Duisburg UDE: Mit Textilien nach wertvollen Edelmetallen fischen

Duisburg · In jedem mobilen Endgerät steckt Gold, jeder Autokatalysator enthält Palladium. Derartige Edelmetalle zu gewinnen ist jedoch mit erheblicher Umweltbelastung verbunden. Die Förderung der Erze ist nicht nur energieintensiv, sondern trägt auch zur Bodenversauerung und -überdüngung bei. Allein durch den Abbau von Palladium werden jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Auf der Basis von neuartigen Textilfiltern haben Forscher des Deutschen Textilforschungszentrums Nord-West gGmbH (DTNW) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) und vom Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. (IUTA) eine effiziente Lösung entwickelt, um solche Wertmetalle aus Industrieabwässern zurückzugewinnen und so wiederverwerten zu können. Diese herausragende Forschungsleistung für den Klimaschutz wurde nun von der Initiative KlimaExpo.NRW als qualifiziertes Projekt geehrt.

Gegenwärtig schlummern in der Elektronikindustrie wiederverwendbare Edelmetalle von über zehn Milliarden Euro. Viele elektronische Produkte werden bereits recycelt, jedoch sind noch nicht alle Quellen der Wiederverwertung erschlossen, das Potenzial ist groß. "Neben Elektroschrott stellen industrielle Abwässer eine bedeutende Wertmetallquelle dar", sagt Dr. Klaus Opwis, Wissenschaftler am DTNW.

"Die Schwierigkeit besteht darin, die Edelmetalle aus diesen Abwässern, in denen sie nur niedrig konzentriert vorkommen, selektiv herauszufischen." Genau das ist den Forschern gelungen. Das Projekt "Textilfilter für Wertmetalle" wurde daher kürzlich in die Liste qualifizierter Projekte der KlimaExpo.NRW aufgenommen.

Die KlimaExpo.NRW ist eine ressortübergreifende Initiative der NRW-Landesregierung und sucht bundesweit Projekte, die einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten und wirtschaftliche Dynamik fördern. "Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit neuen, innovativen Verfahren verborgene Potenziale zu Tage bringen kann und damit Klimaschutz und wirtschaftlichen Erfolg gleichermaßen stärkt", betont Dr. Heinrich Dornbusch, Vorsitzender Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW. Das Forscherteam entwickelte ein mit Polyelektrolyten funktionalisiertes Textil, welches beispielsweise Palladium ganz gezielt auch aus niedrig konzentrierten Industrieabwässern herausfiltern kann. Das war mit bisherigen Methoden nicht möglich, die entweder höhere Konzentrationen des Zielstoffes benötigen oder nicht selektiv arbeiten und dadurch auch Nichtedelmetalle wie Calcium, Magnesium oder Eisen filtern. "Unser Verfahren ist nicht nur einfach anzuwenden, sondern auch sehr kostengünstig", ergänzt Opwis. Die Praxistauglichkeit des Systems wurde bereits eindrucksvoll am Beispiel von palladiumhaltigen Abwässern der Leiterplattenindustrie unter Beweis gestellt. Diese Abwässer mussten bisher aufwändig entsorgt werden.

Der Anwendungsbereich lässt sich womöglich noch erweitern. "Wir forschen gerade daran, das Textil auch in der Umwelttechnik, zum Beispiel bei der Sanierung von Chromat-haltigen Böden und Grundwässern einzusetzen", so Opwis. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erhielten die Forscher für ihrVerfahren bereits den Rohstoffeffizienzpreis 2014. Strategische Partnerschaften und Forschungskooperationen mit weiteren nordrhein-westfälischen Unternehmen aus den Bereichen Textilveredlung, Anlagenbau und Metallverarbeitung sollen nun die Kommerzialisierung des Verfahrens weiter vorantreiben.

(cobr)
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