Rp-Serie 60 Jahre Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Therapie schon während des Komas

Duisburg · Das BG Unfallklinik ist eines von wenigen Spezialzentren für Brandopfer. Bernhard Janeck hat erfahren, zu was die Fachleute für plastische Chirurgie und Pflegekräfte dort zu leisten imstande sind.

Der nächtliche Einsatz vor zwei Jahren war einer, wie ihn Bernhard Janeck in seinen mehr als 35 Dienstjahren als Berufsfeuerwehrmann schon so oft erlebt hatte. In einer Spedition in Hilden war ein Feuer ausgebrochen, was dort lagerte, wussten er und seine Kollegen - wie meistens - nicht. Als er sich als Einsatzleiter einen Überblick verschaffte, stellte sich die Lage weniger dramatisch dar, als sie es tatsächlich war. Zusammen mit seinen Leuten hatte er das Gebäude gerade verlassen, als er hinter sich ein seltsames Rumoren hörte. Und dann war sie innerhalb von Sekunden auch schon da, die Feuerwalze, die im wahrsten Sinne des Wortes verbrannte Erde hinterließ und über seine zwei Kollegen und ihn hinwegraste. Sie warfen sich sofort auf den Boden, die einzige Chance, ein solches Inferno überhaupt zu überleben, "Ich weiß, dass wir drei danach nebeneinander auf der Wiese saßen. Und mir war sofort klar, dass wir was abbekommen hatten." Dass die Flammen 30 Prozent seiner Hautoberfläche zerstört hatten, konnte er indes nicht mal erahnen. Und spüren auch nicht, denn die Verbrennungen dritten Grades hatten u.a. die Nervenbahnen zerstört, "und ich war zudem voll mit Adrenalin", erinnert sich der 60-Jährige an diesen Schicksalstag.

Die polizeilichen Ermittlungen ergaben später: In der Spedition lagerten an diesem Tag 12,5 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien. Die Ursache dafür, warum sie Feuer gefangen hatten, ist bis heute ungeklärt.

Bernhard Janeck, der bis dahin im Dienst vor schweren Verletzungen verschont geblieben war, kam noch in der gleichen Nacht in die BG Unfallklinik in Buchholz. Die kannte er - bislang allerdings nur vom Namen. Oft waren Schwerstverletzte, die er und seine Kollegen geborgen hatten, dorthin gebracht worden. In Buchholz wurde Janeck sofort in ein künstliches Koma gelegt, aus dem er erst vier Wochen später langsam wieder erwachte. Da hatte er bereits einige Operationen und Behandlungen hinter sich. Das Feuer war so heiß, dass Teile seines Helms mit seinem Hinterkopf verschmolzen waren. Sein Gesicht war verbrannt, seine Arme, Hände, Beine und Teile des Oberkörpers ebenfalls. Dass er den schweren Unfall überhaupt überlebte, hat er nach Ansicht seiner Ärzte vor allem seiner guten Konstitution zu verdanken. Weniger Trainierte wären wohl gestorben, wenn 30 Prozent ihrer Haut so schwer verbrannt gewesen wären.

Die BG Unfallklinik ist eines von wenigen Spezialzentren für Brandopfer. Hier arbeiten zum Beispiel Fachleute für plastische Chirurgie und Pflegepersonal, das weiß, wie es Brandwunden verbindet, so dass der Patient nicht all zu große Qualen erleiden muss. Das Expertenteam um Professor Homann vollbrachte Unglaubliches: Denn heute können Fremde dem inzwischen pensionierten Feuerwehrmann nicht mehr ansehen, wie zerschunden sein Körper nach dem Unglück gewesen ist. Nur er selbst meint, dass er vorher ein bisschen anders ausgesehen habe.

"Noch als ich im Koma lag, begannen die Therapeuten damit, meine Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen", erzählt er. Das, was er als "traumhafte Behandlung" bezeichnet, rang ihm alles ab. Oft musste er während der Therapien und Behandlungen die Zähne fest aufeinander beißen, weil es ihn überall am Körper schmerzte. Dennoch macht er bereitwillig alles mit, was seiner Genesung diente.

Bernhard Janeck lag viele Wochen im Krankenhaus, bis er dort mit der stationären Reha beginnen konnte, an die sich noch bis Anfang dieses Jahres weitere ambulante Sitzungen anschlossen. Vom Klinikpersonal ist er bis heute begeistert und von der Anteilnahme vieler Bürger auf seinen Unfall immer noch beeindruckt. "Da haben sogar wildfremde Bürger auf Tapetenrollen unterschrieben und gute Besserung gewünscht", erzählt er.

Für Bernhard Janeck stand von Anfang an fest, dass er nur dann wieder in seinen Dienst zurückkehren würde, wenn er ihn in vollem Umgang auch ausüben kann. Doch das funktionierte nicht. Denn zum Beispiel auf eine Leiter gehen konnte er lange Zeit gar nicht. Weil er aber zum Unfallzeitpunkt schon 58 Jahre alt war und somit regulär nur noch zwei Jahre bis zur Rente hätte arbeiten müssen, entschied er sich im Oktober 2015, in Pension zu gehen. Froh darüber, diesen furchtbaren Einsatz überlebt zu haben und mindesten ebenso erleichtert, dass seine beiden beteiligten Kollegen schnell auf die Beine kamen und inzwischen wieder als Feuerwehrleute arbeiten können. Denn ihnen galt als allererstes seine Sorge, als er in Buchholz aus dem Koma erwachte.

(RP)
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