prozent) verringert. Des Weiteren habe sich der Leerstand innerhalb des vergangenen Jahres mehr als verdoppelt und liege derzeit bei 21 leeren Ladenlokalen. "Insbesondere die Schließung der Edeka-Filiale sowie zwei weitere Leerstände in der Ladenstadt tragen zu einer Schwächung der Zentrenfunktion bei", heißt es. Noch stärker betroffen von leerstehenden Ladenlokalen sei die Moerser Straße (Hausnummer 212-226): Auf der Nordseite sei ein fast flächendeckender Leerstand zu beobachten. Mit Unterbrechung von einem Geschäft stünden dort bereits sieben Ladenlokale sowie ein gesamtes Wohnhaus vollständig leer. Das Planungsamt geht von einer weiteren Verschlechterung der Situation aus. "Die derzeit bestehenden Leerstände strahlen negativ auf ihre Umgebung ab und mindern damit die Attraktivität des Einzelhandelstandortes und Nebenzentrums Hochheide", ist das Fazit.

Wohnlagen

Die Stadtplaner kommen zu dem Schluss, dass die kleineren Hochhäuser im Quartier "durchaus langfristige Perspektiven besitzen". "Nicht zukunftsfähig" seien die drei großen Hochhäuser, insbesondere die bereits leerstehenden (die Ruine Ottostraße 24-30 und das Gebäude Friedrich-Ebert Straße 10-16). Sie und der nördlich angrenzende Teil der niedergeschossigen Bebauung seien eindeutig "Problemschwerpunkte mit massiver negativer Ausstrahlung".

Wie geht es weiter?

Es wird betont, dass der Zwischenbericht im Wesentlichen den bereits vorliegenden Datenbestand der Stadt Duisburg auswertet, erweitert um die Leerstandserhebung und eine Wohnlagebewertung. Damit würden die gegenwärtige sozioökonomische Entwicklung sowie die städtebauliche und wohnungswirtschaftliche Ist-Situation dargestellt und Handlungsschwerpunkte im Quartier skizziert. Der Untersuchungszeitraum sei jedoch zu kurz, um zuverlässige Prognosen über den weiteren Verlauf der Entwicklung zu erhalten. Dies gelte besonders für die Bevölkerungs- und Wanderungsentwicklung. Deshalb seien weitere Analysen im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen, vor allem im Hinblick auf die Leerstandsentwicklung in den Hochhäusern, unabdingbar.

Eigentümer und Mieter im Untersuchungsgebiet sollen jetzt intensiv in den Prozess der Meinungsbildung einbezogen werden. Im Rahmen einer Infoveranstaltung sollen sie erst einmal grundsätzlich mit dem Thema vertraut gemacht werden. Dann ist eine Befragung der im betreffenden Gebiet ansässigen Hauseigentümer und Anwohner geplant. Zusätzlich soll den Quartiersbewohnern die Möglichkeit eröffnet werden, mit der Verwaltung die weiteren Schritte zu diskutieren. Im Anschluss an die Befragungen sind mindestens zwei Ortsbegehungen mit den Bürgern vorgesehen.

Die vorbereitenden Untersuchungen sollen bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Danach soll der Rat der Stadt die endgültige Abgrenzung des Sanierungsgebietes und weitere Förderanträge zur Umsetzung der detaillierten Ziele beschließen.

(RP)
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