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RP-Serie: Heimat Unternehmerin mit Rübenkraut

Duisburg · Liesel Hannen ist Geschäftsfrau - mehr aus Leidenschaft als aus finanziellem Antrieb: Immer samstags öffnet sie die alte Krautfabrik Bornheim. Bis auf den Dampfkessel ist die Anlage erhalten.

 Liesel Hannen in der Krautfabrik Bornheim in Kamp-Lintfort: "Hier kann ich richtig runterfahren."

Liesel Hannen in der Krautfabrik Bornheim in Kamp-Lintfort: "Hier kann ich richtig runterfahren."

Foto: Marcus Koopmann

Das ist ein perfekter Ort zum Entschleunigen: In der Krautfabrik Bornheim scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Krautpresse und Krautkocher stammen aus den 1950er Jahren, als Hermann Bornheim senior, der von 1887 bis 1959 lebte, den Betrieb modernisierte und zur Fabrik erweiterte. "In unserer Jugend haben wir davor gesessen und Lateinvokabeln gelernt, während wir den Kochvorgang überwacht haben", erzählt Liesel Hannen. Die Enkelin von Hermann Bornheim senior hält sich gern in der Krautfabrik in der Kirchhoffstraße in Kamperbrück auf, die 1760 gegründet wurde. "Hier kann ich richtig runterfahren" erzählt die 58-jährige Bankkauffrau und Landwirtin. "Alles strahlt eine unheimliche Ruhe aus."

Weil sie das Entschleunigen genießt, fährt sie jeden Samstag zur Krautfabrik, um sie zu öffnen. Von 9 bis 12 Uhr verkauft sie Rübenkraut, Apfelkraut mit Rosinen und Birnenkraut, die nach dem Bornheimverfahren hergestellt werden. Es ist ein entschleunigtes Verfahren. Zum Beispiel werden die Rüben zehn Stunden gedämpft, dann gepresst und fünf Stunden schonend eingedickt. "Dadurch schmeckt das Rübenkraut mild, sieht goldig aus und hat eine besondere Konsistenz", erzählt Liesel Hannen. "Industrielle Verfahren arbeiten mit Überdruck. Dadurch geht alles schneller."

Bis 1981 produzierte die Krautfabrik ihre Produkte noch selbst nach dem Bornheimverfahren. Doch dann explodierte der Dampfkessel, der die Energie für die kleine Fabrik erzeugte. Hermann Bornheim junior, der von 1920 bis 2012 lebte, ließ das Herzstück der Fabrik nicht mehr neu errichten. "Ende der 60er Jahre hatte die Produktion ihren Höchststand erreicht", begründete er 1996 den Rückzug aus der Fabrikation, als es noch keinen Trend zu hochwertigen Lebensmittel aus der Region gab.

"Es waren 125 Tonnen Rübenkraut, 50 Tonnen Apfelkraut und 75 Tonnen Marmelade. In den 70er Jahren wurde es immer schwieriger, gegen industrielle Ware zu bestehen. Ich hätte meinen Kindern abgeraten, die Krautfabrik zu übernehmen." Obwohl er hauptberuflich bei Matonair - heute IMI - in Alpen arbeitete, hing sein Herz an der Krautfabrik. "Mein Vater hat die Krautfabrik vor zehn Jahren abgemeldet, als er 86 Jahre alt war", sagt Liesel Hannen, die seine jüngste Tochter ist. "Offiziell war das zum 31. Dezember 2006. Im Januar 2007 habe ich den Verkauf in der Krautfabrik übernommen. Für meinen Vater war das sehr schön. Er konnte sich weiter mit den Kunden unterhalten, was er sehr gerne gemacht hat. Nebenbei hat er viel zur Geschichte des Hofes gesammelt."

Als die Krautfabrik 2010 ihren 250. Geburtstag feierte, ernannte sie sie zum Museum. Seitdem zeigt sie Besuchern Krautpresse und Krautkocher. Wenn sie in Gruppen kommen, lädt die Issumerin sie anschließend zu einer niederrheinischen Kaffeetafel ein. Neben Kaffee, Korinthenbrot und Schwarzbrot stellt sie Schinken, Wurst und Käse auf den Tisch sowie Rübenkraut, Apfelkraut und Marmelade. "Die Besucher genießen die Atmosphäre", erzählt sie. "Sie genießen die Ruhe, die alles ausstrahlt."

(RP)
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