Duisburg Stahlbrücke - erst Köln, dann Duisburg

Duisburg · Die Bauarbeiten am Karl-Lehr-Brückenzug liegen im Zeitplan. Kaum jemand weiß, dass ein Teil der alten Brücke wiederverwertet worden war. Er stammt von der Hohenzollernbrücke in Köln.

 Dieser Stahl für die neuen Brückenelemente am Vincke-Kanal ist garantiert nicht wiederverwertet, sondern neu angefertigt.

Dieser Stahl für die neuen Brückenelemente am Vincke-Kanal ist garantiert nicht wiederverwertet, sondern neu angefertigt.

Foto: Christoph Reichwein

Durch den Neubau beziehungsweise die Sanierung des Karl-Lehr-Brückenzuges fällt den umfangreichen Baumaßnamen sogar ein Stück Kölner Stadtgeschichte zum Opfer. Am 6. März 1945 hatte die deutsche Wehrmacht die Hohenzollernbrücke zerstört, um den heranrückenden Alliierten den Weg über den Rhein zu erschweren. Nach dem Krieg verkaufte die Stadt Köln den erhalten gebliebenen linksrheinischen Brückenbogen für 100.000 Mark an die Duisburg-Ruhrorter Hafenverwaltung.

In drei Teile zerlegt wurde der Bogen per Schiff nach Duisburg transportiert. Hier hatte die alte Karl-Lehr-Brücke über die Ruhr das gleiche Schicksal erlitten. Sie war ebenfalls von deutschen Soldaten kurz vor Kriegsende auf dem Rückzug gesprengt worden. Beim Wiederaufbau verwendete man 1949 für den ersten Brückenabschnitt über die Ruhr diesen Kölner Brückenbogen.

 Die Hohenzollernbrücke in Köln bei Kriegsende. Ein Teil des Stahls wurde später in Ruhrort zum Brückenbau verwendet.

Die Hohenzollernbrücke in Köln bei Kriegsende. Ein Teil des Stahls wurde später in Ruhrort zum Brückenbau verwendet.

Foto: wwwrheindvdde

Mehr als 60 Jahre später steht in diesen Tagen wieder eine Erneuerung an. Nach Angaben von Silke Kersken, Sprecherin der mit den Baumaßnahmen betrauten Duisburger Wirtschaftsbetriebe macht das Projekt gute Fortschritte. Kersken berichtet: "Wir sind im Zeitplan. An der Stahlkonstruktion des neuen Brückenkörpers wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Für den Farbüberzug müssen jetzt etwa 10.000 Quadratmeter Fläche bepinselt werden. Dann sind die Versorgungsleitungen anzubringen. Wenn die Betonpfähle vorbereitet sind, kann im Sommer der Verschub der Brücke beginnen."

Bis Ende August werde die Brücke an ihrem endgültigen Platz stehen. Die anschließende Verlegung der Versorgungsleitungen, die Gleisarbeiten, der neue Fahrbahnüberzug, die Verlegung von Radweg und Gehweg sowie die Anbringung der neuen Beleuchtung laufe weiter parallel zum fließenden Verkehr. Erst im April 2015 werde die S-förmige Umfahrung aufgehoben und der Verkehr direkt über die neue Brücke geleitet. Damit wird dann der erste von fünf Bauabschnitten beendet sein und etwa 25 Millionen Euro gekostet haben. Der komplette Karl-Lehr-Brückenzug besteht bekanntlich aus Vincke-Brücke, Vinckeweg-Brücke, Kaiserhafen-Brücke, Hafenkanal-Brücke und Ruhr-Brücke, die zur vollständigen Sanierung anstehen.

Über 700 Brücken gibt es im Duisburger Stadtgebiet - zum Beispiel Fachwerkbrücken, Hängebrücken, Schrägseilbrücken oder Hubbrücken. Ausbesserungsarbeiten an den in die Jahre gekommenen Bauten reichen derzeit vom Neuanstrich über die Komplettüberholung bis hin zum völligen Abriss und Neubau.

(RP)
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