Duisburg Triennale: Materie und Knochenstaub

Duisburg · Einige Höhepunkte der diesjährigen Ruhrtriennale vom 15. August bis zum 28. September steigen in Duisburg. In der Kraftzentrale gibt es die Deutsche Erstaufführung der außergewöhnlichen Oper "De Materie" von Louis Andriessen.

 Die Kraftzentrale im Landschaftspark Nord wird im September Schauplatz der großen musikalisch-theatralen Konstellation "Surrogate Cities Ruhr". Der Kartenvorverkauf für die Ruhrtriennale hat bereits begonnen.

Die Kraftzentrale im Landschaftspark Nord wird im September Schauplatz der großen musikalisch-theatralen Konstellation "Surrogate Cities Ruhr". Der Kartenvorverkauf für die Ruhrtriennale hat bereits begonnen.

Foto: Marc Coudrais

Jetzt stellte Intendant Heiner Goebbels in der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord das Programm seines dritten und somit letzten Jahrgangs der Ruhrtriennale vor. Die Eröffnungspremiere und einige der Höhepunkte des Festivals vom 15. August bis zum 28. September steigen in Duisburg.

Es beginnt am 15. August in der Kraftzentrale im Landschaftspark Nord mit der von Heiner Goebbels inszenierten Deutschen Erstaufführung der Oper "De Materie" von dem vor 75 Jahren geborenen Louis Andriessen. Es geht darin um die Zusammenhänge von Materie, Geist und Gesellschaft. Diese erste große Musiktheaterarbeit des niederländischen Komponisten für Solisten, Sprecherinnen, Chor und großes Ensemble wurde seit ihrer Uraufführung in Amsterdam 1989 nicht wieder szenisch realisiert. Andriessens Musik ist wie Architektur: Sie pulsiert, schwebt und lässt dem Hörer Raum. Mit "De Materie" führt die Ruhrtriennale nach den erfolgriechen Produktionen "Prometheus" von Carl Orff und "The delusion of the fury" von Harry Partch ein weiteres außergewöhnliches Musiktheaterwerk des 20. Jahrhunderts auf, das traditionelle Muster der Oper überwindet und ihren Möglichkeitsraum erweitert.

Einen Tag später, am 16. August, folgt dann in der Gebläsehalle die Premiere der Choreographie für 40 Maschinen "Le Sacre du Printemps" von Romeo Castellucci mit der Musik von Igor Strawinsky. Statt Tänzern gibt es hier tierischen Knochenstaub, der rhythmisch von der Decke rieselt — das Publikum ist natürlich mit einer Plastikplane vor dem Einatmen geschützt.

In die Grenzbereiche von Tanz und Bildender Kunst führen die Performances von Tino Sehgal am 30. August in der Kraftzentrale und "Broken Lights" von Saburo Teshigawara, der riskant mit Glas zu tanzen pflegt, ab dem 12. September in der Gebläsehalle. "Surrogate Cities Ruhr" ist dann eine Choreographie für das Ruhrgebiet auf das bekannte Orchesterwerk "Surrogate Cities" von Heiner Goebbels. Die Choreographin Mathilde Monnier erforscht dafür mit 140 Kindern und Jugendlichen deren Bewegungsrepertoire und setzt es in ein spannungsvolles Verhältnis zur Musik. So sollen die Mitwirkenden zu Mitautoren werden, die ihre Wahrnehmungen im städtischen Raum in Bilder von Kollektivität und Einsamkeit verwandeln. Das Ergebnis wird ab dem 20. September in der Kraftzentrale präsentiert.

Zwei Installationen sind hier während der ganzen Dauer der Ruhrtriennale zu erleben. "Melt" von dem Künstlerduo cantoni crescenti verlegt auf die 70 Meter lange Hochofenstraße im Landschaftspark 55 spiegelnde, schwankende Aluminiumplatten. Und der Künstler Gregor Schneider möchte mit seiner Raumskulptur "Totlast" das Lehmbruck-Museum nach eigenen Worten "umgraben".

(hod)
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