Duisburg Trotz Terror: Weiter leben wie bisher

Duisburg · Angesichts der aktuellen Ereignisse steigt bei vielen Bürgern die Angst, zu öffentlichen Veranstaltungen zu gehen. Aus Sicht der Duisburger Polizei besteht dazu hier kein Grund.

Polizei auf dem Weihnachtsmarkt: Das gehört längst zum vertrauten Bild, auch auf Duisburger Königstraße. Ihr Augenmerk gilt aber eher Taschendieben als potenziellen Terroristen.

Polizei auf dem Weihnachtsmarkt: Das gehört längst zum vertrauten Bild, auch auf Duisburger Königstraße. Ihr Augenmerk gilt aber eher Taschendieben als potenziellen Terroristen.

Foto: Christoph Reichwein

"Wir haben keine konkreten Hinweise", sagt Polizeiprecher Achim Wawrzeniewski, auf die Frage, ob zum Beispiel bei Spielen in der Schauinslandreisen-Arena oder auf dem Weihnachtsmarkt mit einer besonderen Gefahrenlage durch Terroranschläge gerechnet werden müsse. Wenn es Hinweise gebe, dann würden die Sicherheitsbehörden mittelbar reagieren, so wie es am Dienstagabend in Hannover der Fall war.

Nach Erkenntnissen der Polizei hat sich die salafistische Szene in Duisburg bislang nicht etablieren können. Und ihm sei auch nicht bekannt, dass hier - anders zum Beispiel als in Dinslaken - IS-Anhänger aktiv seien, so Wawrzeniewski. Er vertritt die Auffassung, dass zwar jeder die Augen offen halten, aber so wie bisher weiterleben sollte. Das gelte auch für den Weihnachtsmarkt, der immer eine große Anziehungskraft hat. Die Polizei wird die Meile auf der Kö wie üblich besonders im Auge haben, allerdings nicht wegen denkbarer Anschläge, sondern weil sich unter den Besuchern erfahrungsgemäß Kriminelle befinden, die die Enge in der Masse ausnutzen. Der Weihnachtsmarkt ist seit Jahren auch Tummelplatz von Taschendieben. Durch ihre Präsenz will die Polizei diese Kriminellen abschrecken und ihnen möglichst auch das Handwerk legen. Nicht allen Duisburgern fällt es allerdings leicht, bedenkenlos über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, zeigte eine Umfrage unter Passanten.

Die Berichte von den Anschlägen in Paris am vergangenen Wochenende stecken manchen noch in den Knochen. Und auch die Absage des Fußballspiels in Hannover am Dienstag hat für Verunsicherung gesorgt. Von Angst sprechen aber nur wenige. Allerdings geben viele zu, achtsamer auf den Straßen unterwegs zu sein. Ist ein Anschlag auch hier vorstellbar? Viele Passanten sagen "Ja". "Warum sollte es nur bei Paris bleiben?" sagte einer der Befragten. Doch wie viele andere, sagt auch er: "Über den Weinachtsmarkt und zum Fußball gehe ich trotzdem."

Auch wenn es den meisten wohl flau im Magen wird beim Gedanken daran, dass Szenen wie in Paris auch hierzulande möglich sind, zeigen die meisten Entschlossenheit. Sich in Angst zuhause zu verkriechen scheint für kaum jemanden der Befragten eine Option zu sein.

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Stadion in Hannover evakuiert

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Foto: ap, PRO

Fühlen sich die Passanten nach den Anschlägen zunehmend bedroht? Hier sind sich alle einig: eindeutig "ja". Allerdings kommen einige darauf zu sprechen, dass auch davor die Stimmung sehr angespannt gewesen sei. Radikale Bewegungen seien lange vor den Anschlägen in Paris zu einem Teil des Alltags geworden. "Aber die Ereignisse in Paris schocken natürlich erstmal, ich konnte es anfangs gar nicht begreifen", sagte gestern eine Passantin. Doch was sind jetzt die Erwartung, wie geht man mit diesen Gefühlen um? Manche Duisburger forderten strengere Kontrollen an den Grenzen oder gar deren Schließung, prangern die Flüchtlingspolitik an. Andere sahen eine Lösung nur in dem Zusammenhalt der EU. Und manche gaben letztendlich offen zu, sehr verunsichert zu sein und einen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt erst einmal gestrichen zu haben.

(RP)
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