Duisburg Stadtwerketurm auch Kino-Attraktion

Duisburg · Der 1967/68 errichtete Schornsteinturm der Stadtwerke ist in die Denkmalliste eingetragen worden. Er gilt als herausragendes Beispiel der "Ingenieurästhetik". Über sein weiteres Schicksal entscheidet ein eigenes Verfahren.

Der Duisburger Stadtwerketurm an der Bungertstraße in Hochfeld ist, wie berichtet, in die Denkmalliste eingetragen worden. Und zwar "vorläufig" und mit "sofortiger Vollziehung", wie es amtlich heißt. Faktisch unterscheidet sich das nicht von einem endgültigen Eintrag, erläuterte gestern die Duisburger Amtsleiterin für den Denkmalschutz, Dr. Claudia Euskirchen, gegenüber der RP.

Der Eintrag bedeutet aber nicht, dass der Stadtwerketurm jetzt unter allen Umständen erhalten werden muss. Grundsätzlich gibt es beim Denkmalschutz nämlich ein zweistufiges Verfahren. In der ersten Stufe geht es nur um den Nachweis der Denkmaleigenschaften. Erst in der zweiten Stufe werden auch andere Aspekte, insbesondere die Wirtschaftlichkeit eines Erhaltes, in den Blick genommen. Der 200 Meter hohe Stadtwerketurm beziehe seine besondere Bedeutung für die Stadt Duisburg aus dem "Zusammenspiel seiner städtebaulichen Wirkung und seiner baukünstlerischen Gestaltung", heißt es in dem Denkmal-Gutachten von Dr. Euskirchen: "Neben den weitaus unscheinbareren historischen Türmen von Rathaus und Salvatorkirche im Zentrum der Innenstadt ist der Stadtwerketurm seit der Zeit seiner Erbauung zu einer unverwechselbaren und vor allem von weither sichtbaren Landmarke geworden."

Diese Wirkung werde seit rund 20 Jahren durch die Illumination noch verstärkt. Dr. Euskirchen berücksichtigt auch die Popularität des Bauwerks. Zum einen konnten angemeldete Gruppen den Turm als Aussichtspunkt nutzen, zum anderen sei der Stadtwerketurm zu einer speziellen Kino-Attraktion geworden. Dr. Claudia Euskirchen spielt damit auf die Werbespots an, die der Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob für die Stadtwerke gedreht hat, die das Sommerkino im Landschaftspark Duisburg sponsern. Diese Werbespots seien durchaus etwas Besonderes, weil ausgerechnet ein Schornstein als positives Symbol genutzt wird.

Das habe auch etwas mit der Internationalen Bauausstellung zu tun, bei der das Thema Industriekultur ins allgemeine Bewusstsein gerufen worden sei. Für den Eintrag in die Denkmalliste führt Dr. Claudia Euskirchen auch künstlerisch-architektonische Gründe an. Als "Kombination aus ruhiger Sockelarchitektur mit dem dazu konstrastierend gestalteten Röhrentrio und der filigranen Konstruktion der Plattformen sowie Stütz- und Verstrebungsstäben" sei der Stadtwerketurm ein "exzellentes Beispiel jener Ingenieurästhetik, die spätestens seit den 1920er Jahren als wesentlicher Bestandteil der Moderne gilt".

Darüber hinaus hatte der Duisburger Stadtwerketurm mit Prof. Dipl.-Ing. Georg Lewenton (1902—1988) einen bedeutenden Konstrukteur. Lewenton, der an der Technischen Hochschule Karlsruhe lehrte, gehörte, so Dr. Euskirchen, zu den großen Verfechtern einer Verzahnung von Bauingenieurswesen und Architektur. Lewenton hat in Duisburg auch die Berechnung der Klöckner-Hauptverwaltung sowie die der Glashalle im Lehmbruck-Museum geleistet. So unstrittig der Eintrag in die Denkmalliste auch sein mag, vor dem Abriss werden all diese Argumente den Stadtwerketurm wohl nicht bewahren können.

Dr. Euskirchen: "Was zukünftig mit dem Denkmal geschieht, bleibt einem eigenständigen Verfahren, der zweiten Stufe des Denkmalschutzgesetzes, vorbehalten." Bislang liegt offiziell kein Antrag auf Abriss des Stadtwerketurms vor. Wenn der allerdings gestellt werden sollte, dann droht wohl auch dem "leuchtenden Wahrzeichen Duisburgs" ein ähnliches Schicksal wie das der Mercator-Halle, die ebenfalls unter Denkmalschutz stand, aber dennoch abgerissen wurde. Ihre Spuren liegen nun in Form von Fotos, Dokumenten und Bauzeichnungen im Stadtarchiv.

(RP/jco)
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