Duisburg Tafel hält Aufnahmestopp für falsch

Duisburg · Der Geschäftsführer der Duisburger Tafel hält die Entscheidung seiner Essener Kollegen, vorerst nur noch Deutsche als Neukunden zuzulassen, für den falschen Weg. Die Duisburger setzen auf zusätzliche Ehrenamtler.

 Gestern Vormittag: Menschen stehen in der Warteschlange an der Tafel an der Brückenstraße in Hochfeld. Regelmäßig kommen hier bis zu 130 Familien und holen sich Lebensmittel.

Gestern Vormittag: Menschen stehen in der Warteschlange an der Tafel an der Brückenstraße in Hochfeld. Regelmäßig kommen hier bis zu 130 Familien und holen sich Lebensmittel.

Foto: Christoph Reichwein

Die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst nur noch deutsche Staatsbürger als Neukunden zuzulassen, hat bundesweit für erheblichen Wirbel gesorgt. Die Entscheidung wurde scharf kritisiert. Trotzdem hat sich die Tafel gestern in einer Krisensitzung dazu entschieden, vorerst an dem Konzept festzuhalten.

Günter Spikowski, Geschäftsführer der Duisburger Tafel, hält die Entscheidung der Essener Kollegen zwar für falsch, warnt aber vor einem vorschnellen Urteil. "Ich weiß, dass die Kollegen dort unter erheblichem Druck stehen", sagt er. "Was man nicht vergessen darf, ist, dass dort täglich über 200 Familien zu den Ausgabestellen kommen. Das hat offenbar für Probleme gesorgt." Die Lösung mit dem Aufnahmestopp sei zwar sehr streitbar, doch die Entscheidung sei ja nicht grundlos getroffen worden.

In Duisburg ist ein Aufnahmestopp derzeit nicht denkbar. "Natürlich haben auch wir hier mit Problemen zu kämpfen. Das bleibt nicht aus, wenn an einem Ort viele Leute aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammenkommen." Größte Schwierigkeit im alltäglichen Geschäft sei die Sprachbarriere. "Doch jemand aus Bulgarien kann genauso sehr unter Hunger leiden wie jemand mit deutscher Staatsbürgerschaft", sagt der Tafel-Chef. Da wolle man auch künftig keine Unterschiede machen.

Der Andrang ist auch bei der Duisburger Tafel groß. Allein zur Ausgabestelle in Hochfeld kommen regelmäßig bis zu 130 Familien. Darüber hinaus gebe es noch das Angebot in Marxloh und den Mittagstisch am Grunewald. "Alleine da gehen Tag für Tag rund 80 Essen über die Theke", sagt Spikowski. Außerdem sei in den kommenden Monaten die Eröffnung einer weiteren Ausgabestelle in Meiderich geplant. "Wir wollen die Ausgabe ein wenig dezentralisieren", erklärt Spikowski. "Die Ausgabe in Hochfeld soll kleiner werden, dafür wollen wir künftig in einzelnen Stadtteilen präsenter sein."

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Hilfe braucht die Tafel dabei an allen Ecken und Enden. "Uns fehlt es vor allem an Ehrenamtlern", erläutert der Tafelgeschäftsführer. "Wir suchen Leute für den Fahrdienst. Da könnten morgens zehn Personen vor unserer Türe stehen, wir hätten für alle genug Arbeit." Doch auch bei der Essensausgabe besteht noch Bedarf. "Donnerstags ist unsere Personaldecke besonders dünn. Für diesen Tag suchen wir noch zwei bis drei Freiwillige für unsere Ausgabe in Hochfeld."

Darüber hinaus sucht die Tafel noch Helfer für ihr Lager in Meiderich. "Da müssen Lebensmittel sortiert werden."

(th)
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