Duisburg Stadtwerke verkaufen Hauptverwaltung

Duisburg · Das große Verwaltungsgebäude an der Bungertstraße soll für 20 Millionen Euro den Besitzer wechseln. Käufer ist der Mutterkonzern DVV. Die Immobilie bleibt also im "Familienbesitz".

Seit beinahe drei Jahrzehnten prägen der Stadtwerketurm und das daneben liegende Bürohaus das Bild an der Bungertstraße im Besitz der Stadtwerke. Das Haus ist zugleich Sitz der Konzernmutter, des Duisburger Verkehr- und Versorgungskonzerns DVV. Er ist quasi Untermieter bei seiner eigenen Tochter. Noch. Denn bald werden sich hier die Miet- und Besitzverhältnisse ändern. Der Stadtwerke-Aufsichtsrat beschloss in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen der CDU-Mitglieder, das Gebäude für 20 Millionen Euro zu kaufen — und an die Stadtwerke zu vermieten. Dieses Geschäftsmodell hat in diesem Fall nur einen einzigen Sinn: Die Finanzlage der Stadtwerke zu verbessern.

Der Energieversorger tut sich bekanntlich derzeit mit dem Geldverdienen sehr schwer. Die eigenen Kraftwerke liefern Energie, die an der Strombörse in Leipzig zu Preisen gehandelt wird, die im Vergleich zu den Produktionskosten viel zu niedrig sind — sagen die Stadtwerke. Eine Folge ist, dass sich die Eigenkapitallage bei den Stadtwerken immer weiter verschlechtert. Sie liegt derzeit noch bei 22,5 Prozent, droht aber im kommenden Jahr weiter zu sinken. Die Krux dabei: Fällt sie unter 20 Prozent, bekommt das Unternehmen Kredite nur noch zu deutlich schlechteren Konditionen — was die Finanzlage weiter verschlechtern würde. Die Stadtwerke haben sich unter anderem 36 Millionen Euro für den Kauf der Steag-Anteile von Banken finanzieren lassen.

Der Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzern hat nun entschieden, den Stadtwerken das Verwaltungsgebäude für 20 Millionen Euro abzukaufen. Fünf Millionen werden benötigt, um die Restschuld, die auf dieser Immobilie noch liegt, zu tilgen. Mit den verbleibenden 15 Millionen Euro kann die drohende Krise bei den Stadtwerken erst einmal abgewendet werden.

Im Aufsichtsrat bestand offenbar weitgehend Einigkeit, dass diese Lösung eine gute ist. Die CDU stimmte dann dem Vernehmen nach auch nicht grundsätzlich gegen den Verkauf, sondern soll sich überfallen gefühlt haben, während andere in diesem Gremium mit dem Vorhaben schon bestens vertraut waren. Die Christdemokraten beantragten erste Lesung, um sich mit den Sachverhalten vertraut zu machen und Risiken und Chancen angemessen bewerten zu können. Das lehnte die Aufsichtsratsmehrheit allerdings ab.

Zum DVV-Konzern gehören mehr als 30 Gesellschaften wie die Stadtwerke und die DVG. Er steckt gerade in dem großen Restrukturierungsprogramm "Repower", für das er sich bei der Eigentümerin Stadt Duisburg 30 Millionen Euro gepumpt hat.

(RP)
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