Duisburg Und ewig dröhnen die Glocken

Duisburg · Im jüngsten, dritten Kammerkonzert in der Philharmonie Mercatorhalle spielte das Klavierduo von Denys Proshayev sowie seiner Ehefrau und Kollegin Nadia Mokhtari ein rein russisches Programm.

 Die im französischen Lyon geborene Nadia Mokhtari überzeugte vor allem bei den vierhändig gespielten Werken mit ihrem Kollegen und Ehemann.

Die im französischen Lyon geborene Nadia Mokhtari überzeugte vor allem bei den vierhändig gespielten Werken mit ihrem Kollegen und Ehemann.

Foto: Uwe Arens

Der Pianist (und inzwischen auch Dirigent) Denys Proshayev, geboren 1978 in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, ist dem hiesigen Publikum bereits bestens bekannt: 2009 trat er erstmals in einem Duisburger Kammerkonzert auf und danach als Klavier-Solist in einigen Ballettproduktionen der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg (die RP berichtete). Nun war er wieder da, zusammen mit seiner Ehefrau und Kollegin, der im französischen Lyon geborenen Nadia Mokhtari. Das war auch diesmal wieder ein Bechstein-Klavierabend, und die renommierte Firma verlieh nicht nur einen zweiten Flügel aus eigener Produktion, sondern überholte auch das städtische, vor acht Jahren von der Sparkasse finanzierte Instrument.

 Denys Proshayev, geboren 1978 in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, ist dem hiesigen Publikum bereits bestens bekannt.

Denys Proshayev, geboren 1978 in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, ist dem hiesigen Publikum bereits bestens bekannt.

Foto: Uwe Arens

Zu Beginn führten sich die beiden mit je einem kurzen und relativ bekannten Klavierstück ein, das der vor 125 Jahren geborene Sergej Prokofjew nach eigenen Ballettmusiken schrieb, nämlich Nadia Mokhtari mit dem Walzer "Cinderella und der Prinz" (1944) und Denys Proshayev mit "Romeo und Julia nehmen Abschied" (1937). Die Dame spielt meist sensibler als der Herr, manchmal sogar zu leise. Das setzte sich fort in der Suite für zwei Klaviere op. 6, die der kaum 16-jährige Dmitri Schostakowitsch 1922 zum Andenken an seinen gerade verstorbenen Vater komponierte. Das ist ein schon recht reifes Werk, die Glockenmotive im letzten Satz verwendete Schostakowitsch 53 Jahre später in seinem letzten Werk, der Sonate für Viola und Klavier, zu seinem eigenen Gedenken.

Die beiden Solisten harmonierten besser zu vier Händen an einem Flügel. Das zeigte sich nach der Pause in der "Suite im alten Stil", die der Deutschrusse Alfred Schnittke (1934-1998) 1972 schrieb und die weitgehend an Igor Strawinskys "Pulcinella" erinnert, hier als Uraufführung jener klangvollen Bearbeitung eben zu vier Händen von dem 1960 geborenen ukrainischen Komponisten Alexander Shchetynsky, welche die beiden bereits auf CD eingespielt hatten. Der Abend rundete sich mit der Suite für zwei Klaviere Nr. 1 op. 5 "Fantaisie (Tableaux)" (1893) des 20 Jahre jungen Sergej Rachmaninow.

Wie bei der Suite von Schostakowitsch ist das eine beachtliche Talentprobe mit einigen verblüffenden Einfällen, eine durchaus reizvolle Mischung aus modernen und (bei Rachmaninow noch vorherrschenden) romantischen Elementen. Am Ende gewinnen auch hier die Glocken.

Dem Klavierduo gelang es meistens, die raffinierten Klaviersätze stimmig herüberzubringen. Sie bemühten sich redlich, Funken aus der stellenweise etwas dürftigen musikalischen Substanz zu schlagen. Immerhin waren ihre Virtuosität und ihr Sinn für Poesie so groß, dass zwei Zugeben fällig wurden.

(hod)
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