Duisburg Tanz für erfahrene Wanderer

Duisburg · Das Duisburger Kaiser Antonino Dance Ensemble gastiert am Samstag und Sonntag im Museum DKM.

 Bei ihren Auftritten in Israel erfuhr das Ensemble zu "Glocal Bach" große Zustimmung vom Publikum und erntete gute Pressekritiken (v.l.: Miriam Engel, Sergio Antonino, Hila Cohen und Avi Kaiser).

Bei ihren Auftritten in Israel erfuhr das Ensemble zu "Glocal Bach" große Zustimmung vom Publikum und erntete gute Pressekritiken (v.l.: Miriam Engel, Sergio Antonino, Hila Cohen und Avi Kaiser).

Foto: inbal Hammo Cohen

Sie sind wieder zurück, die Duisburger Choreografen und Tänzer Avi Kaiser und Sergio Antonino. Zwei Monate lang waren sie in Israel und hatten Auftritte mit dem Kaiser Antonino Dance Ensemble beim "Tel Aviv Dance Festival" und auf der Export-Messe "International Dance Exposure", ebenfalls in Tel Aviv. Jetzt bereiten sie sich in ihrem Tanzraum "The Roof" am Innenhafen auf ihre Aufführungen von "Glocal Bach" und "NOF - VIEW - AUSSICHT" im Rahmen von "Duistanz 5" im Museum DKM am kommenden Wochenende vor.

"Glocal Bach" wurde 2016 in Duisburg uraufgeführt, zunächst als vierter Teil ihrer Reihe "Duistanz" als Premiere in "The Roof", zwei Tage später in der St. Josef-Kirche auf dem Dellplatz und kurz darauf im Rahmen des "Platzhirsch-Festivals" im Lehmbruck Museum. In der Aufführung wird die formelhafte Musik Bachs, nämlich die "Die Kunst der Fuge", durch die Musiker Florian Walter (Saxophon) und Marko Kassl (Akkordeon) sequenziell in abstraktere Musik übersetzt, während die vier Tänzer - neben Kaiser und Antonino auch noch Hila Cohen und Miriam Engel - sich zu einem Körper mit multiplen Extremitäten entwickeln. "Glocal" ist eine Wortschöpfung aus den Adjektiven global und lokal. Im Hebräischen besteht der Begriff Glokalisation aus den Worten Welt und Ort: Der Ort ist die Welt und die ganze Welt findet sich im Ort.

Bei ihren Auftritten in Israel erfuhr das Ensemble zu "Glocal Bach" große Zustimmung vom Publikum und erntete gute Pressekritiken. Eine Zeitung betitelte die Performance als "Dance for experienced hikers", als "Tanz für erfahrene Wanderer". Jeder Raum, jedes Publikum sei anders bei den Aufführungen, wobei "das Publikum Teil des Raumes ist, in dem wir uns bewegen", sagt Kaiser. "Und das nicht allein nur aus physischer Sicht". Antonino: "Deshalb haben wir unser Spiel zu 'Glocal Bach' für die Vorstellung jetzt am Samstag um 19 Uhr im Museum DKM auf die dortigen Verhältnisse transformiert."

Derzeit präsentiert das Museum in einer Sonderausstellung unter dem Titel "TiefenZeit" eine Auswahl von Arbeiten aus den großformatigen Bilderserien des Fotografen Tom Fecht. Diese Aufnahmen werden nicht nur bei "Glocal Bach" Inspiration für das Ensemble sein, sondern vor allem für das neu kreierte Veranstaltungsformat "NOF - VIEW - AUSSICHT" am Tag darauf, nämlich am Sonntag um 12 Uhr am gleichen Ort. Mit diesem Format betreten Kaiser-Antonino Neuland, weg von präzise vorbereiteten Chorografien und Inszenierungen, hin zur freien Improvisation im kreativen Spiel verschiedener Künste zu- und untereinander.

"In dieser Produktion gibt es keine inhaltlichen Vorgaben, weder an die Musik und die Musiker (statt Kassl ist hier die junge Cellistin Emily Wittbrodt dabei) noch an den Tanz und die Tänzer", sagt Kaiser. "Einzig die Zeit wird als formaler Rahmen für die Aufführung dienen."

Später, bei Fortschreibung des Improvisationsevents, so Antonino, könnten statt der Musiker auch Schauspieler, Literaten oder Bildende Künstler deren Part übernehmen. "Alle diese Produktionen werden durchnummeriert und dokumentieren damit die chronologische Reihenfolge der gesamten Veranstaltungsreihe."

"Und weil Ende April die von uns geschätzte Essener Choreografin, Tänzerin und Pädagogin Christine Brunel gestorben ist, mit der uns vieles verband, widmen wir diese neue Reihe der Verstorbenen", sagt Kaiser in großer Anteilnahme.

(RP)
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