Duisburg Stummfilm mit Orgelbegleitung gibt es jetzt auch in Hamborn

Duisburg · Vor 100 Jahren hatten mittlere bis große Kinos eine Kino-Orgel (die ganz großen ein eigenes Orchester), mit denen die Stummfilme begleitet wurden. Seit einigen Jahren wird diese Tradition in mittleren bis großen Kirchen wieder aufgenommen, zum Beispiel in der Duisburger Salvatorkirche

 Peter Stockschläder hat die Konzertreihe gerettet.

Peter Stockschläder hat die Konzertreihe gerettet.

Foto: CREI

Wie vor neun Monaten in der Salvatorkirche, gab es jetzt im zweiten Sommerlichen Orgelkonzert - jeden Mittwoch in den Sommerferien - in der Friedenskirche Hamborn den Stummfilm "Der Glöckner von Notre Dame" ("The Hunchback of Notre Dame") von Wallace Worsley, das war 1923 die erste erfolgreiche Verfilmung des Romans von Victor Hugo. Es geht um Quasimodo, der das Aussehen einer Missgeburt hat und sein einsames Dasein als Glöckner der Pariser Kathedrale Notre-Dame fristet. Sein Schicksal findet er in Esmeralda, einer bei Zigeunern aufgewachsenen Schönheit. Der Hauptdarsteller Lon Chaney erwarb 1921 die Rechte an dem Roman und machte sich auf die Suche nach einem Produzenten und Geldgeber. Er stieß auf das Interesse von Irving Thalberg, der unter die seiner Meinung nach seichten Produktionen seines Hollywood-Studios Universal mit einem Großprojekt einen Schlussstrich ziehen wollte. So wurden für den Film auch Kulissen in bis dahin noch nicht da gewesenem Ausmaß gebaut, zum Beispiel die komplette Fassade der Kathedrale; sie wurden jedoch 1967 bei einem Brand zerstört. Ferner forderte der Film Chaneys Talent als Maskenbildner. Die künstliche Warze auf dem rechten Auge kostete ihn einen Teil seiner Sehkraft. Der künstliche Buckel aus Gips wog immerhin gut zehn Kilogramm. Das Ganze ist wahrhaft großes Kino, für damalige Verhältnisse rasant geschnitten und psychologisch treffsicher inszeniert.

Otto Maria Krämer, Jahrgang 1964, seit 1993 Organist und Kantor an St. Peter und Paul in Straelen sowie seit 2013 Lehrbeauftragter für Orgelimprovisation und Liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, improvisierte in der Friedenskirche einen noch eindrucksvolleren und farbkräftigeren Klangteppich als damals Elmar Thelen, Organist der Marien-Basilika Kevelaer, in Salvator. Die Eule-Orgel hier hat zwar nur knapp halb so viele Register wie die Kuhn-Orgel dort, aber Krämer fuhr das immer wieder erstaunliche Instrument bis zum Anschlag aus.

Peter Stockschläder hat als Vertreter der nach wie vor erkrankten Kreiskantorin Tiina M. Henke die Konzertreihe für dieses Jahr gerettet. Im dritten Sommerlichen Orgelkonzert am Mittwoch, 2. August, um 20 Uhr, gibt es wieder etwas ganz Anderes: Die besonders begabte Folkwang-Studentin Johanna Kloppert (Blockflöten und Barockvioline) sowie der Meidericher Kirchenmusiker Andreas Boos (Tasteninstrumente) spielen Werke von dem vor 250 Jahren gestorbenen Georg Philipp Telemann und von Johann Sebastian Bach. Der Eintritt kostet sechs Euro. Im Anschluss an das Konzert gibt es wieder kühle Getränke im Kirchgarten, bei ungünstigen Wetterverhältnissen in der Sakristei.

(hod)
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