Duisburg Starkes Schauspiel

Duisburg · Viel Beifall ernteten am Montagabend in der Glückauf-Halle die Schauspieler für ihre Leistung in "Kollaboration". Besonders Peter Bause als Richard Strauss und Hellena Büttner als seine Frau Pauline brillierten.

 Thomas Martin, Hellena Büttner und Peter Bause (v. l.) in einer Szene des Stücks, das von der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen dem jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig und dem Komponisten Richard Strauss handelt.

Thomas Martin, Hellena Büttner und Peter Bause (v. l.) in einer Szene des Stücks, das von der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen dem jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig und dem Komponisten Richard Strauss handelt.

Foto: Dietrich Dettmann

Homberg Einfühlsam und aufwühlend spielte Peter Bause am Montagabend Richard Strauss in "Kollaboration". Etwa 300 Besucher verfolgten in der Glückauf-Halle die außergewöhnliche Freundschaft zwischen dem jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig und dem Komponisten Richard Strauss, die sich über die Zusammenarbeit bei der Oper "Die schweigsame Frau" entwickelt hat. Selbst als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und jedwede "Kollaboration" mit einem Juden verboten, hielt Strauss zu seinem Freund.

Im ersten Akt sahen die Zuschauer den verzweifelten Kampf Strauss', mit 67 nicht an der vielen Musik, die noch in ihm steckt, zu ersticken. Auf Initiative seiner Frau Pauline (großartig: Hellena Büttner) hin sucht er den Kontakt zum Librettisten Stefan Zweig (Matthias Freihof), mit dem er in der ersten Hälfte die Oper "Die schweigsame Frau" erarbeitet. Im zweiten Akt bricht die Welt, in der Strauss und Zweig leben, auseinander. Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht und verbieten Strauss jegliche Zusammenarbeit mit dem Juden Zweig.

Langer Schlussapplaus

Die von ihm erwartete Linientreue versteht er nicht: "Ich habe immer nur Musik gemacht. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Meine Musik hat nichts mit dem Regime zu tun." Als Zweig die Gefahr schon erkennt, versucht Strauss ihn noch naiv zu beruhigen. Zweig versagt ihm jedoch die weitere Zusammenarbeit: "Nicht um meinet-, sondern um Ihretwillen. Man wird Sie zerstören und Ihre Familie." Strauss' Schwiegertochter ist Jüdin, und damit sind sie und seine Enkel unmittelbar in Gefahr.

Der Schriftsteller flieht nach Brasilien, wo er 1942 Selbstmord begeht. Der Selbstmord von Zweig wirft Strauss ziemlich aus der Bahn. Nach Kriegsende schreibt er keine Opern mehr. Vor dem Entnazifizierungsausschuss, vor dem Strauss sich nach Ende des Krieges rechtfertigen muss, ist es ihm verhasst, seine Freundschaft zu Zweig als eine Art Rechtfertigung zu gebrauchen: "Ich dachte, ich könnte sie benutzen, aber sie haben mich benutzt", gesteht Strauss.

Das statische Bühnenbild, das lediglich durch das Öffnen und Schließen eines Vorhanges jeweils in Strauss' und in Zweigs Wohnung verwandelt wurde, lenkte nicht vom unheimlich starken Schauspiel des Ensembles ab. Insbesondere Peter Bause vermochte den zunächst beinahe verzweifelt Suchenden, den euphorisch Arbeitenden, als auch den verstörten Gejagten ausgezeichnet darzustellen. Immer an seiner Seite seine kritisch harte, intelligente Frau Pauline (Hellena Büttner).

Beim langen Schlussapplaus reichten vielen Zuschauer die Hände nicht aus, um ihre Wertschätzung für die Schauspieler auszudrücken, und sie nahmen auch noch die Füße dazu.

(son)
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