Duisburg Tiefe Enttäuschung bei Grünen und FDP

Duisburg · Freude bei der SPD, Zufriedenheit bei der CDU, lange Gesichter bei FDP und Grünen und Entsetzen über das Abschneiden der Rechten. Am Montag steht fest: Thomas Mahlberg zieht über die Landesliste der CDU in den Bundestag ein.

 Gespannt verfolgten die Politiker im Ratssaal, wie die ersten Ergebnisse auf die Leinwand projiziert wurden.

Gespannt verfolgten die Politiker im Ratssaal, wie die ersten Ergebnisse auf die Leinwand projiziert wurden.

Foto: Reichwein

Bevor die Ergebnisse über die Leinwände flimmerten, war eindeutig ein Mann Star im Ratssaal am Burgplatz: Innenminister Ralf Jäger war mit Bodyguards und Ehefrau vorbei gekommen und ließ sich bereitwillig interviewen und ablichten. Später dann richtete sich das Scheinwerferlicht auf die beiden lokalen Wahlsieger, Bärbel Bas und Mahmut Özdemir, die für ihre Partei, die SPD, wieder beide Wahlkreise souverän gewannen.

"Das ist ein schönes Ergebnis", sagte der 26-jährige Bundestagsneuling Özdemir, der seine Familie zur Unterstützung mitgebracht hatte. Zwar seien es ein paar Prozent weniger geworden als bei seinem Vorgänger bei der Wahl 2009. Aber das führt Özdemir vor allem auf den Neuzuschnitt der Wahlkreise zurück: "Duissern ist für mich dazugekommen. Der Stadtteil ist nicht unbedingt dafür bekannt, sehr sozialdemokratisch zu sein."

Özdemirs Parteikollegin Bärbel Bas zeigte sich "zwiegespalten", was ihre Gefühle angeht. "Ich hatte mir 45 Prozent plus X vorgenommen, und das hat auch geklappt. Für mich persönlich ist das ein tolles Ergebnis", sagte sie. Leider sehe das auf Bundesebene ein wenig anders aus. "Da ist es nicht ganz so toll gelaufen, das trübt die Stimmung natürlich ein wenig."

Volker Mosblech, der für die CDU im Norden angetreten war, konnte Sonntagabend vor allem über das Ergebnis der Christdemokraten auf Bundesebene jubeln: "Das ist ein fantastisches Ergebnis für Angela Merkel." Dass er persönlich keine wirklich Chance hatte, in den Bundestag einzuziehen, genau so wenig wie sein Parteikollege Thomas Mahlberg im Duisburger Süden, war ihm natürlich von vorne herein klar. "Aber wir können mit unserem Ergebnis in Duisburg zufrieden sein. Die Tendenz geht nach oben", sagte Mosblech.

Alles andere als Grund zum Jubeln hatte die FDP am Sonntagabend. "Das ist ein ganz schwarzer Tag für uns, eine Katastrophe", sagte Jörg Löbe, der als Kandidat für den Wahlkreis Süd antrat. Es sei fest davon ausgegangen, dass es seine Partei erneut in den Bundestag schaffen würde, wenn auch mit Verlusten. "Das, was da passiert ist heute, war nicht abzusehen. Das kam so nicht rüber an unseren Infoständen, im Gegenteil", sagte auch sein Parteikollege Frank Albrecht, Direktkandidat im Wahlkreis Nord. Er sei "entsetzt" über diese "bittere Niederlage". Beide waren sich einig: Dieses Ergebnis sei eine Sache, die sich die Bundespartei zuzuschreiben habe. "An unseren Infoständen haben wir mehr als einmal gehört, dass die Wähler mit der Führungsspitze Brüderle / Rösler nicht zufrieden sind", sagte Löbe.

Der Duisburger Ratsherr der Liberalen, Wilhelm Bies, hatte befürchtet, dass seine Partei aus dem Bundestag fliegen könnte. "Ich gehe jetzt baden", verkündete er am Tisch der FDP und schob erklärend hinterher, "dass ich fast jeden Sonntag schwimmen gehe."

Tief enttäuscht war man auch im Lager der Grünen. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte Parteisprecher Matthias Schneider, der für seine Partei im Norden ins Rennen geschickt worden war. Er glaube, dass "wir im Wahlkampf einige Themen nicht deutlich genug ausgesprochen haben. Integration, Umwelt, Energie — uns ist es nicht gelungen , das in den Vordergrund des Wahlkampfes zu rücken. Das ist uns in den letzten Jahren besser gelungen", so Schneider. Auch seine Parteikollegin Anna von Spiczak, Direktkandidatin im Duisburger Süden, war enttäuscht. "Ich hatte mehr erwartet", gab sie ehrlich zu. "Wir hatten großen Zuspruch im Wahlkampf." Erschüttert war sie allerdings, als sie feststellen musste, dass in einigen Kommunalwahlbezirken die Rechtsradikalen noch an den Grünen vorbeizogen sind.

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(RP)
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