Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Streitbarer Professor suspendiert

Duisburg · 20. Februar 1740: Die Behörde wirft dem Duisburger Professor Christoph Raab vor, in dem amtlichen Duisburger Intelligenz-Zettel eine Schmähung gegen den verstorbenen Friedrich August I. von Sachsen und den Katholizismus verfasst zu haben.

 August der Starke nach einem Gemälde von de Silvestre um 1718 (Ausschnitt).

August der Starke nach einem Gemälde von de Silvestre um 1718 (Ausschnitt).

Foto: Biller Antik

Friedrich August I. von Sachsen, genannt "August der Starke" ist schon zu Lebzeiten umstritten. Der Kurfürst von Sachsen ist zugleich König August II. von Polen - wenn auch durch Bestechung und Übertritt zum katholischen Glauben. Ein durchaus übliches Verfahren zur Erlangung der Königswürde. Bei seinem Tod am 1. Februar 1733 befindet er sich nicht in Dresden, sondern in Warschau. Sein Leichnam wird in Krakau bestattet, sein Herz wird nach Dresden überführt.

Sein Tod ist nicht zuletzt die Folge seines ausschweifenden Lebenswandels. Er gilt als eine der schillerndsten Figuren höfischer Prachtentfaltung des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Gut ein Dutzend Mätressen werden dem potenzstarken Herrscher zugeschrieben und 354 uneheliche Kinder, aber zumindest die letztgenannte Zahl gehört eher ins Reich der Legende. Er begründet durch seine rege Bautätigkeit und Sammelleidenschaft und das opulente Kunstleben den Ruf Dresdens als "Elbflorenz".

Die nachträglichen Huldigungen, die man dem verstorbenen August in der Folgezeit entgegenbrachte, provozieren den evangelischen Duisburger Theologieprofessor Christoph Raab, und er greift zur Feder. August bezeichnet er unverhohlen "als einen von der Wahrheit abgefallenen König". Aber mit einem respektlosen Artikel gegen den Katholizismus und den Angriffen auf "illustre Personen und gar hohe Häupter" in dem Duisburger Amtsblatt hat Raab den Bogen überspannt. Der Kölner Erzbischof ist mehr als entrüstet und fordert jetzt die Amtsenthebung des Professors. Auf Solidarität der evangelischen Kollegen kann der eigensinnige und streitlustige Duisburger Professor nicht rechnen.

Selbst mit der Synode hatte er sich in der Vergangenheit angelegt. Suspendierungen in den Jahren 1724 - 1726 bewirken bei Raab keinerlei Verhaltensänderung, so dass er noch in jahrelange Prozesse wegen Beleidigungen verwickelt ist. Zu oft hat er dünkelhaft sämtliche Regeln des Anstands missachtet. Dies zeigt sich in Senatssitzungen, etwa wenn er Kollegen verhöhnt und massiv beleidigt. Ein kollegiales Miteinander kennt er nicht.

Auch weit außerhalb Duisburgs erregen seine skandalösen Artikel Aufsehen. Sie sind eine einzige Hetzkampagne gegen den Katholizismus. Professor Raab wird endgültig zur "unerwünschten Person". 1740 wird er vom preußischen König Friedrich Wilhelm seines Amtes enthoben und von der weiteren Mitarbeit ausgeschlossen. Die königliche Weisung ist klar und deutlich: "Wir haben erfahren, dass der Professor Raab zu Duisburg, in dem dortigen IntelIigenz-Blatt eine schändliche Passage hat ihm einverleiben lassen. In ihr ist unvorsichtig der den gekrönten Häuptern schuldige Respekt unterblieben. Die Schreibart ist den Reichs-Konstitutionen schnurstracks entgegengesetzt. Das muss eine scharfe Ahndung finden. Ab officio ist Raab zu suspendieren. Dem Fisco ist aufzugeben, gegen ihn vorzugehen. Die dortige Verordnung bezügliche der künftigen Zensur der Intelligenz-Nachrichten wird hierdurch approbiert. Berlin, 20. Februar 1740."

Johann Hildebrand Withof , Professor für Beredsamkeit, Geschichte und griechische Sprachen, wird zum obersten Zensor ernannt, berichtet Dr. Albrecht Blank in der Withof Biographie. An der alten Duisburger Universität macht sich bei einigen Kollegen Erleichterung breit.

Christoph Raab verstirbt am 23. März 1748. Withof bezeichnet den Verstorbenen im Duisburger Intelligenzzettel als "einen berühmten Professor, der wegen seiner vielen Streitigkeiten und Schicksale der gelehrten Welt nicht unbekannt".

Quellen: Geschichte der Universität Duisburg, 1920 , Dr. Walter Ring, Stadtarchiv Duisburg.

Heimat Duisburg, 1968, "Erschröckliches" von der Duisburgs Universität, Dr. Burkat.

Landesarchiv Rheinland "Fall Dr. Raab"

(RP)
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