Duisburg Unternehmer kritisieren Einmischung der Politik

Duisburg · Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes in Duisburg, kann dem Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für das Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeitarbeit wenig abgewinnen. "Wir sind uns zwar in dem Ziel einig, dass im 21. Jahrhundert, in unserer digitalen Zeit, Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden müssen. Der eingeschlagene Weg mit einer 'Brückenteilzeit' ist jedoch grundfalsch", ist Wolfgang Schmitz überzeugt. Wieder einmal mische sich die Politik einseitig zugunsten der Beschäftigten in die Arbeitsbeziehungen ein. "Hier kippt die Politik den Unternehmern alle Probleme vor die Füße, anstatt selbst ihre Hausaufgaben zu machen."

Aus Sicht der Arbeitgeberorganisation ist Heils Konzept ein klarer Fall von falscher Prioritätensetzung: "Wenn jemand ungewollt Teilzeit arbeitet, liegt das fast immer an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder." Die Kommunen könnten bei der Kinderbetreuung längst nicht alle Wünsche - und auch nicht zu einem angemessenen Preis für die Eltern - erfüllen. Der Kampf um einen Kita-Platz nehme in einigen Großstädten groteske Formen an: Ähnlich einem Casting müssten sich die Eltern mit Lebenslauf bewerben und vorab Bereitschaft zeigen, in der Freizeit z. B. den Garten der Kita zu pflegen. Schmitz fordert: "Höchste Priorität für die Politik sollte der schnellstmögliche Ausbau der bezahlbaren Ganztagskinderbetreuung sein, damit mehr Eltern die Möglichkeit erhalten, vollzeitnah zu arbeiten." Kontraproduktiv sei die geplante Brückenteilzeit, die neue Gesetze, bürokratische Regelungen und dirigistische Eingriffe des Gesetzgebers in die betriebliche Arbeitszeitgestaltung mit sich bringe. "Wenn Arbeitnehmer Anspruch darauf haben, ihre Arbeitszeit zu verlängern, ist das ein schwerwiegender Eingriff in die betrieblichen Arbeitsabläufe und in die unternehmerische Freiheit", kritisiert der Hauptgeschäftsführer. Für Unternehmen werde es dann noch aufwändiger und schwieriger, ihr Personal vernünftig zu planen. "Erst muss bei Teilzeit individuell geklärt werden, ob Arbeit vertagt, auf Kollegen verteilt oder durch eine befristete Ersatzkraft erledigt werden kann." Diesen Ersatzkräften müsse dann gekündigt werden, wenn wieder Vollzeit gewünscht sei. "Das ist fast schon kurios, denn auch gegen befristete Arbeitsverträge läuft die Politik ja schon lange Sturm", so Schmitz. "Der Wunsch flexibler Arbeitszeiten wird auf betrieblicher Ebene schnell, partnerschaftlich und unbürokratisch besprochen. Weil Fachkräfte fehlen, kann es sich kaum ein Unternehmen erlauben, solche Wünsche auszuschlagen", meint Schmitz.

(RP)
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