Duisburg Tafel plagen große finanzielle Sorgen
Duisburg · Die Duisburger Tafel hat das letzte Geschäftsjahr mit einem Minus in Höhe von 20 000 Euro abgeschlossen. Die Personalsituation ist angespannt. Bei zunehmender Belastung finden sich immer weniger Ehrenamtliche.
Günther Spikofski macht einen angespannten Eindruck. Doch seine bedrückte Miene und die tiefen Sorgenfalten drücken aus, das den Geschäftsführer der Duisburger Tafel große Sorgen plagen. Die Duisburger Tafel schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Minus in Höhe von 20 000 Euro ab. Dass dieses Defizit nicht noch viel höher ausgefallen ist, liegt einzig und allein am Engagement der Sparkasse, die der Organisation gegen Ende des Jahres mit einer bedeutenden Summe geholfen hat. "Im Herbst haben uns noch fast 80 000 Euro gefehlt", so der Tafel-Chef. Schuld an der Misere seien gestiegene Kosten gewesen, aber es seien auch festzugesagte Spendengelder ausgeblieben.
Die schwierige finanzielle Lage hat Auswirkungen auf die Personalsituation. Der Trägerverein wird zum Monatsende drei auf Niedriglohnbasis angestellte Mitarbeiter entlassen müssen. "Die Mittel der Arbeitsverwaltung aus Berlin fallen weg", meint Spikofski fast resignierend. "Wir selbst können für diese Kosten nicht aufkommen."
Um Geld zu sparen und zumindest für das nächste Geschäftsjahr auf eine schwarze Null zu kommen, verzichten die Ehrenamtler auf ihre Fahrtkostenerstattung und die fest angestellten Mitarbeiter der Duisburger Ortsgruppe auf die Hälfte ihres Weihnachtsgeldes. "Noch haben wir die Lage im Griff", sagt der Geschäftsführer. "Wenn sich jedoch mehr Ehrenamtler und Spender finden würden, wäre ich nicht böse."
Dass der Tafel gerade jetzt die Gelder wegbrechen, ist für den Geschäftsführer besorgniserregend. Denn die Belastungen für die Wohltätigkeitsorganisation sind derzeit so hoch wie nie. An der Lebensmittelausgabe drängeln sich täglich bis zu 140 Familien, viele mit südost-europäischem Hintergrund. "Es ist in der Tat so, dass wir in den vergangenen Jahren einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage verzeichnet haben", meint Spikofski. "Wir kommen da nur noch mit Mühe hinterher." Wie andere bei der Tafel hat auch in den vergangenen Monaten einen "Klimawechsel" festgestellt. Manche der Hilfesuchenden sind äußerst fordernd, was andere Empfänger abschreckt und wie berichtet auch schon dafür gesorgt hat, dass sich ehrenamtliche Helfer unwohl fühlen. Zudem ist es nicht Sinn der Hilfe, wenn einige Kunden in den Tafelläden sich nicht mehr mit den üblichen Haushaltsmengen begnügen, sondern gleich ihren Transporter vollladen wollen.
Im ehrenamtlichen Bereich macht dem Verein aber auch die Altersstruktur der Mitarbeiter Sorgen. Etliche der Hilfskräfte nähern sich dem 70. Lebensjahr. Dass sie noch ewig werden einspringen können, ist unwahrscheinlich.
Wie es in den nächsten Jahren weitergehen soll, ist für den angegierten Tafel-Chef völlig offen. Klar ist nur: Die Tafel braucht von allem etwas mehr; mehr Mitarbeiter, um der Situation in den Problemstadtteilen gerecht zu werden; mehr Geld, um die festen Mitarbeiter zu bezahlen. Woher diese Mittel allerdings kommen sollen, weiß niemand. Kommunale Töpfe kommen nicht in Frage: "Wir wollen die Unabhängigkeit der Tafel bewahren", sagt Spikofski. "Wenn wir in dieser Richtung Hilfe beantragen, machen wir uns zu Weisungsempfängern. Die Tafel lebt davon, dass wir jedem Bedürftigen Hilfe gewähren dürfen und eben nicht nur denen, denen es laut Amt auch zusteht. Wir müssen also eine andere Lösung finden."
Dass es in der Stadt durchaus Wohltäter gibt, stellte gerade erst der Rotary Club unter Beweis. Er übergab der Tafel zwei große Gefrierschränke für die Essensausgabe am Grunewald. "Ich bin den Rotariern für diese Hilfe wirklich dankbar", sagt Spikofski. Seine Sorgenfalten allerdings bleiben.