Duisburg Suchtkranke stellen im Bezirksamt aus

Duisburg · In der neuen Ausstellung im Bezirksamt Süd zeigen sich Bewohner des Buchholzer Hauses an der Buche nicht als Kranke, sondern als Künstler.

Es ist kein neuer Picasso darunter, auch wenn einer der Künstler dessen "Frauenbüste mit Hut" als Vorbild für die eigene Arbeit genommen hat. Aber darum geht es der Ausstellung im Bezirksamt Buchholz auch gar nicht. Mit ihren farbenfrohen Bildern präsentieren sich die ausstellenden Menschen der Öffentlichkeit so, wie diese sie sonst kaum wahrnimmt: nicht als Kranke, sondern als Künstler. Vier Wochen lang zeigen Bewohner der soziotherapeutischen Einrichtung Haus an der Buche ihre Bilder im Foyer. Gestern wurde die Ausstellung eröffnet.

"Gemeinsam sind wir stark" lautet der Titel der Ausstellung. Die Bewohner des Fachbereichs Suchtkrankenhilfe haben ihre Bilder unter Anleitung von Kunsttherapeutin Gabriele Harmes-Rönchen erstellt. Das Motto wird in der Ausstellung auf doppelte Art und Weise sichtbar: "Es entstand gegenseitige Hilfe, Annahme, Unterstützung", blickt Harmes-Rönchen auf den Workshop zurück.

Gemeinsam sind wir stark - diese Einstellung wünscht sich Hannelore Bösken, Vorsitzende der Bösken-Diebels-Stiftung, die das Projekt finanziell unterstützt, auch für die Gesellschaft: Gerade wegen durchlebter Krisen könnten Menschen einen starken Beitrag zur Gesellschaft leisten. "Wenn Inklusion nicht nur ein Wort ist, muss man Raum dafür geben", sagt auch Claus Germeshausen, der Leiter des Hauses an der Buche.

Diesen Raum bietet das Foyer des Bezirksamts. In den Augen von Germeshausen ein bedeutender Raum für die suchtkranken Künstler: "Sie sind in der Außenwahrnehmung oft reduziert auf die Symptome der Sucht. Sich hier mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten im öffentlichen Raum zu zeigen, das ist ganz wichtig." Einer, der diesen Raum nutzt, ist Jürgen Walden. Eins seiner Bilder hat er basierend auf Picassos "Frauenbüste mit Hut" gemalt. "Die Farben interessieren mich. Dieses Karminrot, das lacht einen richtig an. Das hat mich so inspiriert", erklärt er. Als vor vier Jahren seine Frau starb, nahm er das zwischenzeitlich aufgegebene Hobby des Malens wieder auf. "Sie glauben gar nicht, wie das beruhigt."

Harmes-Rönchen muss es nicht glauben, die Kunsttherapeutin weiß es. "Es geht darum, den Kopf freizumachen", erklärt sie ihren Ansatz. Fremde Materialien wie Acrylfarben und Strukturpaste helfen den Suchtkranken dabei, "weil man das nicht steuern kann".

Was aus diesen Materialien entstanden ist, zeigt die Ausstellung im Bezirksamt ebenso wie die Gefühle ihrer Erschaffer. Bezirksbürgermeister Volker Haasper sagte zur Eröffnung: "Diese farbenfrohen Bilder geben eine gewisse Lebensfreude wider. Das ist es, was für mich Inklusion ausmacht."

(RP)
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